Elektroauto Tesla kündigt deutschem Zulieferer

US-Elektroauto-Pionier Tesla hat dem schwäbischen Auto-Zulieferer SHW gekündigt. Dies hat Tesla der WirtschaftsWoche exklusiv bestätigt. Tesla bestreitet einen Zusammenhang zur neuen Industriepolitik Donald Trumps. Die für das wichtige Massenmodell Tesla Model 3 bestimmten Teile seien vielmehr technisch unzureichend gewesen.

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Tesla: Der Elektroautopionier hat einem deutschen Zulieferer gekündigt. Quelle: REUTERS

Der US-Autobauer Tesla steckt hinter der überraschenden Kündigung eines Großauftrages beim schwäbischen Automobilzulieferer SHW. Dies hat Tesla der WirtschaftsWoche gerade offiziell bestätigt. SHW hatte am vergangenen Dienstag nach eigenen Angaben völlig überraschend einen bereits vertraglich vereinbarten Auftrag über Achsgetriebepumpen im Volumen von insgesamt 100 Millionen Euro verloren. Die Stornierung trifft den schwäbischen Automobilzulieferer schwer, da mit VW gerade ein anderer Großkunde schwächelt. Ein SHW-Sprecher wollte auf Anfrage der WirtschaftsWoche lediglich bestätigen, dass der Auftraggeber „ein großer Hersteller voll-elektrischer Fahrzeuge“ gewesen sei. Welcher genau, wollte der SHW-Sprecher nicht sagen und berief sich auf eine vertragliche Verschwiegenheitspflicht.

Inzwischen hat sich der US-Autobauer Tesla der WirtschaftsWoche gegenüber jedoch geoutet und seine Gründe für die Stornierung dargelegt: Dass die offen protektionistische Industriepolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump im Zusammenhang mit der Stornierung steht, bestreitet das kalifornische Unternehmen dabei indirekt. Tesla-Chef Elon Musk gehört zum engsten Beraterstab Trumps; erst vergangene Woche gab es ein erneutes Treffen der beiden. Trump setzt gerade seine Wahlkampf-Drohungen nach und nach um und drängt zum Beispiel US-Autobauer, geplante Werke außerhalb der USA zu verwerfen und mehr Teile aus US-Produktion zu verbauen. Außerdem er will ausländische Waren mit hohen Importzöllen belegen.

Grund für die Stornierung der SHW-Teile seien jedoch technische Mängel an den Teilen gewesen, sagte ein Tesla-Sprecher der WirtschaftsWoche am Donnerstagabend: „Wir können bestätigen, dass Tesla der genannte E-Auto-Hersteller ist und dass Tesla den Auftrag stornieren musste, weil nötige Performance- und Qualitätsstandards leider nicht eingehalten wurden“. Außerdem habe SHW Vertraulichkeits-Vereinbarungen missachtet. Tesla muss leider sehr rigoros vorgehen, um den Zeitplan für die Produktion des Massen-E-Mobils Model 3 nicht zu gefährden, teilte der US-Autobauer weiter mit. Tesla hat für das Model 3 weltweit 400.000 Vorbestellungen erhalten; der Zeitplan für die Markteinführung gilt als sehr ehrgeizig; ein Erfolg des ersten rein elektrischen Massenmarkt-Modells in sehr hoher Stückzahl gilt als kritisch für Tesla und als Meilenstein für den Durchbruch der Elektromobilität insgesamt.

SHW beruft sich auf erneute Nachfrage der WirtschaftsWoche dagegen nach wie vor auf die vertraglich vereinbarte Verschwiegenheitspflicht und will den Namen des Auftraggebers weiterhin nicht nennen. Technische Mängel schließe man weiterhin aus, sagte ein SHW-Sprecher der WirtschaftsWoche. „Die von dem Autohersteller angeführten Gründe sind aus unserer Sicht nicht zutreffend“, hieß es knapp aus Aalen. Ein juristisches Nachspiel der scheint indes wahrscheinlich: Gegen die Stornierung prüfe SHW nun weiterhin den Klageweg.

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