Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies will Autozulieferer möglichst früh in den Umbau im VW-Konzern einbeziehen. Es bestehe die berechtigte Sorge, ob das Beschäftigungsniveau und die Innovationsfähigkeit im Bundesland zu halten seien, sagte der SPD-Politiker nach einem Treffen des Konzerns mit Zulieferern und Verbänden am Dienstag in Hannover. Die Unternehmen dürften deshalb nicht erst beim Einkauf von Komponenten gefragt sein, sondern müssten schon in die Entwicklung neuer Produkte eingebunden werden.
An dem zweistündigen Gespräch nahmen am Dienstag rund 25 Vorstände von niedersächsischen Unternehmen aus der Zuliefererbranche teil. Das Wirtschaftsministerium hatte das Treffen vermittelt. VW sollte die Automobilzulieferer über die Auswirkungen des „Zukunftspakts“ aufklären.
Der Automobilhersteller hatte zuletzt unter anderem den Abbau von 23.000 Jobs und eine stärkere Ausrichtung auf Elektroautos sowie Digitalisierung angekündigt. Der Konzern will Vorreiter bei diesen Themen werden und bis 2025 eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straße bringen.
Noch immer lieferten 75 Prozent der Unternehmen Teile und Technik für Verbrennungsmotoren, sagte der Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen, Volker Müller. „Die Betroffenheit der Industrie bei der Transformation von Verbrennungsmotor in Richtung Elektromotor ist enorm.“
Die weltweit größten Autozulieferer
Faurecia (Frankreich)
Umsatz 2016: 18,711 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 18,770 Milliarden Euro
Veränderung: -0,3 Prozent
Hauptprodukte: Sitze und Innenausstattung
Quelle: Berylls Strategy Advisors, Stand: Juni 2017
Michelin (Frankreich)
Umsatz 2016: 20,907 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 21,199 Milliarden Euro
Veränderung: -1,4 Prozent
Hauptprodukte: Reifen
Bridgestone-Firestone (Japan)
Umsatz 2016: 22,485 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 24,094 Milliarden Euro
Veränderung: -6,7 Prozent
Hauptprodukte: Reifen
Aisin (Japan)
Umsatz 2016: 27,977 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 24,133 Milliarden Euro
Veränderung: +15,9 Prozent
Hauptprodukte: Getriebe, Bremssysteme, Karosserie- und Motorenteile
Hyundai Mobis (Südkorea)
Umsatz 2016: 30,227 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 28,096 Milliarden Euro
Veränderung: +7,6 Prozent
Hauptprodukte: Cockpit-, Frontend- und Chassismodule
ZF Friedrichshafen (Deutschland)
Umsatz 2016: 32,353 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 27,113 Milliarden Euro
Veränderung: +19,3 Prozent
Hauptprodukte: Fahrwerks- und Antriebssysteme, Elektronik/Software
Magna (Kanada)
Umsatz 2016: 34,587 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 29,408 Milliarden Euro
Veränderung: +17,6 Prozent
Hauptprodukte: Karosserie & Fahrwerksysteme, Exterieur-Ausstattungen
Denso (Japan)
Umsatz 2016: 36,301 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 34,299 Milliarden Euro
Veränderung: +5,8 Prozent
Hauptprodukte: Klimasysteme, Motorsteuerung, Human-Machine-Interface
Continental (Deutschland)
Umsatz 2016: 40,550 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 39,232 Milliarden Euro
Veränderung: +3,4 Prozent
Hauptprodukte: Brems-, Fahrwerk- und Sicherheitssysteme, Reifen
Bosch (Deutschland)
Umsatz 2016: 43.936 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 41,657 Milliarden Euro
Veränderung: +5,5 Prozent
Hauptprodukte: Antriebs-, Sicherheits- und Komfortsysteme
VW habe am Dienstag den Zulieferern deshalb die konkreten Absatzzahlen für E-Autos erläutert, auf die sich die Zulieferer einstellen könnten, hieß es vom Wirtschaftsminister. „Wir müssen dafür sorgen, dass Niedersachsen das Land ist, wo die Zukunftstechnologien in der Elektromobilität und in der Digitalisierung auch entwickelt werden können.“ Zuversichtlich stimme in diesem Zusammenhang, dass VW sich bei der Produktion von Batteriezellen für den Standort Salzgitter entschieden habe.
Ein Bestandteil der neuen VW-Strategie sieht auch vor, die überbordende Vielfalt an Bauteilen einzuschränken. Doch was bedeutet das für die Zulieferer, die von dieser Vielfalt bislang profitierten? VW habe am Dienstag den Anwesenden auch darauf eine Antwort geliefert, sagte Lies. Die Industrie könne fortan auf verlässliche Stückzahlen setzen. Das sei auch eine Chance. „Es geht nicht darum, um die Renditeerwartung zu erfüllen, den Druck auf die Zulieferindustrie zu erhöhen“, sagte Lies.