Ärgerlicher als die zusätzlichen Kabel im Kofferraum ist die Tatsache, dass der größte Ladesäulenbetreiber in der NewMotion-App gar nicht angezeigt wird. In Düsseldorf sind es nur zehn Ladesäulen (der vorhin genannten Betreiber). Die Stadtwerke Düsseldorf hingegen bieten derzeit 48 Ladesäulen im Stadtgebiet an – und zumindest in der Anfangsphase ist das Laden dort kostenlos. Man muss sich lediglich registrieren, um die Ladekarte zu erhalten.
Es gibt ähnliche Vor- und Nachteile wie bei NewMotion. Das Laden klappt zuverlässig, allerdings sind die Ladesäulen wieder oft auf Firmengeländen. Die Frage nach dem Kabel ist aber geklärt – man muss es selbst mitbringen. Dann kann über den Schuko-Stecker mit maximal 2,8 kW geladen werden oder mit dem Typ-2-Kabel mit 22 kW.
Der zuverlässigste Ladepunkt während unseres Tests war aber das Laden an der Arbeitsstätte: In der Tiefgarage des Verlagshauses stehen zwei Schuko-Steckdosen mit entsprechend langer Ladezeit bereit. Aber es funktioniert ohne Fehler. Dennoch hat es einen Nachteil: Bereits jetzt reichen zwei Steckdosen nicht mehr aus. Im Testzeitraum waren in den verschiedenen Redaktionen des Verlags drei Elektroautos parallel im Betrieb – zusammen mit einem privaten E-Auto aus der Belegschaft muss da in Schichten geladen werden.
Technische Hintergründe zu Akkus
Eine Batterie hat die Aufgabe, beim Aufladen möglichst viele Elektronen aufzunehmen und diese mit möglichst wenigen Verlusten zu speichern. Beim Entladen gibt sie die Elektronen dann wieder ab, um mit diesem Strom zum Beispiel einen Elektromotor oder ein Handy zu betreiben.
Im Akku übernehmen die sogenannten Lithium-Ionen diese Speicheraufgabe: Diesen Atomen fehlt ein Elektron. Daher sind sie elektrisch positiv geladen. Beim Aufladen strömen negativ geladene Elektronen in den Akku und sammeln sich in einem dichten Geflecht aus dem leitfähigen Kohlenstoff Graphit. Dorthin wandern dann auch die positiv geladenen Lithium-Ionen. Jedes von ihnen bindet ein Elektron – man könnte auch sagen, dass jedes Ion ein Elektron festhält, um die Ladungsneutralität zu gewährleisten. Beim Entladen des Akkus verlassen die Elektronen das Graphit nach und nach wieder. Damit wandern auch die positiv geladenen Lithium-Ionen aus dem Graphit-Netzwerk heraus. Später kann der Ladezyklus dann von neuem beginnen.
Je mehr Lithium-Ionen in einen Akku hineinpassen, umso mehr Elektronen und damit Energie können auf gleichem Raum gespeichert werden. Daher arbeitet Bosch schon länger unter anderem daran, den Graphit-Anteil zu reduzieren oder ganz auf das Graphit zu verzichten. Dies würde die Energiedichte des Akkus deutlich steigern. Das scheint jetzt dem Start-up Seeo, das Bosch gekauft hat, gelungen zu sein.
Unser Test hat gezeigt: Ja, man kann ohne Lademöglichkeit in der eigenen Garage mit einem Elektroauto den Alltag bestreiten, wenn man sich in einem „erkundeten“ und bekannten Gebiet bewegt – etwas Mühe bei der Planung und Bereitschaft zu Umwegen vorausgesetzt.
Schwieriger wird es aber, wenn man dieses angestammte Gebiet mit den bekannten Ladesäulen verlässt. Zum Beispiel: Ein Besuch bei Freunden in Köln. Hin und zurück sind es insgesamt 95 Kilometer. Der Bordcomputer, der erfreulich genau die Reichweite berechnet, zeigt noch 146 Kilometer an. Die Fahrt wäre also kein Problem, nur wäre danach die Reichweite sehr niedrig. Bequemer wäre also, während des Besuchs in Köln nachladen zu können.
Eine einfache Suche zeigt, dass keine 200 Meter von der Haustür entfernt eine Ladesäule von RheinEnergie steht und in Betrieb ist. Der Haken: Wer nicht Kunde ist, muss das Laden zwei Tage vorher anmelden – dafür gibt es den Strom wie bei den Stadtwerken Düsseldorf kostenlos.
Unabhängig von Fragen wie der CO2-Bilanz des Stroms oder Herkunft und Verfügbarkeit der seltenen Batterie-Rohstoffe kann man festhalten: Das Elektroauto selbst funktioniert tadellos. Mit der realistischen Reichweite von 210 Kilometern mit einer 28 kWh-Batterie war auch nie die Angst da, ohne Strom liegenzubleiben – regelmäßige Lade-Planung vorausgesetzt.
Um es bequemer zu machen und vor allem auf eine wahrscheinlich bald ansteigende Zahl von E-Autos vorbereitet zu sein, sollte das Motto gelten „viel hilft viel“. Noch können Sie sich darauf verlassen, dass die Ladesäule auf dem Discounter-Parkplatz vermutlich frei ist. Viele Ladepunkte, möglichst mit einer einfachen Abrechnung, gerne auch als Schnellladesäule, sind der Weg.
Am allerbesten lädt es sich aber immer noch zuhause. Wenn man denn kann.