Elektromobilität Joachim Fetzer: Der Mann für das Elektroauto-Herz

Joachim Fetzer, Vizechef des koreanisch-deutschen Startups SB LiMotive, baut das Herz des Elektroautos: die Batterie.

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Es ist nicht leicht, zu Joachim Fetzer vorzudringen. Minutenlang versucht der Pförtner am Werkstor von Bosch in der Kruppstraße in Stuttgart, das Büro des Managers auf der anderen Straßenseite telefonisch zu erreichen. Nichts zu machen, ständig ist besetzt. „Des isch halt elles neu bei dene da drieba“, sagt der Sicherheitsmann in breitem Schwäbisch. „Da funktioniert no nett alles so, wie es soll.“

Die „da drieba“, das ist die deutsche Dependance der Firma SB LiMotive, deren Geschäfte Fetzer führt. SB LiMotive ist ein Joint Venture von Bosch und dem koreanischen Elektronikkonzern Samsung. Das Unternehmen, das Lithium-Ionen-Batterien für das Elektroauto entwickeln und später in großen Stückzahlen fertigen soll, ist knapp zwei Jahre alt und spielt eine Sonderrolle – sowohl beim größten Autozulieferer der Welt als auch in der deutschen PS-Branche überhaupt.

Südkorea und Süddeutschland

Denn Fetzer und die 500 anderen SB-LiMotive-Mitarbeiter im koreanischen Giheung, in Stuttgart und den amerikanischen Standorten Orion und Springboro tummeln sich ungewohnt unabhängig von starren Konzernstrukturen auf technischem Neuland. Sie probieren und studieren, forschen und improvisieren an der Schnittstelle von Chemie, Elektrotechnik, Informatik und Mechanik. Und dabei müssen sie auch noch die grundverschiedenen Kulturen Südkoreas und Süddeutschlands unter einen Hut bringen.

„Es geht bei uns eher zu wie bei einem Startup“, sagt Fetzer. Der promovierte Elektroingenieur arbeitete zuvor bei Bosch in der Entwicklung von Software unter anderem für Motorsteuergeräte. 2007 wurde er Leiter der Projektgruppe Batterietechnologie, ein Jahr später Vizechef von SB LiMotive.

Die Tüftlertruppe lassen sich Bosch und Samsung viel Geld kosten. Insgesamt 500 Millionen Dollar werden die beiden Konzerne für ihre 50-Prozent-Tochter bis 2013 lockermachen. Und sie wären, sagt Fetzer, „auch bereit, noch mehr zu tun“.

Für so viel Zuwendung gibt es einen guten Grund: Die Batterie ist das Herzstück des Elektroautos. Sie entscheidet, wie weit ein Fahrzeug mit einer Ladung kommt, über die Kosten und die Haltbarkeit des Elektroautos. Will Bosch auch in Zukunft seine starke Stellung als Autozulieferer verteidigen, muss der Konzern auch in der Batterietechnik etwas zu bieten haben. Dabei soll die Kompetenz, die Samsung auf diesem Gebiet besitzt, helfen. Eines Tages, so die Vorgabe von Bosch und Samsung, soll SB LiMotive führender Anbieter von Lithium-Ionen-Akkus sein. Dann wäre das Unternehmen für » » Bosch das, was die Dieselsparte heute ist: eines der wichtigsten Standbeine.

BMW als erstkunde gewonnen

Doch der 48-jährige Fetzer wäre kein echter Diplomingenieur, würde er sich von rosaroten Zukunftsträumen verzücken lassen. Sicher, er glaubt daran, dass die Lithium-Ionen-Batterie den Weg zu Elektromobilität ebnet. Sonst hätte er wohl einen anderen Job. Doch den ganz schnellen Markterfolg der E-Autos sieht er aus einem einfachen Grund nicht: Es gibt nicht genügend Batteriefabriken. Die müssen erst einmal gebaut werden.

Fetzer hat mal nachgerechnet: „Weltweit werden pro Jahr Lithium-Ionen-Batterien mit einer Kapazität von rund vier Milliarden Ampere-Stunden gebaut – für Notebooks, Handys, elektrische Werkzeuge und auch für ein paar Elektroautos. Würde man alle diese Batterien in Elektroautos einbauen, könnte man circa 700 000 Fahrzeuge mit einer 20-Kilowattstunden-Batterie ausrüsten, also weniger als zwei Prozent der weltweit verkauften Autos. Dann könnte aber kein einziges Handy mehr verkauft werden.“

Das zu ändern ist Fetzers Aufgabe. Und angesichts des Einsatzes, mit dem er, seine Mitarbeiter und seine Arbeitgeber zu Werke gehen, stehen die Chancen nicht schlecht, dass es so kommt. Einen ersten Kunden konnte Fetzer im vergangenen Jahr schon vermelden: BMW wird sein erstes Elektroauto mit Batteriezellen von SB LiMotive bestücken.

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