Elektromobilitäts-Index China ist bei Elektroautos auf dem Weg zur Weltspitze

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Index zur E-Mobilität

Nicht zu unterschätzen sind die besonderen sozioökonomischen Bedingungen: China ist mehr als jede andere Nation in der Lage, sehr kurzfristig weitreichende Veränderungen umzusetzen. Das zeigte sich bereits bei der Einführung von Elektrorollern in Shanghai: Konventionell betriebene Motorroller wurden von heute auf morgen verboten, mit entsprechendem Effekt für die Nachfrage nach Elektrorollern.

Ein aktuelles Beispiel ist die Standardisierung von Ladestationen: Während die Standardisierung von Ladeinfrastrukturen in den westlichen Industrienationen noch in weiter Ferne liegt, hat die chinesische Regierung bereits vier verschiedene Standards spezifiziert. Ein fünfter Standard zu den Anforderungen einer Ladestation ist bereits auf dem Weg.

Deutschland

Deutschland hat seine gute Position im Spitzenfeld ausgebaut und den Abstand zum Zweitplatzierten Frankreich verringert - im Wesentlichen dank der starken, leistungsfähigen Anbieterindustrie. So haben deutsche Hersteller inzwischen bereits 25 Elektrofahrzeug-Modelle angekündigt oder schon vorgestellt. Damit hat sich Deutschland - beim Anteil von E-Autos im Verhältnis zur Gesamtpalette von 122 Fahrzeugen - die weltweite Spitzenposition erarbeitet und lässt auch den im April-Index ermittelten bisherigen Spitzenreiter Frankreich deutlich hinter sich.

Doch während Deutschland als Hersteller von Elektrofahrzeugen massiv in den Ausbau der Modellpalette investiert und sich als Technologieführer positioniert hat, konnte es sich mit Blick auf die Nachfragebedingungen nach wie vor nur im oberen Mittelfeld positionieren, wie der weltweite Vergleichsindex von McKinsey zeigt. So werden in Deutschland erst vier Elektroautos auch tatsächlich im Markt angeboten – gegenüber sieben Modellen in Spanien, sechs in Dänemark und fünf in Italien. Und es gibt zwar Umweltzonen und spezielle Versicherungsprämien – doch steht dies in keinem Verhältnis zu den Bemühungen anderer Länder, etwa der USA, die das elektrische Fahren beispielsweise durch Einrichtung spezieller Fahrspuren nur für Elektrofahrzeuge attraktiver machen.

In puncto Fahrtkostenersparnis liegt Deutschland mit "nur" 65 Prozent auf dem vorletzten Platz – Grund sind die hohen Strompreise (mit 0,21 Euro/kWh die zweithöchsten weltweit). Auch in puncto Förderung besteht Verbesserungspotenzial: Anschaffungssubventionen wie in anderen Ländern (Spanien durchschnittlich: 7614 Euro, Frankreich: 5000 Euro, Dänemark: 17.220 Euro, Irland: 3016 Euro, Portugal: 2250 Euro, China: 4559, USA: 881 Euro durch reduzierte Einkommensteuer) fehlen in Deutschland, es gibt lediglich eine KFZ-Steuerersparnis von 62 Euro pro Jahr über die Gesamtlaufzeit.

USA

Angeführt wird das Spitzenfeld nach wie vor von den USA, die ihre Position weiter ausbauen: Der Gesamtsieger ist weiterhin "Role Model", wenn es um die staatliche Förderung für Forschung und Schaffung weiterer Grundlagen für Elektromobilität geht. Nach zahlreichen Neuvorstellungen in den vergangenen Monaten ist zudem der Anteil der Elektro-Neufahrzeuge an der Gesamtpalette weiter gestiegen.

Auch wenn es um die staatliche Förderung für Forschung und Schaffung weiterer Grundlagen für Elektromobilität geht, liegen die USA auf dem ersten Platz. Keine Nation investiert soviel in Förderungen, Kredite oder Bürgschaften für F&E und die Produktion von Elektrofahrzeugen wie die USA: Knapp 23 Milliarden Euro an Förderprogrammen hat die US-Regierung über die nächsten fünf Jahre eingeplant, das ist das sechsfache dessen, was die chinesische Regierung aufgelegt hat, und mehr als das Dreißigfache dessen, was die deutsche Regierung bereitstellen will.

Das Ergebnis zeigt: Die konsequente Strategie und der erklärte politische Wille, die Elektromobilität zu fördern, machen sich jetzt bemerkbar. Die USA haben nach Dänemark die zweitbesten Voraussetzungen zur Entwicklung einer optimalen Nachfrage geschaffen und haben sich als Anbieter von Elektromobilität an der Weltspitze positioniert, noch vor Frankreich und Deutschland. Insgesamt haben die USA somit die besten Voraussetzungen im Markt für Elektromobilität.

Frankreich

Die zweitplatzierte Elektromobilitäts-Nation Frankreich bietet dem Konsumenten mit derzeit drei Elektrofahrzeug-Modellen weniger Vielfalt als beispielsweise Spanien (7), Italien (5) oder Dänemark (6). Dies wird durch Verbrauchervorteile wieder ausgeglichen, wie die hohe Fahrkostenersparnis (86 Prozent), die hohe anteilige staatliche Förderung (drei Prozent). Auch ist Frankreich mit einem Elektrofahrzeug-Neuzulassungsanteil von 0,024 Prozent (795 auf insgesamt 3,3 Millionen Fahrzeuge) bereits im oberen Spitzenfeld hinter Dänemark und Japan positioniert. Die Voraussetzungen für eine gesunde Elektromobilitätsnachfrage in Frankreich sind somit gut.

Als Anbieter von Elektrofahrzeugen hat sich Frankreich aktiv an die Spitze gespielt: Von den 70 derzeit angebotenen beziehungsweise angekündigten Fahrzeugmodellen französischer Hersteller fahren 11 elektrisch – nur in Deutschland ist dieser Anteil höher.

Insgesamt bestätigt und honoriert dieses Ergebnis, dass Frankreich (so wie die USA) das Thema Elektromobilität konsequent vorantreibt, in der Kombination aus Industrieinitiativen und Joint-Ventures, politischer Rückendeckung und Förderungen und mit vollem Einsatz in die "Wette auf E-Mobility" eingestiegen ist.

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