Elon Musks Visionen Tesla-Fahrer sollen mit ihren Autos 30.000 Dollar im Jahr verdienen

Tesla-Chef Elon Musk Quelle: AP

Teslas sollen im Wert zulegen, weil sie schon im nächsten Jahr als Robo-Taxi Fahrgäste kutschieren könnten. Neuwagen ohne Selbstfahroption, so höhnt Firmenchef Musk auf einer Investorenveranstaltung, seien „wie Pferde“.

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Unpünktlichkeit hat Tradition bei Tesla. Als das Unternehmen am Ostermontag in Palo Alto seine Strategie beim autonomen Fahren vorstellt, beginnt die zweieinhalbstündige Präsentation – wie sollte es auch anders sein – 40 Minuten später als angekündigt. Wenn man ihm berechtigterweise etwas vorwerfen könne, klagt Firmenchef Elon Musk, dann nur, dass er bei seinen Prognosen zuweilen zeitlich etwas danebengelegen habe, beispielsweise beim Produktionsstart des Model 3. „Aber wir haben immer geliefert.“ Am Montag hat Musk bei seinen Vorhersagen nochmal kräftig einen draufgesattelt. Erstmals hat er detailliert beschrieben, wie er sich die Zukunft des Autos vorstellt und die genaue Rolle von Tesla dabei. Behält Musk recht, dann wird Aussehen, Gebrauch und Besitz von Autos völlig neu definiert, inklusive der gesamten Branche dahinter.

Musk ist überzeugt, dass die Allgemeinheit künftig erwartet, dass aus Sicherheitsgründen nur noch Computer Autos steuern und nicht mehr ein menschlicher Fahrer. „Nicht, weil ich das durchdrücken will, sondern weil die Verbraucher es fordern werden.“ Schon heute sei Teslas Fahrassistenzsystem „Autopilot“ sicherer als manuelles Fahren.

In ein paar Jahren würden moderne Autos über kein Lenkrad mehr verfügen und autonom durch die Gegend fahren. Wann genau und wo das zuerst erlaubt wird, würden Politiker entscheiden. Doch Tesla will dank eines neuen Fahrcomputers, der seit Anfang April in alle neuen Elektroautos des Unternehmens eingebaut wird und bei allen nach Oktober 2016 gebauten Teslas nachgerüstet werden kann, schon im zweiten Quartal nächsten Jahres technisch soweit sein. Und zwar unabhängig davon, ob die Teslas auf der Autobahn oder im Stadtgebiet fahren. „Überall, sonst ist es kein autonomes Fahren“, bekräftigt Musk.

Mehr noch: Schon Ende nächsten Jahres plant Tesla, eine Roboter-Taxi-Flotte zu offerieren, falls die Behörden mitziehen. Wahrscheinlich zunächst in den USA. Sie soll nicht nur aus Fahrzeugen des Unternehmens bestehen. Jeder Tesla-Besitzer, dessen Auto über den neuen Fahrcomputer verfügt, soll sein Auto dafür bereitstellen können. Und im Schnitt um die 30.000 Dollar im Jahr erwirtschaften, um so nicht nur die Anschaffungskosten wieder hereinzuholen, sondern sogar Gewinn zu machen.

Der Service soll bis zu zwei Drittel günstiger als Fahrdienste wie Uber oder Lyft sein. Unfälle hält Musk dank der Fähigkeiten seines Fahrcomputers für nahezu ausgeschlossen. Falls doch, werde Tesla für Schäden aufkommen.

Noch sind viele Fragen zu klären und Analysten und Beobachter werden sich daran übertreffen, Musks Visionen zu zerpflücken. Wer stellt die Sauberkeit der Taxis sicher und hält randalierende Fahrgäste im Schach? Die Innenkamera und die Kreditkarte des Bestellers könnten dieses Problem lösen. In einer Startphase, so hieß es am Montag, könnte der Fahrgast auch noch das Lenkrad übernehmen, sofern vorhanden, wenn er sich dabei sicherer fühle und das Risiko auf seine Kappe nehme.

Aus dem Stand hätte der Elektroautohersteller aus dem Silicon Valley die größte Roboter-Autoflotte der Welt. Und da die neuen Teslas dank verbesserter Akkus für mindestens eine Million Fahrmeilen (1,6 Millionen Kilometer) konzipiert seien, hätte jedes Fahrzeug einen wirtschaftlichen Wert von mindestens 200.000 Dollar, Kosten für Instandhaltung und Reifen inbegriffen

Das bedeutet, dass der günstigste Tesla, der momentan inklusive Vorbereitung fürs autonome Fahren ab 40.000 Dollar zu haben ist, seinen Wert vervielfachen würde – zumindest in Musk Vision. Tesla, das sich ohnehin nie als traditioneller Fahrzeughersteller verstand, wäre dann aus dem Stand eine Art modernes Uber. Nur, dass Maschinen statt Menschen für den Umsatz sorgen.
Was die Frage aufwirft, warum Tesla überhaupt noch Autos verkauft. Tesla Model 3 lassen sich seit vergangener Woche auch leasen, können dann allerdings nicht nachträglich erworben werden. Sie sollen Teil der Robo-Flotte werden. Wird dies das neue Geschäftsmodell von Tesla, wenn die Pläne mit der Robo-Flotte tatsächlich so aufgehen wie beschrieben?
Musk wich der Beantwortung der Frage geschickt aus. Aber er räumte ein, dass man wegen der Knappheit bei Akku-Packs künftig die Käufer mehr in Richtung von Modellen mit kleinerer Batterie lenken werde, um mehr Fahrzeuge auf die Straße bringen zu können.

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