Entlassungswelle bei Tesla Darum feuert Elon Musk so viele Mitarbeiter

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Kündigungen trotz guter Bilanz

Warum feuert Musk nun Leute, obwohl noch nicht sicher ist, ob es tatsächlich eine Rezession gibt? Zumal Tesla weiterhin besonders in seinem Heimatmarkt USA Markanteile gewinnt. Laut Kelley Blue Book hielt Tesla bei Elektroautos in den USA im ersten Quartal einen Marktanteil von 75 Prozent. Mit weitem Abstand folgen mit fünf Prozent Kia und dann mit 4,4 Prozent Ford.

Die Nachfrage ist ungebrochen. Wer heute ein Model Y in den USA ordert - Teslas kompakten SUV – bekommt ihn frühestens im Januar nächsten Jahres geliefert, eher im April. Tesla hat mehrfach die Preise erhöht, bei seinem Model X um 6000 Dollar. Trotzdem bestellen Kunden immer weiter, was auch an den hohen Preisen für Benzin liegt, die auch in den USA Rekordstände erreicht haben.

Teslas Bilanz sieht also gut aus. Das Unternehmen ist hochprofitabel, nahezu schuldenfrei, hat 17,5 Milliarden Dollar auf der hohen Kante. Andererseits befindet sich Tesla in einer kritischen Situation. Seine neuen Werke in Austin und Brandenburg fahren gerade erst die Produktion hoch, die Stückzahlen sind noch klein. „Sie sind gigantische Geld-Brennöfen“, warnte Musk kürzlich in einem Gespräch mit dem Tesla Owners of Silicon Valley Fanclub.



Gartner Analyst Mike Ramsey sagt, dass Musk einfach vorsichtig ist und vorbaut. Es gehe nicht nur um eine mögliche Rezession und milliardenschwere Investitionen. Sondern auch um „Risiken, die Tesla im Besonderen betreffen.“ Beispielsweise ein möglicher Rückruf seines Fahrassistenzsystems Autopilot, welches die US-Verkehrsbehörde NHTSA gerade untersucht. Musk hatte zudem den Tesla-Käufern autonomes Fahren versprochen, ohne Investitionen in zusätzliche Hardware. Es könnte sein, dass er dieses Versprechen nicht erfüllen kann, weil er ohne Sensoren wie beispielsweise Lidar keine Zulassung von den Behörden bekommt. Das würde kostspielige Sammelklagen nach sich ziehen.

Hinzu kommen Unsicherheiten mit dem Werk in Shanghai, falls die chinesischen Behörden wegen Covid wieder die Wirtschaft lahmlegen. Allerdings kann Tesla diesmal mit seinen Werken in Austin und Grünheide bei Berlin gegensteuern und ist für den Export so nicht mehr so stark von Shanghai abhängig.

Allerdings beschäftigt Tesla im Verhältnis zur jährlichen Fahrzeugproduktion viel mehr Mitarbeiter als andere Autokonzerne. Toyota beispielsweise stellt mit 366.283 Mitarbeitern rund zehn Millionen Fahrzeuge her. Tesla stellte im vergangenen Jahr mit rund 100.000 Mitarbeitern – wobei nicht alle in der Autoproduktion arbeiten – 930.000 Fahrzeuge her.

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Volkswagen-Chef Herbert Diess, der Tesla noch in dieser Dekade überflügeln will, warnt, dass Tesla sich mit dem gleichzeitigen Hochfahren von Austin und Brandenburg sowie dem Ausbau von Shanghai übernehmen könnte. „Das raubt ihm die Kraft“, sagte Diess vor VW-Mitarbeitern. Zu allem Überfluss befindet sich Musk auch noch in Übernahmeverhandlungen mit Twitter, wo er den Preis drücken möchte. Und dann ist da noch seine wiederverwendbare Großrakete Starship, die noch im Juli abheben soll und wo es noch technische Probleme gibt.

Die Branche wartet nun auf die neuesten Produktionszahlen von Tesla. Sie werden fürs Wochenende erwartet. Analyst Emmanuel Rosner von der Deutschen Bank erwartet wegen Schwierigkeiten in der Lieferkette und dem kurzzeitigen Stillstand der Produktion in Shanghai im zweiten Quartal wegen Covid, dass Tesla statt 310.000 Fahrzeugen nur 245.000 ausliefern kann, was den Umsatz um 3,7 Milliarden Dollar drücken könnte.

Allerdings sorgt Tesla gern für Überraschungen. Als im Frühjahr 2020 das Stammwerk in Fremont wochenlang stillgelegt werden musste, schaffte Tesla trotzdem Rekordauslieferungen. So oder so – zum Feiern dürften die Tesla-Mitarbeiter nicht aufgelegt sein.

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