Entscheidung naht Die Ford-Mitarbeiter im Saarland drohen leer auszugehen

Bereits im September 2021 demonstrierten die Mitarbeiter der Ford Werke in Saarlouis gegen die drohende Werksschließung. Quelle: imago images

Am Mittwochmittag wird es ernst für die Belegschaft von Ford in Saarlouis: Ford Europa dürfte dann seine Entscheidung verkünden, welches Werk ein neues Elektroauto produzieren darf. Die 4600 Mitarbeiter im Saarland drohen leer auszugehen. Das ist auch ein Warnsignal für den Autostandort Deutschland. Ein Kommentar.

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Es ist schon ein wenig perfide, was Ford da in Europa losgetreten hat: Die beiden europäischen Werke im saarländischen Saarlouis und im spanischen Valencia sollten gegeneinander antreten – und sich quasi um ein neues Elektroauto bewerben. Es ging um Kosten und Subventionen. Wer am Ende was geboten hat, ist dabei egal. Klar ist auf jeden Fall: Einer wollte ein besseres Paket schnüren als der andere – denn wer jetzt leer ausgeht, bei dem könnten im schlimmsten Fall die Lichter ausgehen. 

Die Vorentscheidung, wer das neue Auto bekommt, ist inzwischen gefallen – verkündet wird sie aber erst am Mittwochnachmittag. Nun wird es spannend für die 4600 Mitarbeiter des Werks in Saarlouis: Gegen Mittag treffen sie sich zur Betriebsversammlung. Und viel deutet darauf hin, dass man für sie keine guten Nachrichten haben wird. So oder so.

Ford Europa will etwa zeitglich zur Betriebsversammlung verkünden, welches Werk das neue Elektroauto produzieren darf – und vermutlich wird Saarlouis leer ausgehen. Das Problem: Im Saarland läuft im Jahr 2025 der Ford Focus aus und die Belegschaft bräuchte dringend die Zusage für ein neues Auto. 

Auch bei guten Nachrichten dürften Jobs entfallen

Selbst wenn Saarlouis den Zuschlag bekommen würde: Eine Party dürfte die Betriebsversammlung auch dann nicht werden. Denn vieles spricht dafür, dass trotzdem Arbeitsplätze abgebaut würden: Elektroautos haben weniger Teile und erfordern weniger Personal. Und so dürften in Saarlouis wohl auch bei guten Nachrichten hunderte Arbeitsplätze zur Disposition stehen.  

Für den Fall, dass Saarlouis den Zuschlag für das neue Auto nicht bekommt, droht allerdings ein schlimmeres Szenario. Ob eine Schließung oder ein Verkauf des Werkes im Raum stehen, ist noch nicht ausgemacht. Wie der Plan B für das Werk ohne das neue Auto aussehen würde, dürfte erst besprochen werden, wenn Ford verkündet hat, wo das neue Auto voraussichtlich produziert werden soll. 

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Am Ende jedoch muss bei Ford selbst das Gewinnerwerk weiter zittern: Denn nach Ford Europa muss auch noch die Zentrale in den USA die Entscheidung absegnen. So könnte in circa einem Jahr selbst der Gewinner noch leer ausgehen. Tausende Beschäftigte und ihre Familien – nicht nur bei Ford, sondern auch bei Zulieferern – werden vorerst weiter zittern müssen. Um ein unwürdiges Spiel zu verhindern, muss Ford schnell Klarheit schaffen. 

Lesen Sie auch: Der Fall Ford: Wieso Überkapazitäten vor allem in Deutschland abgebaut werden dürften

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