Tesla-Chef Elon Musk hatte schon bei der Präsentation der Zahlen des vierten Quartals gewarnt, dass man im ersten Quartal 2019 wahrscheinlich keinen Profit schreiben werde. Das scheint sich nun zu bewahrheiten. Am Mittwochabend kalifornischer Zeit gab der Elektroautohersteller bekannt, dass man von Januar bis Ende März fast ein Drittel weniger Fahrzeuge als im Quartal zuvor ausgeliefert hat. Insgesamt setzte Tesla 63.000 Fahrzeuge ab, davon 50.900 Model 3. Wall Street Analysten hatten 76.000 Fahrzeuge erwartet. Im Weihnachtsgeschäft waren es noch 90.700 Fahrzeuge gewesen, ein Rekord für den Autohersteller aus dem Silicon Valley.
Damals griffen im Hauptabsatzmarkt USA viele Käufer noch vor Jahresende zu, um die volle Steuergutschrift von 7500 Dollar auszuschöpfen. Weil Tesla als Branchenpionier bereits mehr als 200.000 Fahrzeuge in den USA verkauft hat, beträgt die Gutschrift seit Jahresanfang nur noch 3750 Dollar. Bis Jahresende wird sie für Tesla Fahrzeuge ganz wegfallen. Ausgenommen davon sind Vergünstigungen der Bundesstaaten, die etwa in Kalifornien je nach Einkommen bei bis zu 2500 Dollar liegen.
Aber lässt sich der Einbruch nur mit dem Vorziehen der Käufe erklären? Oder ist die Nachfrage nach Elektroautos wesentlich geringer als angenommen, nachdem die Nachfrage in den gut betuchten Märkten an der Westküste, vornehmlich dem Silicon Valley, Seattle und Los Angeles zunächst befriedigt ist? Darüber werden sich in den nächsten Tagen Analysten und Spekulanten die Köpfe heiß reden. Es ist Wasser auf die Mühlen jener, die entweder von Tesla nichts halten oder von Elektroautos im Allgemeinen. Oder beides zusammen.
Eigentlich hatte Musk gehofft, Nachfragedellen in Nordamerika durch den internationalen Start des Model 3 ausgleichen zu können. Seit Mitte Februar wird die Elektrolimousine auch in Deutschland angeboten, wo sie aus dem Stand zum meistverkauften Elektroauto aufstieg. Auch in China läuft der Verkauf gerade an.
Doch Tesla plagen Logistikprobleme. Aus Geldmangel konnte sich das Unternehmen bislang nur eine Fertigungsstätte leisten. Alle Teslas werden momentan im Stammwerk in Fremont am Rande des Silicon Valleys produziert. Das soll sich im Herbst ändern, wenn ein neues Werk bei Shanghai in Betrieb geht, das gerade errichtet wird. Doch bis dahin müssen die Teslas von Kalifornien aus verschifft werden. Das läuft aus Kapazitätsgründen nicht reibungslos. Derzeit, so teilte Tesla am Mittwoch mit, befinden sich 10.600 Fahrzeuge im Transit. Hätte man sie noch im ersten Quartal einbuchen können, wäre der Absatz zwar immer noch um zwanzig Prozent eingebrochen. Tesla hätte dann zwar immer noch weniger Fahrzeuge als von Analysten erwartet, ausgeliefert, doch die dann nur 3000 Autos weniger wären leichter zu erklären gewesen. Denn Autoverkäufe sind generell im ersten Quartal für alle Hersteller herausfordernd, weil viele Kunden aus steuerlichen Gründen am Ende des Jahres einen Neuwagen anschaffen.
Aus Sicht von Tesla ist es jedoch kein Problem bei der Nachfrage, sondern vielmehr der Produktion. Die lag im ersten Quartal mit 77.100 Fahrzeugen etwa 9500 Autos unter der vom vierten Quartal. Ob die Produktion gedrosselt werden musste, weil die gebauten Autos nicht schnell genug abtransportiert werden konnten, ist Spekulation.
Allerdings: In den USA habe beim Model 3 die Nachfrage das Angebot „signifikant überstiegen“, teilte Tesla mit. Musk bleibt deshalb bei seiner Prognose, in diesem Jahr zwischen 360.000 und 400.000 Fahrzeuge weltweit verkaufen zu können.
Doch warum senkte Musk dann Anfang März überraschend die Preise für alle Tesla-Modelle und kündigte vorfristig die Produktion der 35.000 Dollar Basisvariante des Model 3 an, wenn die Nachfrage so stark war? Der Tesla-Chef wird Anfang Mai bei der Vorlage der Quartalszahlen wie immer viel zu erklären haben. Am Mittwoch versicherte Tesla schon mal, über „ausreichend“ Kapital zu verfügen.