In Brasilien hat VW auch den Kleinwagen Fox entwickelt, der im Werk Anchieta bei São Paulo, dem größten VW-Werk südlich des Äquators, produziert und weltweit verkauft wird. Bosch im nahen Campinas tüftelt derzeit daran, wie man Ethanol auch in Dieselmotoren der Landmaschinen und Lkws einsetzen kann. Der Autozulieferer Continental errichtet im Bundesstaat São Paulo ein Versuchslabor, um energiesparende Antriebstechniken wie die Start-Stopp-Technologie für Brasilien zur Marktreife zu entwickeln.
Die zurzeit wohl interessanteste lokale Entwicklung ist eine Serie der Nutzfahrzeugtochter von VW, die seit Kurzem unter der Konzernmarke MAN in Brasilien geführt wird: VW hat dort seit Mitte der Neunzigerjahre eine ganze Lastwagenfamilie vom Stadttransporter bis zum 45-Tonner entwickelt - in Zusammenarbeit mit der Zentrale in Hannover, aber vor allem mit eigenen Ingenieuren in Brasilien.
Für das Projekt hat Volkswagen sogar ein eigenes Fabrikkonzept entwickelt, das auch heute noch revolutionär für die Branche ist. Es erfüllt perfekt die Anforderungen der Regierung an einen hohen lokalen Fertigungsanteil: In der Fabrik von MAN, bei Resende in der Mitte zwischen Rio de Janeiro und São Paulo gelegen, liegt der Local Content bei hohen 90 Prozent.
MAN teilt sich dort mit acht Zulieferern die Investitionsaufwendungen und das Risiko. In den Bandabschnitten Chassis, Achsen, Reifen, Motoren, Kabine, Lackiererei und Kabinenausstattung liefert jedes Unternehmen fertige Teile an und baut sie ein.
Für Roberto Cortes, den Chef von MAN, ist die Fabrik der "Traum jedes Finanzchefs": Weil Zulieferer die Fertigung übernehmen, sind die Fixkosten niedrig. Bei der in Brasilien rapide schwankenden Nachfrage können die Produktionsvolumen schnell hochgefahren oder reduziert werden. Mit dieser Fertigung gelingt es MAN, seine Bus- und Lkw-Produktion besser als in herkömmlichen Fabriken auf die Kundenwünsche auszurichten.
Amphibienfahrzeuge von VW
Der weltweite Trend zur immer größeren Spezialisierung im Transportgewerbe gilt auch für einen Emerging Market wie Brasilien: So liefert VW für den Buskonzern Transbrasiliana höhergelegte Fahrzeuge mit einem Know-how, das sonst für militärisch genutzte Amphibienfahrzeuge eingesetzt wird. Damit bleiben die Busse in der Regenzeit auf den tagelangen Fahrten über die Transamazônica nicht so schnell in Schlammlöchern und Flüssen stecken.
Der Müllentsorger Vega in Rio de Janeiro und São Paulo braucht wendige Fahrzeuge, die auch in den engen Straßen der Metropolen durchkommen und gleichzeitig wenig Lärm machen, weil der Müll vorwiegend nachts gesammelt wird. Zudem müssen die Mülltransporter auch voll beladen noch an den vielen steilen Hügeln der Millionenstädte anfahren können.
VW liefert eine verstärkte Version einer mittelschweren Zugmaschine und rüstet sie mit einer zusätzlichen Achse aus, die bei leichter Ladung hochgezogen werden kann. Dadurch lässt sich der Dieselverbrauch reduzieren. Der Motor ist in eine geräuschdämmende Kapsel eingelegt.
Geldtransportunternehmen, Brauereien und Getränkeabfüller, Zementfirmen, Minengesellschaften und Großfarmer - für jeden Kunden entwickelt der Konzern spezielle Modelle.