Ex-Nissan-Manager Hausch geht zu Sono Motors Vom Autokonzern zum Weltverbesserer-Start-up – auch in Deutschland

Thomas Hausch Quelle: PR

Tesla, Byton oder das Elektroauto-Start-up Evelozcity setzen auf neue Ideen in der Mobilitätswelt – und auf deutsche Automanager. Doch nicht nur in den USA und Kalifornien rüsten die neuen Auto-Unternehmen auf.

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Er brauchte nicht lange, um seine Richtung klarzumachen: Thomas Hausch war neu auf seinem Posten, als er im Mai 2013 auf der Bühne des CAR-Symposiums der Universität Duisburg-Essen saß. Hausch war gekommen, um als neuer Chef des Nissan Center Europe dem Elektro-Carsharing-Projekt „Ruhrauto E“ zwei nagelneue Nissan Leaf zu überreichen. Ein fast alltäglicher Marketing-Termin für einen Manager in dieser Position.

Noch während Projektleiter Ferdinand Dudenhöffer sprach, zitierte Hausch einen seiner Untergebenen herbei. Er hatte eine spontane Idee: Was bringen zwei Elektroautos ohne festen Stellplatz, wenn man sie nicht laden kann? Also legte Nissan noch eine Ladesäule drauf. Die Anweisung war klar. Der Untergebene schaute verdutzt – so etwas hatte es bei Nissan wohl noch nicht gegeben.

Umso überraschender war es, dass Hausch, der als Verfechter der Elektromobilität gilt, Ende 2017 Nissan verließ. Wenige Wochen zuvor hatte der japanische Autobauer die zweite Generation des Leaf vorgestellt, des meistverkauften Elektroautos der Welt. Dass Elektro-Freund Hausch, in seiner Funktion für die Verkäufe in Deutschland verantwortlich, sich diese Markteinführung entgehen ließ, war ungewöhnlich. Schließlich wurde er nicht entlassen, sondern ging auf eigenen Wunsch, „um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu widmen“.

Inzwischen ist auch klar, worin diese Herausforderung liegt – sie ist ganz anders als seine Aufgaben bei Nissan. Wie das Start-up Sono Motors vor wenigen Tagen Woche mitteilte, wird der 52-Jährige dort als Chief Operating Officer in die Geschäftsführung aufgenommen. In der neu geschaffenen Rolle des COO wird Hausch die Entwicklung und Implementierung von Geschäftsstrategien und Produktionsentscheidungen sowie das Management strategischer Partner und Lieferanten verantworten.

Damit reiht sich Hausch in eine lange Liste von deutschen Automanagern ein, die die Großkonzerne der Branche verlassen haben, um bei kleinen Unternehmen die Mobilitätswende voranzutreiben. Stefan Krause (Ex-BMW-Finanzchef), Ulrich Kranz (Ex-Leiter des BMW-Elektroprojekts) und Karl-Thomas Neumann (Ex-Opel-Chef) haben in Kalifornien das Start-up Evelozcity gegründet und wollen ein eigenes Elektroauto bauen. Peter Hochholdinger, der früher bei Audi die Produktion von A4, A5 und Q5 geleitet hat, will bei Tesla die Massenfertigung neu erfinden. Jens Steingräber, ebenfalls Ex-Audi, bringt in China die neue Marke Wey an den Start. Und Carsten Breitfeld, der früher zusammen mit Kranz die BMW-Elektroautos i3 und i8 entwickelt hat, leitet den schon zum Tesla-Jäger hochgelobten Autobauer Byton.

Bezahlbares Elektroauto mit besonderem Lade-Trick
Sono Motors Sion Quelle: Spotpress
Sono Motors Sion Quelle: Spotpress
Sono Motors Sion Quelle: Spotpress
Sono Motors Sion Quelle: Spotpress
Sono Motors Sion Quelle: Spotpress

Doch einen Unterschied gibt es: Hausch geht nicht nach China oder in die USA. Sono Motors kommt aus München.

Sono ist 2016 aus einem Garagenprojekt zweier Freunde hervorgegangen. Die Vision ist die eines nachhaltigen und von fossilen Energieträgern unabhängigen Mobilitätskonzepts. Das Ergebnis ähnelt keinem der bislang bekannten Konzepte für ein Elektroauto. Der Sion, so heißt der Wagen, ist außen mit insgesamt 7,5 Quadratmetern Solarzellen überzogen. Neben dem Strom aus der Steckdose soll so an sonnigen Tagen noch Energie für rund 30 Kilometer Reichweite gesammelt werden. Und im Innenraum sollen Moosflächen Feinstaub aus der Luft filtern.

Dass der Sion mehr als „Jugend forscht“ ist, hat sich spätestens 2017 gezeigt. Im August stellte das Unternehmen fahrbare Prototypen des Sion vor. Kurz davor waren externe Investoren eingestiegen, etwa ein Autozulieferer und ein Energiedienstleister. Mit dem Geld soll der Anlauf der Serienproduktion finanziert werden. Schon 2019 soll der Sion auf den Markt kommen, für rund 20.000 Euro inklusive Batterie.

Vollgepackt mit Solarpanels – der Sion im Fahrtest

Mehr als 6000 Vorbestellungen liegen wohl schon vor. Wie Sion-Gründer Laurin Hahn im Gespräch mit dem „Manager Magazin“ verkündete, sollen einige Interessenten nicht nur die 500 Euro Anzahlung überwiesen haben – sondern direkt den gesamten Kaufpreis.

Für Hausch dürfte der Wechsel zu einem Start-up kein allzu großer Kulturschock sein. Vor seiner Zeit bei Nissan war der frühere Daimler-Manager zwei Jahre lang für das kalifornische Elektroauto-Start-up Coda Automotive tätig. In einem Punkt sollte sich die Geschichte aber nicht wiederholen: Kurz nach Hauschs Weggang 2013 ging Coda in die Insolvenz.

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