Ex-Topmanager Affäre um Ghosn bei Renault wird noch größer

Carlos Ghosn: Affäre bei Renault weitet sich aus Quelle: dpa

Der einst schillernde Automanager Carlos Ghosn ist schon seit Monaten nicht mehr Konzernchef bei Renault. Nun ist von zweifelhaften Zahlungen bei einer niederländischen Tochtergesellschaft die Rede.

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In der Affäre um den früheren Auto-Spitzenmanager Carlos Ghosn hat Renault bei einer Tochtergesellschaft in den Niederlanden zweifelhafte Ausgaben von zusammen rund elf Millionen Euro entdeckt. Wie der Renault-Verwaltungsrat am Dienstagabend mitteilte, gehe es dabei unter anderem um Kosten für Flugreisen des früheren Konzernchefs Ghosn. Es sollten nun rechtliche Schritte gegen Ghosn in den Niederlanden geprüft werden.

Eine Überprüfung der gemeinsamen Tochtergesellschaft mit dem japanischen Partner Nissan bestätigte erste Hinweise, wonach es dort ebenfalls Mängel gab im Hinblick auf die finanzielle Transparenz und Verfahren zur Ausgabenkontrolle.

Nun hat Frankreich rechtliche Schritte angekündigt. Es werde Anzeige erstattet, bestätigte der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire dem Fernsehsender BFMTV. Wenn der Staat Aktionär eines Unternehmens sei, müsse er sicherstellen, dass dessen Führung gut funktioniere, so Le Maire. Die Justiz müsse dann in der Sache entscheiden. Frankreich hält 15 Prozent an der Renault-Gruppe. Bis wann die Anzeige eingereicht werden solle, sagte Le Maire zunächst nicht.

Renault hatte bei einer Tochtergesellschaft in den Niederlanden zweifelhafte Ausgaben von zusammen rund elf Millionen Euro entdeckt. Wie der Renault-Verwaltungsrat am Dienstagabend mitteilte, geht es dabei unter anderem um Kosten für Flugreisen des früheren Konzernchefs Ghosn. Auch in den Niederlanden sollten nun rechtliche Schritte gegen Ghosn geprüft werden.

Nach der Verhaftung Ghosns in Japan war das von ihm geschaffene und kontrollierte französisch-japanische Auto-Bündnis zwischen Renault, Nissan und Mitsubishi in eine schwere Krise geraten. Ghosn war ein Verstoß gegen Börsenauflagen in Japan vorgeworfen worden.

Seither wurde er mehrfach wegen weiterer angeblicher Vergehen angeklagt; er kam zum zweiten Mal auf Kaution aus der Untersuchungshaft. Ghosn hatte die Anschuldigungen in Japan mehrfach zurückgewiesen.

Der Renault-Verwaltungsrat beriet auch erneut über eine mögliche Fusion mit Fiat Chrysler (FCA). Die Möglichkeit werde weiterhin „mit Interesse“ geprüft. Eine weitere Sitzung dazu solle es am (heutigen) Mittwoch geben. Es wurde erwartet, dass bald eine Entscheidung über die Aufnahme förmlicher Fusionsgespräche gefällt wird.

Fiat Chrysler hatte in der vergangenen Woche sein Ansinnen mitgeteilt, mit Renault zu fusionieren und zum weltweit drittgrößten Autohersteller aufzusteigen. Der neue Gigant würde die Marktführer Volkswagen und Toyota herausfordern.

Renault hatte bereits unmittelbar nach Veröffentlichung der Offerte des italienisch-amerikanischen Konzerns mit Interesse reagiert. Auch der französische Staat, der 15 Prozent an Renault hält, reagierte positiv.

Fiat Chrysler hatte vorgeschlagen, dass beide Unternehmensgruppen – also Renault und FCA – je die Hälfte an der neuen Gesellschaft halten. Durch die Fusion erhoffen sich die Konzerne jährliche Einsparungen von fünf Milliarden Euro. Zusammen würden sie auf 8,7 Millionen Fahrzeuge im Jahr kommen.

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