




Volkswagen muss angesichts der ausufernden Krise in Europa vom Gas gehen. "Wir müssen uns mehr denn je ins Zeug legen und alles geben", sagte Konzernchef Martin Winterkorn am Donnerstag bei der Präsentation der Rekordbilanz für das abgelaufene Jahr in Wolfsburg. Allen konjunkturellen Unwägbarkeiten zum Trotz bleibt der Manager für 2013 jedoch grundsätzlich optimistisch. Winterkorn bekräftigte, dass Volkswagen im laufenden Jahr erneut mehr Autos verkaufen und den Umsatz steigern wolle. Beim operativen Gewinn erwartet der Vorstand indes ein weiteres Jahr Stagnation.
Der Konzernchef bekräftigte das Ziel, Volkswagen in den nächsten Jahren an die Spitze der weltweiten Automobilindustrie zu führen - "profitabel, nachhaltig und dauerhaft", fügte er seinem Redemanuskript zufolge hinzu. Seine Hoffnung stützt der Konzern dabei auf eine Vielzahl neuer Modelle, die in den nächsten Jahren auf Grundlage des neuen Baukastensystems auf den Markt kommen sollen. Durch den Einsatz gleicher Bauteile und Module sollen die Kosten um ein Fünftel sinken.
So will VW seine Töchter im neuen System auf Linie bringen
Beispiel: Kilmaanlagen
Bisher: 102 Varianten in 20 Modellen
Neu: 28 Varianten
- einfachere Entwicklung von Fahrzeugen
- verbesserte Qualitätskontrolle der verwendeten Teile
- günstigere Einkaufspreise durch höhere Stückzahlen
Beispiel: Fixierung des Motors
Bisher: 309 Positionen
Neu: 36 Positionen
- einfachere Entwicklung
- schneller Montage
- Verwendung gleicher Montagemaschinen
- niedrigere Kosten für Montagemaschinen
- niedrigere Kosten auch für Modelle mit geringen Stückzahlen
Beispiel: Herstellung von Golf und Audi A3 in China
Bisher: Eine VW-Fabrik baut zwei Golf-Modelle, eine Audi-Fabrik zwei A3-Modelle
Neu: Im chinesischen Werk Foshan baut eine einzige Fabrik je zwei Golf- und A3-Modelle
- Autos aller Marken werden in mehreren Werken gebaut
- Schnellere Reaktion auf Nachfrageschwankungen
- bessere Auslastung von Werken
Beispiel: Lackierer-Werkstätten
Bisher: 90 Fabriken mit 90 individuellen Lackiermethoden
Neu: 90 Fabriken mit gleicher Lackiermethode und gleichen Lernwerkstätten
- gleich hohe Qualifikation der Arbeiter
- geringere Fehlerzahl
- schnellere Produktion
Auf diese Weise spart Volkswagen 1500 Euro pro Auto und verdoppelt damit seinen Gewinn.
Im vergangenen Jahr konnte die Euro-Krise, unter der die Konkurrenz von Opel über Ford und Fiat bis hin zu Peugeot ächzt, Volkswagen nur wenig anhaben. Trotz heftiger Preiskämpfe in Westeuropa, Milliardeninvestitionen in das neue Baukastensystem und der Eingliederung der Marken Porsche und MAN stieg der Betriebsgewinn 2012 um zwei Prozent auf 11,5 Milliarden Euro.
Produktion in China wird stark ausgebaut
Einer der stärksten Ertragsbringer waren die Beteiligungen in China, aus denen VW anteilig ein operativer Gewinn von 3,7 Milliarden Euro zufloss, 40 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Kernmarke VW musste dagegen wegen der Krise in Europa Federn lassen, ihr operatives Ergebnis schrumpfte um vier Prozent auf 3,6 Milliarden Euro.
Bis 2018 sollen daher die Produktionskapazitäten des Wolfsburger Konzerns in der Volksrepublik China auf mehr als vier Millionen Fahrzeuge pro Jahr aufgestockt werden. Im vergangenen Jahr produzierte VW dort mit seinen beiden Partnern gut 2,6 Millionen Fahrzeuge. VW teilte mit, erst jüngst habe der Aufsichtsrat grünes Licht für ein neues Fahrzeugwerk in China gegeben, in dem ab Anfang 2016 bis zu 300.000 Wagen im Jahr vom Band rollen sollen.