Die Google-Schwesterfirma Waymo erklärte diese Woche in einer Klage, ein früherer Top-Entwickler habe massenhaft vertrauliche Informationen zu Uber mitgenommen.
„Wir haben die Behauptungen von Waymo geprüft und betrachten sie als einen unbegründeten Versuch, einen Wettbewerber zu bremsen“, konterte ein Uber-Sprecher am Samstag. Uber werde sich vor Gericht vehement dagegen verteidigen.
Die Alphabet-Tochter Waymo hatte die Klage am Donnerstag in Kalifornien eingereicht. Darin heißt es, der heutige Chef der Entwicklung selbstfahrender Autos bei Uber, Anthony Levandowski, habe vor seinem Rückzug bei Waymo vor gut einem Jahr rund 14.000 Dateien heruntergeladen.
Das Wichtigste zu Uber
Uber, eigentlich Uber Technologies Inc, gegründet im März 2009, startete seinen Service 2011 in San Francisco. Zunächst beschränkte sich das Angebot auf einen Chauffeur-Service („UberBlack“), der für einen etwas höheren Preis Limousinen als Alternative zu den im Silicon Valley damals notorisch knappen Taxis bot. Das Unternehmen expandierte aber schnell in andere US-Metropolen, von 2012 an auch international, und erweiterte auch seine Dienste. In vielen US-Metropolen und seit November 2015 auch in London können Uber-Fahrer mehrere Fahrgäste unterwegs aufnehmen und eine Art Sammeltaxi auf Zeit bilden; die Kunden teilen sich den Preis („UberPool“). Der bei Kunden erfolgreichste, aber auch mit Abstand kontroverseste Service ist UberX (In Deutschland bis April 2015 als „UberPop“ im Angebot). Dabei kann der Kunde über sein Smartphone in der Nähe befindliche Privatleute anheuern, die ihn gegen Geld mit ihrem Auto befördern, von Uber vermittelt. In der Regel unterbietet Uber so den Preis einer vergleichbaren Taxifahrt um 25 bis 40 Prozent. Uber gilt als das am höchsten bewertete Start-up der Welt- Der Umsatz soll schnell wachsen, allerdings schreibt Uber noch hohe Verluste.
Der Kunde gibt auf seinem Handy den gewünschten Abholort ein. Nach der Eingabe des Zielorts erscheinen die verfügbaren Uber-Fahrer in der Nähe seines Standortes als kleine Auto-Symbole in der App. Auf Wunsch kann nun der voraussichtliche Fahrpreis angezeigt werden. Nachdem der Kunde die Fahrt verbindlich bestellt hat, bekommen die Uber-Fahrer den Fahrwunsch samt Strecke auf ihrer App angezeigt. Nimmt ein Fahrer an, sieht der Fahrgast dessen Bewertung durch frühere Kunden, den Autotyp und Namen des Fahrers.
Das Kernprodukt ist, technisch gesehen, das Routing der Fahrer zum möglichst attraktivsten und nächsten Kunden. Da das System mit GPS arbeitet, kann der Fahrtpreis grob vorausberechnet werden und ein Taxameter ist nicht nötig. Nach der Fahrt wird der Kunde seinerseits aufgefordert, den Fahrer zu bewerten. Um die Bezahlung muss er sich nicht kümmern; die Abbuchung erfolgt automatisch von der bei der ersten Anmeldung hinterlegten Kreditkarte oder PayPal.
Vor allem der Peer-to-Peer-Dienst, bei dem Privatpersonen andere Privatleute gegen Geld befördern, ist es, der von Taxiunternehmen heftig bekämpft wird. In Deutschland ist er seit Frühjahr 2015 sogar ganz untersagt, seit Gerichte den Argumenten der Taxibranche folgten. Die argumentierten mit unlauterem Wettbewerb: Bei UberPop (in anderen Ländern UberX) werden die oft nebenberuflichen Fahrer lediglich auf ihr Verkehrspunktekonto und auf ein Polizeiliches Führungszeugnis überprüft, während Taxifahrer einen Personenbeförderungsschein, Gesundheitsprüfungen, besondere Versicherungen und (wenn sie ihr eigenes Unternehmen gründen wollen) in vielen Städten eine teure Lizenz benötigen. Das Uber-Auto muss lediglich jünger als zehn Jahre sein, vier Türen und Kofferraum aufweisen und natürlich verkehrssicher sein, während Taxis speziell geprüft werden.
Dabei sei es unter anderem um die Technik eines Schlüsselelements der Roboterwagen gegangen- des Laser-Radars, der die Umgebung der Autos abtastet. Levandowski gründete im vergangenen Jahr das Start-up Otto, das sich auf die Entwicklung selbstfahrender Lastwagen spezialisierte. Es wurde wenige Monate später für 680 Millionen Dollar von Uber gekauft. Der Fahrdienst-Vermittler beschäftigte schon vorher ein Team von ehemaligen Entwicklern der Universität Carnegie Mellon in Pittsburgh und befördert dort inzwischen auch Testweise Fahrgäste mit Roboterwagen.
Bei Google wurde seit 2009 an selbstfahrenden Autos gearbeitet, Levandowski war einer der ersten Entwickler im Team. Es ist das zweite Mal binnen weniger Wochen, dass eine bekannte Firma einen früheren Top-Entwickler von Roboterwagen-Technik verklagt. Im ersten Fall geht Tesla gegen den Ex-Chef seines Assistenzsystems Autopilot vor.