FiatChrysler Automobiles Fiat-Konzern leidet unter reißendem SUV-Absatz

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"FCA ist vom Wettbewerb meilenweit entfernt"

Um seinem Schicksal zu entgehen, hat der Konzernchef nur zwei Möglichkeiten:

a) er findet einen Kooperationspartner für die Motorenentwicklung
b) er kauft technologisch hochwertige Dieselmotoren oder Hybrid-Systeme zu.

Reine Elektrofahrzeuge sind für Fiat aufgrund der hohen Investitionskosten derzeit außer Reichweite. Wie stark die prekäre finanzielle Lage den Konzern einschränkt zeigt das Innovations-Ranking der Center of Automotive Management unter Leitung von Stefan Bratzel. Der Fiat-Chrysler-Konzern fällt von Rang 12 auf Rang 15. Die schlechteste Platzierung seit 2008. Über eine komplette Dekade hinweg findet sich bei FCA kaum Hightech.

In der Auswertung der besten 100 Innovationen zwischen 2005 und 2015 taucht Fiat nur ein einziges Mal auf. Bei den konventionellen Verbrennungsmotoren machten sich die Italiener 2010 mit dem TwinAir Motor, einem besonders sparsamen Zweizylinder-Motor mit variabler Ventilsteuerung, einen Namen. Er wurde unter anderem mit dem renommierten Fachjournalisten-Preis International Engine of the Year ausgezeichnet. Seither: nichts Herausragendes. Dabei beweisen anderen Volumenhersteller wie Toyota oder VW, das Masse und Klasse durchaus miteinander einhergehen können – wenn das nötige Kleingeld vorhanden ist.



Der technologische Rückstand ist einer der Hauptgründe dafür, dass sich FCA-Chef Sergio Marchionne Google als Partner andient. Gemeinsam arbeiten der Tech-Konzern und der Autobauer an einem Testfahrzeug für autonomes Fahren. Basis ist der Minivan Chrysler Pacifica. 100 von Google umgerüstete Modelle werden auf einem abgegrenzten Gelände selbstfahrend ihre Runden drehen, bevor die Technologie in ein paar Jahren in Serie geht.

Deutsche Unternehmen sträuben sich bisher mit Google zusammen zu arbeiten, weil sei fürchten von den finanzkräftigen Tech-Giganten zum Auftragsfertiger degradiert zu werden. Marchionne sieht in der Kooperation offenbar mehr Chancen als Risiken. Zweifelsohne hätte er mit Google einen hochsolventen Partner, begäbe sich aber auch in enorme Abhängigkeit.

Das sind die innovativsten Premium-Autobauer
Platz 10: PorscheIn Zeiten des technologischen Umbruchs spielen Innovationen für die Automobilhersteller eine immer stärkere Rolle. Das zeigt das Allzeithoch von über 1.516 Innovationen, die die Autobauer im vergangenen Jahr hervorgebracht haben – 2014 waren es noch 1.254 Innovationen. 606 der Neuheiten entfallen auf 19 Premiumhersteller, die das Center of Automotive Management jetzt ausgewertet und in der Studie Automotive Innovations zusammengefasst hat. Mit 19 Indexpunkten eröffnet Porsche die Top Ten. Eine wichtige Innovation des Sportwagenbauers war der neue Basismotor des 911 – das Drei-Liter-Turbo-Triebwerk verbraucht trotz 20 PS mehr Leistung 13 Prozent weniger Benzin. Quelle: dpa
Platz 9: LincolnJede einzelne Innovation, definiert als Verbesserung des Kundennutzens, wurde vom CAM anhand ihres Innovations- und Reifegrads nach gleichem Muster gewichtet. Dazu hat Institutsleiter Stefan Bratzel den MOBIL-Ansatz entwickelt – Maturity (Reifegrad), Originality (Originalität), Benefit (Kundennutzen) und Innovation Level (Innovationsgrad). Aus der Summe der gewichteten Einzelinnovationen wird das Ranking der Marken errechnet. Bei der zu Ford gehörenden Premiummarke Lincoln ergibt das 20 Indexpunkte und Rang 9. Eine der Innovationen von Ford-Chef Allan Mullaly: Der Abstandsregeltempomat des Continental verfügt nun über eine Stop & Go Funktion, das heißt das Fahrzeug kann dem Vordermann bis zum kompletten Stillstand folgen, und anschließend von alleine wieder die Fahrt aufnehmen. Quelle: dpa
Platz 8: CadillacMit 22 Indexpunkten kann sich Cadillac knapp vor Lincoln und Porsche behaupten. Bis zu Platz 7 ist der Abstand aber groß. Ein Beispiel für eine Cadillac-Innovation: Die Limousine CT6 verfügt über einen Parklenk-Assistenten mit Bremsfunktion. Quelle: AP
Platz 7: Land RoverAuf die Dreiergruppe mit jeweils rund 20 Punkten folgt ein Trio mit je rund 40 Indexzählern. Den Anfang mach Land Rover mit 38 Punkten. Eine Innovation im Land Rover Discovery Sport ist die All Terrain Progress Control (ATPC). Dieses System hält – ganz ähnlich zu einem Tempomat – die Geschwindigkeit zwischen zwei und 30 Stundenkilometern auf jedem Untergrund konstant und hilft so unerfahrenen Fahrern, den Discovery Sport sicher durch das Gelände bewegen zu können. Quelle: dpa
Platz 6: VolvoVolvo kann die starke Performance des letzten Jahres (Rang 4) nicht wiederholen und büßt mehr als ein Drittel der Innovationspunkte ein – 2015 kommen die Schweden noch auf 38 Punkte. Im S60 T6 Twin Engine kombiniert Volvo einen 2-Liter-Benziner mit 238 PS und einen 68 PS starken Elektromotor. Die Innovationsstärke liegt weniger im Normverbrauch von zwei Litern – dieser ist bei Plug-in-Hybriden meist unrealistisch niedrig. Interessanter ist, dass sich der Akku (elektrische Reichweite: 53 Kilometer) relativ schnell an einer Haushaltssteckdose wieder aufladen lässt. Quelle: REUTERS
Platz 5: JaguarMit 42 Indexpunkten belegt Jaguar den fünften Rang. Die Top-Innovation der Briten ist die Verkehrszeichenerkennung in der Limousine XF – der Jaguar erkennt nicht nur die maximal erlaubte Geschwindigkeit und zeigt sie an, sondern kann auch das Fahrzeugtempo selbst darauf anpassen. Es macht übrigens keinen Unterschied, ob Jaguar und Land Rover getrennt oder zusammen aufgeführt werden – selbst mit den aufsummierten 80 Indexpunkten bleibt es bei Rang fünf. Quelle: REUTERS
Platz 4: TeslaMit 81 Indexpunkten kann sich Tesla knapp vor einem gemeinsam aufgeführten Jaguar Land Rover halten. Die Falcon-Wing-Türen des Model X sehen nicht nur extravagant aus, sondern haben auch zahlreiche Innovationen in sich – etwa spezielle Ultraschall-Sensoren, die beim Öffnen und Schließen Kollisionen mit Hindernissen verhindern sollen – bei niedrigen Decken öffnen sich die Türen etwa mit einer anderen Bewegung als in schmalen Parklücken. Quelle: dpa

Der FCA-Chef hat jedoch wenig Alternativen, er muss Geld verdienen. Der Konzern schiebt einen Schuldenberg von 5,4 Milliarden Euro vor sich her (industrielle Nettoverschuldung). Im Gegensatz zu anderen Autokonzernen verfügt FCA über keine eigene Finanzsparte, keine "Hausbank", bei der sich der Konzern in Zeiten schwacher Auftragslagen oder hohem Bedarf an Investitionen in neue Technologien günstig Geld besorgen kann.

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