Firmenautos Was der Dienstwagen über Sie aussagt

Ein Bild sagt sprichwörtlich mehr als 1000 Worte. Ein Auto sagt mindestens genauso viel über seinen Fahrer aus. Das kann das eigene Image unterstreichen – oder nach hinten losgehen.

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Quelle: Presse

Braucht ein Tierarzt einen Ferrari? Was eher nach einem Fall für so manchen Stammtisch oder die ein oder andere Einkommensdebatte klingt, hat in diesem Sommer tatsächlich die Richter am Bundesfinanzhof beschäftigt.

Besagter Tierarzt hatte sich – bei Jahresgewinnen zwischen 200.000 und 350.000 Euro – für drei Jahre einen der italienischen Sportwagen geleast. Mit dem schicken Flitzer fuhr er zu Fortbildungen und anderen beruflichen Terminen.

Die hohen Betriebskosten des Ferraris, insgesamt rund 98.000 Euro, wollte der Tierarzt als Betriebsausgaben geltend machen – schließlich konnte er die überwiegend berufliche Nutzung mit einem Fahrtenbuch belegen.

Die aktuellen Lieblingsautos der Deutschen
Platz 10: VW TouranNeuzulassungen: 27.346 (Vorjahr: 24.171) Gerade hat VW-Chef Winterkorn ein großes Sparprogramm für die Marke Volkswagen angekündigt und damit nicht nur die Mitarbeiter des Wolfburger Konzerns geschockt. Die die Statistik der Kraftfahrtbundesamtes über die Neuzulassungen von Januar bis einschließlich Juli, muss da wie Balsam für die Seele sein: 13 der 25 meistverkauften Autos in Deutschland stammen aus dem VW-Konzern. Auf Platz zehn der VW Touran. Im ersten Halbjahr 2014 verkaufte er sich sogar noch deutlich besser als 2013 - ein Plus von über 3000 Fahrzeugen. Quelle: Volkswagen
Platz 9: Skoda OctaviaNeuzulassungen: 27.409 (Vorjahr: 22.243) Der Skoda Octavia ist das erfolgreichste Importauto in Deutschland. Von dem gern als Firmenwagen genutzten Modell verkaufte sich nochmal fast 5000 Stück mehr als im Vorjahr. Quelle: obs
Platz 8: Ford FocusNeuzulassungen: 27.536 (Vorjahr: 23.812) Er ist einer der großen Gewinner im ersten Halbjahr. Mit 4000 mehr verkauften Modellen, schießt der Focus von Rang 15 auf Rang 8. Quelle: obs
Platz 7: Mercedes C-Klasse (im Bild bereits das neue T-Modell) Neuzulassungen: 27.927 (Vorjahr: 26.287) Eine saubere Leistung für Mercedes. Trotz Modellwechsels legt die C-Klasse noch mit der Vorgänger-Variante zu - 1000 Wagen mehr als Vorjahreszeitraum fuhren bis Juni vom Hof. Quelle: Daimler
Platz 6: BMW 3erNeuzulassungen: 30.468 (Vorjahr: 35.498) Im Vorjahr profitierten die Bayern noch von der 2012 eingeführten Generation des 3er-Modells. Je länger das Modell auf dem Markt ist, desto mehr lässt das Interesse der Kunden nach: Von Januar bis Juni wurden rund 5000 3er weniger zugelassen als im Vorjahreszeitraum. Quelle: REUTERS
Platz 5: VW-PoloNeuzulassungen: 32.077 (Vorjahr: 34.526) Ein paar weniger Neuzulassungen sind es zwar als noch in den ersten sechs Monaten 2013, doch der Stadtflitzer hält stabil seinen fünften Platz. Und ja, das ist bereits VW Nummer zwei unter den Top Ten der Lieblingsautos der Deutschen. Quelle: Volkswagen
Audi A3Neuzulassungen: 33.432 (Vorjahr: 28.102) Die Premium-Tochter des VW-Konzerns verkaufte sich in diesem Jahr noch deutlich besser als im ersten Halbjahr 2013. 5000 Neuzulassungen mehr - damit schafft der A3 den Sprung von Rang 7 auf Rang vier. Quelle: AP

Die BFH-Richter kamen aber zu dem Ergebnis, dass der vollständige Abzug der Ausgaben unangemessen sei. Denn der Tierarzt habe den Ferrari nur an 20 Tagen in drei Jahren betrieblich genutzt. Statt der vollen Summe dürfe der Mediziner für einen Wagen der Oberklasse übliche zwei Euro pro Kilometer abrechnen – bei dienstlich gefahrenen 5600 Kilometern nur ein Bruchteil der Gesamtkosten. Die restlichen 85.000 Euro muss er selbst tragen – ein hoher Preis für den „unangemessenen Repräsentationsaufwand“.

GmbH-Chefs fahren deutsche Limousinen

Zwar schmückt der Ferrari sicher den Parkplatz vor der Praxis und zeigt weithin, wie erfolgreich die Geschäfte des selbstständig praktizierenden Tierarztes laufen. Doch etwas mehr Augenmaß hätten ihm wohl dieses teure Vergnügen erspart.

Die größten Gewinner im deutschen Automarkt

Selbst unter Besserverdienenden ist bei der Wahl des Dienstwagens Vernunft eingekehrt. Laut einer Umfrage des Beratungsunternehmens BBE Media unter 3150 GmbH-Chefs gaben diese im Schnitt rund 68.400 Euro für ihren Dienstwagen aus – in der Regel ein Modell der gehobenen Mittelklasse. Nur einer der befragten Manager hatte offenbar einen ähnlich exotischen Dienstwagenwunsch wie unser Tierarzt: Er gab einen Anschaffungspreis von 251.000 Euro für seinen Firmenwagen an.

„Die Deutschen sind Weltmeister in der Risikovermeidung“

Die mit Abstand beliebtesten Modelle der Chefetagen sind der Audi A6, die 5er-Reihe von BMW und die Mercedes E-Klasse. Für Psychologie-Professor Rüdiger Hossiep von der Ruhr-Universität Bochum (RUB) sagt die Wahl eines der drei Modelle – nicht nur bei GmbH-Chefs – vieles über den Fahrer aus. „Die erste Frage ist: Was würde mein Chef zu dem Auto sagen? Da keiner unangenehm herausstechen will, haben wir ein enormes Dienstwagen-Einerlei, obwohl es zahlreiche markante Alternativen gibt“, sagt Hossiep. „In Deutschland fehlt die Courage zu markanten Entscheidungen. Wir sind Weltmeister in der Risikovermeidung – das gilt auch bei der Wahl des Dienstwagens.“

Das Risiko, dass man mit dem Dienstwagen negativ auffällt, ist bei den deutschen Limousinen eben deutlich geringer als bei Lexus GS, Jaguar XF oder Maserati Ghibli. Obwohl die Kosten für die markanteren Alternativmodelle auf demselben Niveau sind wie für A6, 5er und E-Klasse, transportieren sie ein anderes Image an die Umwelt. 

Der Maserati passt nicht immer

So kommt es zum Teil auf die Branche an, welches Auto wirklich passt. „Wenn ein Mittelständler aus einem Industrie-Unternehmen mit einem Maserati vorfährt, kann er als überheblich abgestempelt werden. In der Kreativbranche kann der Maserati aber als Ausdruck des Stils und der Eigenständigkeit gelten“, sagt der RUB-Psychologe.

In zahlreichen Unternehmen schiebt allerdings die Dienstwagen-Policy der allzu kreativen und markanten Fahrzeugwahl einen Riegel vor, indem zum Teil nur Autos deutscher Hersteller erlaubt sind. „Wenn ich den Maserati nehme, tue ich das, weil ich die Macht dazu habe“, sagt Hossiep. „Ich muss allerdings auch damit rechnen, dass mich andere für einen Snob halten.“ Frei nach dem Autofahrer-Motto „Ich fahre, also bin ich“.

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