100.000 Elektroautos sollten laut dem Plan der Bundesregierung Ende 2014 auf deutschen Straßen unterwegs sein. Binnen eines Jahres soll sich die Zahl glatt verdoppeln – alles auf dem Weg zu dem Ziel, dass 2020 eine Millionen Stromer unterwegs sind.
Doch die Elektromobilität kommt nicht so recht in Schwung. Bereits jetzt fehlen auf den Plan 75.000 Autos, wenn man die Zulassungszahlen zu Rate zeiht. Privatkäufer schreckt neben der Reichweiten-Problematik meist der hohe Kaufpreis ab.
Auch bei Dienstwagen-Fahrern bremsen die bekannten Argumente. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS im Auftrag der Leasinggesellschaft LeasePlan gaben 86 Prozent der Befragten an, die geringe Reichweite sei für sie eine Hürde. Bei 69 Prozent gelten hohe Anschaffungskosten als K.O.-Kriterium, 68 Prozent haben kein Vertrauen in die Ladeinfrastruktur.
Mit welchen Hindernissen Elektroautos kämpfen
Noch sind die reinen E-Autos deutlich teurer als ihre Benzin-Pendants. Ein Beispiel: Der E-Golf von Volkswagen ist ab 35 000 Euro zu haben. Ein Golf mit vergleichbarer Ausstattung kostet nur 24 150 Euro. Doch das könnte sich ändern. Laut Berechnungen des Ingenieurbüros P3 sind Elektrofahrzeuge ab dem Jahr 2018 beim Preis wettbewerbsfähig, wenn nicht sogar im Vorteil. Dabei werden neue Batterien zu Grunde gelegt, die einen höheren Nickelanteil vorweisen.
Die Batterietechnologie, die für den Preis verantwortlich ist, ist auch der Grund für einen weiteren Knackpunkt: Für den E-Golf gibt Volkswagen eine Reichweite zwischen 130 und 190 Kilometern an. Für eine Fahrt in den Urlaub dürfte das kaum reichen, zumal die Zahl der Ladepunkte in Deutschland im Vergleich zu den herkömmlichen Tankstellen noch klein ist. Auch das dürfte sich aber mit der Weiterentwicklung der Batterietechnologie ändern.
Vor allem auf dem Land kann die geringe Reichweite zum Problem werden. Deutschland liegt laut der Nationalen Plattform Elektromobilität mit 4800 Ladepunkten an 2400 Standorten im internationalen Mittelfeld. Nach dem Willen der EU Kommission sollen bis 2020 in Deutschland 150 000 öffentlich zugängliche Ladestationen entstehen. Zum Vergleich: Laut ADAC lag die Zahl der herkömmlichen Tankstellen 2013 bei 14 328.
Smart-Chefin Annette Winkler spricht sich schon lange offen für eine Förderung von E-Autos aus. Das müssen nicht unbedingt finanzielle Anreize sein: Der Bundestag erlaubte jüngst Städten und Gemeinden, kostenlose Parkplätze für E-Autos zu reservieren und ihnen die Nutzung von Busspuren zu erlauben. Ob das ausreicht, zweifelt unter anderem VDA-Präsident Matthias Wissmann an. Er fordert finanzielle Impulse - wie zum Beispiel Sonderabschreibungsregeln für Firmenwagen. In anderen Ländern wie den USA, China oder Frankreich bekommen Käufer Cash vom Staat beim Kauf eines E-Autos.
Nach Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) rollten Ende 2014 knapp 19 000 reine E-Autos auf deutschen Straßen. Die Zahl der sogenannten Plug-In-Hybride, die die Bundesregierung zu den E-Autos zählt und die sowohl an der klassischen Tankstelle als auch an der Steckdose betankt werden, lag bei 108 000. Insgesamt waren 44,4 Millionen Pkw in Deutschland unterwegs. Das Ziel der Bundesregierung von einer Million elektrisch betriebenen E-Autos bis 2020 liegt damit noch in weiter Ferne. An der Auswahl kann es nicht liegen: Im vergangenen Jahr kamen laut Verband der Automobilindustrie (VDA) 17 neue Serienmodelle mit Elektroantrieb auf den Markt. 2015 sollen noch einmal zwölf weitere hinzukommen. Selbst der elektroskeptische Porsche-Chef plant offenbar mit einem E-Auto: Zuletzt schloss Müller nicht mehr aus, dass das bis Ende des Jahrzehnts geplante nächste Porsche-Modell rein elektrisch betrieben wird.
"Im Bereich der gewerblich genutzten Fahrzeuge merken wir, dass das Interesse an Elektroautos mit der Verfügbarkeit von Serienfahrzeugen renommierter Hersteller steigt", sagt Gunter Glück, Geschäftsleitung Vertrieb und Kundenbetreuung bei LeasePlan Deutschland. "Dennoch wird auch bei Fuhrparkleitern die geringe Reichweite als Hindernis gesehen, obwohl viele Nutzungsprofile den Einsatz von Elektrofahrzeugen durchaus zulassen. Zur Verunsicherung tragen darüber hinaus die vielen Ladekonzepte der unterschiedlichen Betreiber bei."
Eine Abrechnung für Verbrenner und Elektroautos
Unterschiedliche Lade-Standards, die nicht von jedem Elektro-Auto unterstützt werden, machen die Suche nach einer passenden Ladesäule weiter kompliziert. An einer anderen Front kommt aber Bewegung in den Markt: das Chaos unterschiedlichster Kundenkarten für jeden Ladesäulen-Betreiber.
Der Tankkarten-Anbieter Novofleet hat sein Angebot kürzlich auf Ladepunkte für Elektroautos ausgeweitet. Mit der neuen Karte können Dienstwagen-Fahrer herstellerungebunden an 2.000 Säulen ihr Elektroauto laden. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es insgesamt rund 14.000 Tankstellen.
„Mit nur einer Karte können die Kunden auf Ladesäulen von RWE, EnBW und zahlreichen Stadtwerken zugreifen“, sagt Novofleet-Geschäftsführer Michael Stocker. „Die Autorisierung und Abrechnung erfolgt entweder per App oder integriertem RFID-Chip.“ Da die weit verbreiteten Ladesäulen von RWE keinen Chip unterstützen, kann hier der Ladevorgang nur per App freigeschaltet werden.
Die Abrechnung – und das für Fuhrpark-Leiter wichtige Reporting – erfolgt online, egal ob mit der Karte ein Elektroauto geladen oder an einer der 3.500 von Novofleet unterstützen Tankstellen ein Auto mit Verbrennungsmotor getankt wurde.
Die größten Hersteller von Elektroautos in Deutschland
Ford: 59 zugelassene Elektroautos
Seit 2013 hat Ford den Focus Electric im Angebot. Doch der große Erfolg blieb dem E-Focus bislang verwehrt: In Deutschland wurden bis zum ersten Halbjahr 2014 gerade einmal 59 Fahrzeuge zugelassen.
Tesla: 638 zugelassene Elektroautos
Mit dem Roadster wurde Tesla einst als Elektropionier gefeiert, auch das aktuelle Model S sorgt für Furore. Doch der Aufschwung scheint gerade erst zu kommen: Bereits im ersten Halbjahr 2014 wurden mehr als doppelt so viele Elektroautos von Tesla verkauft als im ganzen Jahr 2013.
Mitsubishi: 926 zugelassene Elektroautos
Mitsubishi zehrt bei den Elektroautos noch von den Erfolgen des iMiev aus dem Jahr 2011. Damals konnten die Japaner mangels Konkurrenz fast 700 Elektroautos verkaufen. Doch seitdem hat das Interesse am iMiev in Deutschland stark abgenommen, weshalb bis heute nur noch knapp 200 weitere Fahrzeuge dazugekommen sind.
Citroën: 948 zugelassene Elektroautos
Wie bei Mitsubishi ist die erste Welle des Elektro-Erfolgs bei Citroën wieder abgeklungen. Kein Wunder, schließlich ist der C-Zero der Franzosen mit dem Mitsubishi iMiev baugleich. Er hatte 2012 sein bestes Jahr, danach retteten noch einige Zulassungen für das Citroën-eigene Carsharing die Statistik.
Opel: 1450 zugelassene Elektroautos
Kein Elektroauto verkaufte sich so gut wie der Opel Ampera. Leider gilt das nur für das Jahr 2012. Seitdem ging es mit den Ampera-Zulassungen bergab, von 828 im Jahr 2012 auf 335 im Jahr 2013. Seit Jahresbeginn 2014 fanden nur noch 46 Amperas einen Käufer.
Nissan: 1712 zugelassene Elektroautos
Bei Nissan sind die Zulassungszahlen für den Leaf konstanter. Nach dem Anlauf-Jahr 2012 fanden im vergangenen Jahr 855 Leafs einen Abnehmer. Im ersten Halbjahr 2014 waren es wieder knapp 400, womit das Gesamtjahr auf dem Vorjahresniveau liegen könnte.
Renault: 1801 zugelassene Elektroautos
Mit ihrer Submarke Renault Z.E. gelten die Franzosen als Vorreiter im Elektromarkt. Neben den 1532 Zoe haben seit der Erfassung 2011 auch 269 Fluence Z.E. einen Käufer gefunden. Doch der Erfolg könnte noch größer sein: Der ausgefallene Twizy taucht in der Statistik nicht auf – er zählt offiziell als Quad.
BMW: 1935 zugelassene Elektroautos
Quasi aus dem Stand schafft es BMW auf das Treppchen. Obwohl der i3 erst im November 2013 auf den Markt gekommen ist, brachte er es bis Jahrsende auf 559 Zulassungen. Bis Ende Juni 2014 kamen 1376 weitere dazu.
Volkswagen: 2050 zugelassene Elektroautos
Beim größten deutschen Autohersteller wurde die Elektromobilität lange stiefmütterlich behandelt. Doch mit dem Start des E-Up und des E-Golfs stiegen die Zulassungen rapide an. Im ersten Halbjahr 2014 lagen beide Modelle mit knapp über 500 Zulassungen fast gleichauf. Der E-Up konnte aber 2013 schon 785 Zulassungen absahnen, als der Elektro-Golf noch gar nicht auf dem Markt war.
Daimler: 3612 zugelassene Elektroautos
Die Kleinwagenmarke Smart führt Daimler an die Spitze. Die drei Zulassungen des sündhaft teuren Elektro-SLS sind vernachlässigbar, ebenso die Elektro-B-Klasse. Den Großteil holt Daimler mit dem Smart electric drive, von dem alleine 2013 fast 1900 Exemplare zugelassen wurden. Daran ist das hauseigene Carsharing Car2go nicht unschuldig.
Quelle: Statista.de, Stand 1. Halbjahr 2014
Ein weiteres System, das Elektroautos in Unternehmensflotten voranbringen könnte, kommt von Fleetster. Das Unternehmen aus München bietet eine Software an, mit der ein „Corporate Carsharing“ von Pool-Fahrzeugen organisiert werden kann. „Nur die wenigsten Mitarbeiter nutzen den Dienstwagen mehrere Stunden am Tag“, sagt Wolfgang Weiss von Fleetster. „Über die Software können die Angestellten in Sekundenschnelle ein Pool-Fahrzeug buchen.“
Bei der Buchung müssen die Mitarbeiter angeben, für welche Fahrtstrecke sie ein Auto benötigen. Da das System auch den Ladezustand und die Reichweite der Elektroautos kennt, werden je nach Fahrt ein Elektroauto oder Verbrenner angeboten. Per elektronischem Fahrtenbuch kann auch die Nutzung des Fuhrparks optimiert werden.