Gebrauchtwagen Bundesgerichtshof klärt Rechte beim Kauf von Autos und Ersatzteilen

Für Autofahrer gibt es gleich zwei interessante Urteile aus Karlsruhe. Das eine wird Verbraucher freuen, das andere nicht so sehr.

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Der Bundesgerichtshof hat zum Kauf von Autos und Ersatzteilen geurteilt. Quelle: dpa

Während der Bundesgerichtshof die Rechte der Verbraucher beim Gebrauchtwagen-Kauf gestärkt hat, hat er ihnen beim Internet-Shopping von Autoteilen Grenzen gesetzt. Man soll online nicht mehr Rechte haben als beim Einkauf im Laden, entschieden die Karlsruher Richter am Mittwoch. Das heißt: Wer im Internet bestellte Autoteile ausführlicher testet, als das im Geschäft möglich gewesen wäre, und sie dabei beschädigt, bekommt nicht den vollen Kaufpreis zurück.

In dem Fall ging es um einen online gekauften Katalysator. Der Käufer hatte diesen von einer Werkstatt einbauen lassen. Nach einer Probefahrt stellte er fest, dass sein Auto nicht mehr die gleiche Leistung erbrachte und schickte das Teil zurück - mit deutlichen Gebrauchsspuren. Deshalb wollte der Verkäufer den Preis nicht erstatten.

Online-Verträge können grundlos widerrufen, der Kaufpreis muss dann erstattet werden. Zuvor dürfen Verbraucher die „Eigenschaften und Funktionsweise“ der Sachen testen. Das soll ausgleichen, dass man Waren nicht wie im Laden anfassen kann, sagte die Vorsitzende Richterin Karin Milger bei der Verhandlung. Mehr Rechte sollen daraus nicht entstehen.

Das sind die besten Gebrauchten
Über fünf Millionen ausgewertete Hauptuntersuchungen bilden die Grundlage für den aktuellen Gebrauchtwagenreport der Gesellschaft für Technische Überwachung. Aus den Daten ermittelten die Experten der Stuttgarter Prüf- und Sachverständigenorganisation Stärken und Schwächen von 240 Pkw-Modellen. Ergebnis: Deutsche Modelle haben bei den ein bis drei Jahre alten Pkw die Nase vorn. Hier alle Sieger und Platzierten. Quelle: DPA
Der Audi A1 hat im Qualitätsranking die Nase vorn und belegt in seiner Kategorie den ersten Platz, gefolgt... Quelle: PR
...vom Mazda 2...  Quelle: obs
...und dem Toyota Yaris.
Der VW Golf VII fährt bei den Kompakten erstmals Gold im Gebrauchtwagenreport ein. Quelle: DPA
Silber holt sich schon wie im Vorjahr der Audi A3. Quelle: DPA
Bronze geht an die Mercedes A-Klasse. Quelle: DPA

Auch im Geschäft hätte der Käufer den Katalysator aber nicht so ausprobieren können, dass er dabei die Wirkung auf sein Auto hätte testen können, heißt es in dem Urteil. Er hätte das Teil lediglich anschauen, mit alternativen Modellen vergleichen und sich vor Ort beraten lassen können.

All das sei im Internet zwar nicht möglich. Der Einbau des Katalysators und die Probefahrt gingen aber weit über die Testmöglichkeiten im Geschäft hinaus. Die Richter sahen darin bereits eine Ingebrauchnahme und eine „im stationären Handel unter keinen Umständen eröffnete Überprüfung“. (Az.: VIII ZR 55/15)

In dem zweiten Fall ging es um einen Gebrauchtwagen-Kauf. Nach fünf Monaten funktionierte die Automatikschaltung nicht mehr richtig, weshalb der Käufer sein Geld zurückhaben wollte. Gestritten wurde darüber, ob der Käufer beweisen muss, dass er die Schaltung nicht selbst durch einen Bedienfehler kaputt gemacht hatte.

Wegen einer Entscheidung des EU-Gerichtshofs musste Karlsruhe seine Rechtsprechung dazu ändern. Danach wird nun zugunsten des Verbrauchers vermutet, dass der Schaden bereits von Anfang an vorgelegen hat. Der Verkäufer muss das Gegenteil beweisen. Gelingt ihm das nicht, wird vermutet, dass der Schaden von Anfang an zumindest im Ansatz vorhanden war - auch wenn ungeklärt bleibt, ob überhaupt ein Mangel vorliegt, für den der Verkäufer verantwortlich ist. (Az.: VIII ZR 103/15)

Diese Gebrauchten will keiner haben
Platz 10: Jaguar F-TypeEs gibt Autos, die verkaufen sich wie geschnitten Brot – sowohl als Neuwagen, aber auch als Gebrauchter. Es gibt aber auch Autos, die verkaufen sich als Neuwagen recht gut, weil sie sich an ein spezielles Publikum richten. Als Gebrauchter, wenn sie günstiger und für ein breiteres Publikum erschwinglich sind – haben sie es aber dann schwerer, denn die wahren Fans haben schon einen in der Garage stehen. So kommt es, dass der Jaguar F-Type laut einer Marktanalyse von mobile.de 133,9 Tage inseriert wird, bevor er einen Käufer findet. Zum Vergleich: Ein Porsche Boxster geht nach 60 Tagen weg. Der schicke, aber exotische Sportwagen von Jaguar ist beim Verkauf für 78.878 Euro im Schnitt 16,3 Monate alt. Quelle: Jaguar Land Rover
Platz 9: Opel KarlMit dem Adam hat Opel einen stylischen und beliebten Kleinwagen auf den Markt gebracht. Der noch günstigere, aber ohne Lifestyle-Glamour etwas biedere Karl sollte den Erfolg wiederholen. Hat nicht ganz geklappt – zumindest bei den gebrauchten Karls ist das Interesse eher gering. Für ein im Schnitt 8,0 Monate altes Auto, das als Fast-Neuwagen nur 11.443 Euro kostet, könnte man einen besseren Wert als eine Standzeit von 134,6 Tagen erwarten. Quelle: Opel
Platz 8: Jeep CherokeeDer Jeep Cherokee ist ein wenig das Opfer seiner eigenen Geschwister: Der größere Grand Cherokee oder der kleine Renegade sind in Deutschland beliebter. So steht das Kompakt-SUV von Jeep vor dem Verkauf für 31.066 Euro durchschnittlich 138,1 Tage. Dabei ist der Wagen laut der mobile.de-Statistik 28,7 Monate alt. Quelle: Fiat
Platz 7: Subaru ForesterMit dem Subaru Forester mag es ein wenig wie bei dem F-Type sein: Es gibt in Deutschland eingefleischte Subaru-Kunden, die die japanischen Allradler schätzen. Die haben aber schon einen Subaru. So kommt es, dass der Forester 140 Tage inseriert wird, bevor es zum Verkauf kommt. 19.357 Euro sind die durchschnittlich 51,7 Monate alten Autos dann noch wert. Quelle: Subaru
Platz 6: Peugeot 108Beim Peugeot 108 trifft ein anderes Phänomen zu: Er ist schon als Neuwagen so günstig, dass der geringe Wertverlust kaum den Blick auf einen Gebrauchtwagen lohnt. Die bei mobile.de beworbenen 108 sind 13,6 Monate alt und solle nur 10.720 Euro kosten. Dennoch sind die Anzeigen in der Regel 140,4 Tage online, bevor das Auto verkauft wird. Quelle: Peugeot
Platz 5: Volvo S60/V60Die 60er Baureihe mit Limousine (S60) und Kombi (V60) waren die ersten Volvos, die nach der Übernahme durch den chinesischen Geely-Konzern auf den Markt kamen. In Deutschland hat es das Mittelklasse-Modell gegen A4, 3er und C-Klasse sehr schwer, was die hohe Standzeit vom im Schnitt 141,4 Tagen begründet. Das heißt aber auch: Wer nicht unbedingt ein deutsches Auto haben will, bekommt bei dem Volvo für 26.203 Euro ein gutes Auto (31,3 Monate) – und wegen der langen Standzeit vielleicht noch etwas Spielraum bei der Preisverhandlung. Quelle: Volvo
Platz 4: Jaguar XEAuch der Jaguar XE leidet unter der deutschen Mittelklasse-Übermacht. Zum Teil sind es das kleinere Händlernetz oder auch strenge Fuhrparkregeln, die den XE vom großen Durchbruch in Deutschland bislang abgehalten haben. Bei den Gebrauchten dauert es auch stolze 143,4 Tage, bis ein Käufer gefunden ist. Der zahlt dann noch im Schnitt 38.243 Euro für ein nur 10,9 Monate altes Auto. Quelle: Jaguar Land Rover

Der Auto-Club Europa begrüßte das Urteil: „Der Käufer ist jetzt immer auf der sicheren Seite und muss sich nicht mit der Beweisführung abkämpfen“, teilte der Verband mit.

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