Geely und Chery Wie Chinas Autobauer Europa aufmischen wollen

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Chinesischer Patriotismus

Diese Autos sollen die Chinesen begeistern
So ist es auch kein Wunder, dass die Volkswagen-Konzern bzw. Audi-Tochter Lamborghini ausgerechnet Peking wählt, um erstmals ein Concept Cars ihres neuen Luxus-SUV vorzustellen, das Urus heißt, benannt nach einer spanischen. Kampfstierrasse ... Quelle: dpa
Lamborghini-Chef Stefan Winkelmann mit dem Urus Concept SUV. Bis zu 3.000 Fahrzeuge jährlich könnten produziert werden, heißt es. Unter der Motorhaube kommt ein Zwölfzylinder zum Einsatz, der den Viertürer mit der coupeartigen Dachlinie mit 600 Pferdestärken antreibt. Ob es bis zur Serienfertigung bei den kleinsten Außenspiegeln der Welt bleibt, darf allerdings bezweifelt werden ... Quelle: dpa
Medienansturm auf den Lambirghini Urus am ersten Pressetag der Messe Auto China. Quelle: dpa
Lamborghini Urus Concept SUV: Die Automesse in Peking begann mit einer Rekordausstellungsfläche, 990 Autos sind 220.000 Quadratmetern zu sehen, von den Herstellern wurden 120 Modell-Weltpremieren angekündigt. China gilt als äußerst wichtiger Wachstumsmarkt für die Autohersteller der Welt. Allerdings haben sich die Zuwachsraten beim Absatz deutlich verlangsamt, seit die Regierung Förderprogamme für den Autokauf zusammenstrich. Zudem haben einige Metropolen strenge Fahrauflagen erlassen, um der Umweltverschmutzung und den ständig wachsenden Staus auf den Straßen Herr zu werden. Die „Auto China“ findet abwechselnd in Peking und Shanghai statt. 2010 waren in der Hauptstadt 785.000 Menschen zu der Messe gekommen. Quelle: dpa
Kurz vor dem Publikumsansturm: Letzte Aufräumarbeiten auf dem Volkswagen-Stand. Noch immer sind mehr als drei Viertel der chinesischen Autokunden Erstkäufer. Rund 100 Millionen Pkw waren zuletzt in dem Riesenreich mit rund 1,4 Milliarden Menschen registriert. Zum Vergleich: In Deutschland kommen auf fast 82 Millionen Bürger knapp 43 Millionen Autos. So niedrig wie heute in China war die Pkw-Dichte in der Bundesrepublik in den 1950er Jahren. Die damalige Situation in Deutschland ähnelt in manchen Punkten der heutigen in China: Der Wohlstand wächst quer durch die Bevölkerung rasant. Und der Hunger nach Mobilität sowie nach technisch hochwertigen und optisch ansprechenden Besitztümern ist schier unersättlich. Quelle: dpa
Wenn es um Luxus-SUV und China geht, darf Maserati natürlich nicht fehlen. Die Nobeltochter des italienischen Fiat-Konzerns hatte mit der Ankündigung des Kubang zunächst überrascht, weil sie bislang ausschließlich flache Sportwagen baut. Aber seit dem Riesenerfolg des Porsche Cayenne suchen eben alle nach ähnlichen Modellen, um sportliches Markenimage auf neue Produkte zu übertragen. Der Neue wurde vom Maserati Style Center entworfen und ist auf den ersten Blick als ein Werk der Italiener zu erkennen. Das liegt vor allem an dem typischen Kühlergrill mit den Längslamellen und dem großen Dreizack in der Mitte. Die restliche Karosserie ist eine Mischung aus SUV und Coupé mit mächtiger Front und vehement nach hinten abfallender Dachlinie ... Quelle: dpa
Viele Details verrät der italienische Hersteller mit dem Dreizack im Logo jedoch noch nicht über seinen neuen Viertürer. Lediglich, dass die Gänge über eine Achtstufenautomatik gewechselt werden, die exklusiv für den Kubang in Modena entwickelt wurde. Aus Sicht von Traditionalisten wird der Kubang nicht Maseratis einziger Stilbruch beiben: Auch Dieselmotoren wurden bereits angekündigt ... Quelle: dpa

Immerhin wollen Volvo und Geely die nächste Generation des V40 und andere Fahrzeuge ähnlicher Größe gemeinsam entwickeln. Volvo hatte über ein Jahr lang versucht, andere europäische Fahrzeughersteller für eine Kooperation auf Augenhöhe zu gewinnen. Die zeigten den Schweden die kalte Schulter. Sie trieb die Sorge, dass Volvo Betriebsgeheimnisse nach China verraten könnte, berichtet ein Insider.

Volvo-Manager fürchten, dass Geely den V40-Nachfolger zwar in Schweden entwickeln, aber von 2018 an in China produzieren will. Die Erklärung von Geely-Eigner Li, wonach das Teilen von Wissen und Technik die Markenintegrität gefährden dürfe, beruhigte sie ebenso wenig wie die Berufung eines Schweden an die Spitze des neuen Entwicklungszentrums.

Einige machen sich bereits Gedanken, wie es weitergehen könnte, wenn Geely die Lust verlieren sollte. Am Stammsitz machen Gerüchte von einer "schwedischen Lösung" die Runde: Ein Konsortium aus Göteborg, wird spekuliert, könnte Geely Volvo abkaufen und an die Börse bringen.

Ein Scheitern der chinesisch-schwedischen Ehe würde aber noch keinen Rückzug Chinas aus Europa bedeuten. Denn die Chinesen haben einen weiteren Pfeil im Köcher: einen Angriff im Hyundai-Stil. Seit der südkoreanische Hyundai-Kia-Konzern auf das Know-how europäischer Top-Manager und Designer setzt, erobert er Europa im Eilschritt. Der chinesische Anbieter Chery nimmt sich daran ein Beispiel.

Europäisches Top-Management

Ein Gemeinschaftsunternehmen von Chery und dem Industriekonzern Israel aus Tel Aviv ließ beim österreichischen Autozulieferer Magna Automodelle entwickeln, die mit europäischen Massenmarken auf Augenhöhe sein sollen. Name der neuen Automarke: Qoros. Kapitalausstattung: 2,5 Milliarden Euro. Zulieferer: Branchengrößen wie Bosch, ZF oder Continental. Operativer Chef ist der ehemalige VW-Chef USA, Volker Steinwascher. Der Chefdesigner heißt Volker Hildebrand, Vater des BMW-Mini-Designs. Fahrzeugentwicklung, Qualitätsmanagement, Marketing – alles ist in den Händen erfahrener westlicher Automanager.

Bereitschaft der Deutschen, ein chinesisches Auto zu kaufen

Unter der Regie eines Ex-BMW-Managers hat Qoros in der Sonderwirtschaftszone Changshu in nur einem Jahr eine Fabrik von westlichen Anlagenbauern hochziehen lassen. 150.000 Autos sollen im ersten Jahr vom Band laufen, die Kapazität reicht für 450.000. "Deutsche Autobauer beobachten genau, was Qoros macht", sagt ein chinesischer Manager eines großen Zulieferers: Die Qoros-Modelle sollen bei ähnlicher Qualität und Ausstattung bis zu 20 Prozent billiger sein als Autos made in Germany. Auf dem Auto-Salon in Genf werden die ersten Modelle gezeigt. Das deutsche Management könnte viele Käufer dazu bewegen, sich ein Auto made in China zuzulegen. Das zeigt eine Umfrage des Marktforschers Comaq unter deutschen Verbrauchern.

Im Heimatmarkt kann Qoros dagegen auf chinesischen Patriotismus vertrauen. Viele Chinesen warten ungeduldig darauf, dass ein einheimisches Auto mit deutschem Qualitätsniveau auf den Markt kommt. 41 Prozent der chinesischen BMW-, Mercedes- und VW-Käufer würden, so eine aktuelle Studie der Beratung McKinsey, für ein heimisches Premiumvehikel bis zu 50.000 Euro hinblättern.

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