Immerhin wollen Volvo und Geely die nächste Generation des V40 und andere Fahrzeuge ähnlicher Größe gemeinsam entwickeln. Volvo hatte über ein Jahr lang versucht, andere europäische Fahrzeughersteller für eine Kooperation auf Augenhöhe zu gewinnen. Die zeigten den Schweden die kalte Schulter. Sie trieb die Sorge, dass Volvo Betriebsgeheimnisse nach China verraten könnte, berichtet ein Insider.
Volvo-Manager fürchten, dass Geely den V40-Nachfolger zwar in Schweden entwickeln, aber von 2018 an in China produzieren will. Die Erklärung von Geely-Eigner Li, wonach das Teilen von Wissen und Technik die Markenintegrität gefährden dürfe, beruhigte sie ebenso wenig wie die Berufung eines Schweden an die Spitze des neuen Entwicklungszentrums.
Einige machen sich bereits Gedanken, wie es weitergehen könnte, wenn Geely die Lust verlieren sollte. Am Stammsitz machen Gerüchte von einer "schwedischen Lösung" die Runde: Ein Konsortium aus Göteborg, wird spekuliert, könnte Geely Volvo abkaufen und an die Börse bringen.
Ein Scheitern der chinesisch-schwedischen Ehe würde aber noch keinen Rückzug Chinas aus Europa bedeuten. Denn die Chinesen haben einen weiteren Pfeil im Köcher: einen Angriff im Hyundai-Stil. Seit der südkoreanische Hyundai-Kia-Konzern auf das Know-how europäischer Top-Manager und Designer setzt, erobert er Europa im Eilschritt. Der chinesische Anbieter Chery nimmt sich daran ein Beispiel.
Europäisches Top-Management
Ein Gemeinschaftsunternehmen von Chery und dem Industriekonzern Israel aus Tel Aviv ließ beim österreichischen Autozulieferer Magna Automodelle entwickeln, die mit europäischen Massenmarken auf Augenhöhe sein sollen. Name der neuen Automarke: Qoros. Kapitalausstattung: 2,5 Milliarden Euro. Zulieferer: Branchengrößen wie Bosch, ZF oder Continental. Operativer Chef ist der ehemalige VW-Chef USA, Volker Steinwascher. Der Chefdesigner heißt Volker Hildebrand, Vater des BMW-Mini-Designs. Fahrzeugentwicklung, Qualitätsmanagement, Marketing – alles ist in den Händen erfahrener westlicher Automanager.
Bereitschaft der Deutschen, ein chinesisches Auto zu kaufen
Ja: 12%
Nein: 88%
Ja: 44%
Nein: 56%
Unter der Regie eines Ex-BMW-Managers hat Qoros in der Sonderwirtschaftszone Changshu in nur einem Jahr eine Fabrik von westlichen Anlagenbauern hochziehen lassen. 150.000 Autos sollen im ersten Jahr vom Band laufen, die Kapazität reicht für 450.000. "Deutsche Autobauer beobachten genau, was Qoros macht", sagt ein chinesischer Manager eines großen Zulieferers: Die Qoros-Modelle sollen bei ähnlicher Qualität und Ausstattung bis zu 20 Prozent billiger sein als Autos made in Germany. Auf dem Auto-Salon in Genf werden die ersten Modelle gezeigt. Das deutsche Management könnte viele Käufer dazu bewegen, sich ein Auto made in China zuzulegen. Das zeigt eine Umfrage des Marktforschers Comaq unter deutschen Verbrauchern.
Im Heimatmarkt kann Qoros dagegen auf chinesischen Patriotismus vertrauen. Viele Chinesen warten ungeduldig darauf, dass ein einheimisches Auto mit deutschem Qualitätsniveau auf den Markt kommt. 41 Prozent der chinesischen BMW-, Mercedes- und VW-Käufer würden, so eine aktuelle Studie der Beratung McKinsey, für ein heimisches Premiumvehikel bis zu 50.000 Euro hinblättern.