Gehaltsvergleich So viel könnten Mitarbeiter bei Tesla verdienen

Der US-Konzern Tesla lieferte zuletzt überraschend gute Quartalszahlen. Quelle: dpa

Tesla bereitet sich auf die Eröffnung seiner Gigafactory Brandenburg vor – und zahlt Einstiegsgehälter ab 2700 Euro brutto. Damit liegt der US-Autobauer auf dem Niveau der Konkurrenz.

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Bereits im Sommer 2021 sollen die ersten Autos vom Band der neuen Tesla-Gigafactory in Berlin rollen. Dafür benötigt Elon Musk zunächst etwa 12.000 Mitarbeiter – langfristig sogar bis zu 40.000. Auf der Unternehmenswebsite werden immer wieder neue Anzeigen geschaltet. Tesla teilt die Stellen in vier Bereiche ein: Ingenieurwesen, Bauwesen, Produktion und Operatives Management. Ganz egal ob Führungskraft, Ingenieure oder Handwerker: In Grünheide sind Menschen aus allen Berufsgruppen gefragt.

Der Tesla-Chef lockt neue Mitarbeiter mit einem vergleichsweise attraktiven Angebot: Das Einstiegsgehalt in der niedrigsten Lohngruppe betrage nach Angaben von Jochem Freyer, Chef der Arbeitsagentur Frankfurt 2700 Euro brutto. Selbst für Arbeitslose ohne Ausbildung. Mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung soll das Monatsgehalt bei 3500 Euro brutto liegen. „Tesla zahlt besser, als es ortsüblich ist“, sagt Freyer. Zwar würde der Automobilbauer den Tarifvertrag nicht übernehmen, aber sich dem Gehaltsvertrag der Metall- und Elektroindustrie annähern. Namhafte Konkurrenten wie BMW hingegen zahlen nach dem jeweiligen Bundesland gültigen IG-Metall-Tarif. VW hat sogar einen mit IG Metall verhandelten eigenen VW-Tarifvertrag.

Dass Tesla kein Freund der deutschen Tarifpolitik ist und seine bisherigen Tochterfirmen wie Grohmann in Rheinland-Pfalz am liebsten ohne Tarifvertrag arbeiten lässt, sorgt regelmäßig für Kritik. Gewerkschaften tun sich bislang schwer, überhaupt ins Gespräch mit dem Neuling in Brandenburg zu kommen, wie die WirtschaftsWoche erfuhr.

Doch Tesla zahlt durchaus angemessen. Im Durchschnitt liegt das Einstiegsgehalt in der Automobilindustrie bei 2623 Euro. Damit gehört die Branche im Bezug auf den Start aktuell unter den Top zehn in Deutschland. Am schlechtesten wird die Hotel- und Gastronomiebranche mit einem durchschnittlichen Einstiegsgehalt von 2165 Euro bezahlt. Den besten Start bieten die Banken mit etwa 4671 Euro, gefolgt von der Chemie- und Pharmaindustrie (4346 Euro) sowie dem Anlagenbau (4046 Euro). Auf demselben Niveau wie die Automobilbranche ist zurzeit Verkehr, Transport und Logistik, die im Durchschnitt 2662 Euro zahlen.


Gehälter sind mit Konkurrenz vergleichbar

Über das Gehalt der Fach- und Führungskräfte gibt es bislang noch keine genauen Angaben. Trotz der Größe ist Tesla in den Vereinigten Staaten nicht gerade für hohe Löhne bekannt. Vergleicht man die Gehälter der Mitarbeiter anderer Standorte in Deutschland, die auf dem Karriereportal Kununu veröffentlicht wurden, kann nur spekuliert werden, welches Gehalt zukünftige Mitarbeiter der Gigafactory in Berlin-Brandenburg erwarten dürfen. Durchschnittlich erhält ein Automobilkaufmann bei Tesla das Brutto-Jahresgehalt in Höhe von 39.200 Euro. Zum Vergleich: Damit liegt Tesla zwar über BMW (38.200 Euro), aber unter dem Durchschnitt von Daimler (44.900 Euro), VW (42.900) und Audi (42.500 Euro).

Ein Kfz-Mechatroniker verdient in den anderen Standorten bei Tesla durchschnittlich 37.200 Euro. Das ist immerhin ein höheres Gehalt als bei VW (33.300 Euro). Dennoch erhalten die Angestellten bei Daimler (38.682 Euro), Audi (43.470 Euro) und BMW (47.000 Euro) mehr. Auch den Konstrukteur bezahlt Tesla unter dem Durchschnitt der namenhaften Konkurrenz. Tesla vergibt mit 55.000 Euro dasselbe Gehalt wie BMW. VW, Audi und Daimler zahlen über 14.000 Euro mehr für diese Stelle. Bei dem Gehaltsvergleich fällt auf, dass die Managerpositionen hingegen ziemlich gut bezahlt sind. So liegt das durchschnittliche Jahresgehalt von Tesla etwa für einen Country-Manager bei 102.700 Euro, während VW gerade Mal 79.000 Euro vergibt.


Tesla ist der wertvollste Autobauer der Welt

Leisten könnte sich Tesla hohe Gehälter auf jeden Fall. Der US-Autobauer hat im fünften Quartal in Folge schwarze Zahlen geschrieben und seine Ziele des Jahres bestätigt. In den drei Monaten bis Ende September wurde ein Nettogewinn von 331 Millionen Dollar – umgerechnet rund 279 Millionen Euro – erzielt, wie Elon Musk mitteilte. Damit ist das Ergebnis im Jahresvergleich um 131 Prozent gestiegen.

Der Umsatz erreichte einen neuen Rekord: Er wuchs um 39 Prozent auf 8,8 Milliarden Dollar. Die Aktie reagierte mit einem deutlichen Kursanstieg an der Börse. Seit der Gründung 2003 war der Konzern noch nie so lange profitabel.

Tesla ist an der Börse inzwischen gar der wertvollste Autobauer der Welt. Seit Jahresbeginn ging der Aktienkurs um 400 Prozent in die Höhe, in den vergangenen zwölf Monaten sogar um 730 Prozent. Der Börsenwert lag zuletzt bei 387 Milliarden Dollar. Damit wird der E-Auto-Hersteller aus dem Silicon Valley trotz viel geringerer Absatzzahlen mehr als dreimal so hoch gehandelt wie die beiden größten US-Hersteller General Motors und Ford zusammen. Auch den deutschen Autokonzernen ist Tesla deutlich überlegen.

Nun lieferte Tesla sogar einen Rekord – obwohl der Automarkt insgesamt erheblich unter der Coronakrise leidet. In der Automobilindustrie sind bis 2040 jeweils bis zu 300.000 Arbeitsplätze gefährdet. Das entspricht etwa einem Drittel der Beschäftigten im Jahr 2017, wie aus den Daten der Bundesagentur für Arbeit hervorgeht. Dennoch: „Das dritte Quartal war das beste in unserer Geschichte“, durfte Musk nach Vorlage des Finanzberichts in einer Konferenzschalte mit Finanzanalysten feststellen.

Und es kommt noch besser: Vergangene Woche Montag gab der Indexbetreiber S&P Dow Jones Indices die Aufnahme in den Börsenindex S&P 500 bekannt. Die Papiere des E-Autopioniers sollen am 21. Dezember in den Handel starten. Daraufhin reagierten Teslas Aktien nachbörslich mit einem Kurssprung von mehr als zehn Prozent.

Der Einschnitt von Corona in die Automobilbranche ist tief

So gut durch die Krise kommt nicht jeder Autobauer. Gerade erst hat zum Beispiel der Daimler-Chef Ola Källenius mitgeteilt, dass er Geld sparen muss. Dabei soll es unter anderem Entlassungen geben. Wie sich langfristig eine Rezession auf das Gehalt auswirkt, konnte der deutsche Ökonom Hannes Schwandt von der Northwestern-Universität bei Chicago belegen. Er verglich die Einkommen und Karriereschritte verschiedener Jahrgänge. Das Ergebnis: Die Einstiegsgehälter sind in der Krise durchschnittlich geringer, unabhängig von der Branche oder der Fachrichtung. Deshalb kommt ein Einstiegsgehalt für selbst Ungelernte bei Tesla gerade recht.


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Insgesamt werden die Gehälter branchenübergreifend nicht so schnell steigen. Ganz im Gegenteil: Viele kürzen die Löhne sogar. Das ergibt sich aus der Fortschreibung der eingesammelten Lohndaten, aber auch aus einer Befragung von 49 deutschen Unternehmen im Mai. Besonders die Automobilindustrie ist von der Krise stark betroffen. In einer Umfrage des Verbands der Automobilindustrie gaben sechs von zehn Zulieferern an, Personal abbauen zu wollen. Und auch an den übrigen Gehältern soll gespart werden.

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