General Motors GM verabschiedet sich schleichend von der Limousine

Ein Chevrolet Impala oder eine große Limousine von Cadillac sind wahrhaft amerikanische Autos. Doch bei der Präsentation der Halbjahreszahlen steht auch die Zukunft der Limousinen bei GM im Fokus – wegen des SUV-Booms.

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Chevrolet Impala 2014 Quelle: AP

Tausende Mitarbeiter in vier Werken von General Motors erhielten diese Woche eine schlechte Nachricht: Ihre Sommerferien werden um mindestens zwei Wochen verlängert. Offiziell begründet GM die Produktionspause in Orion Township (Michigan), Lordstown (Ohio), Kansas City (Missouri) und Oshawa (Kanada) mit Modernisierungsarbeiten. Doch hinter den Kulissen ist der Grund klar: In allen vier Werken werden Autos gebaut, die sich derzeit nur schleppend verkaufen: Limousinen.

Das passt in die neue Strategie von Konzernchefin Mary Barra: Wirtschaftlichkeit kommt vor Volumen. Wohl auch deshalb waren die Amerikaner bereit, das chronisch defizitäre Opel an den französischen PSA-Konzern zu verkaufen. Jetzt trifft es offenbar auch den Heimatmarkt: In den vergangenen Monaten hat GM bereits das Flottengeschäft heruntergefahren und die Rabatte auf die schwer verkäuflichen Limousinen gekürzt. Die Hoffnung, den schwächelnden Limousinenmarkt durch Preisnachlässe wieder anzukurbeln, hat man in Detroit offenbar aufgegeben. Stattdessen wurden die Incentives für Light Trucks – also das, was wir hierzulande unter dem Begriff Pick-ups verstehen – erhöht.

Wenn Barra an diesem Dienstag die Halbjahreszahlen des größten US-Autobauers vorstellt, sieht sie sich auch mit zwei kritischen Medienberichten konfrontiert. Die Nachrichtenagentur Reuters und die lokale Zeitung "Detroit Free Press" schreiben übereinstimmend, dass GM derzeit ergebnisoffen über die Zukunft von mindestens sechs der US-Modelle nachdenkt. Ab 2020, so der Tenor, könnten diese sechs Modelle aus dem Programm genommen werden.

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Bei den Modellen soll es sich den Berichten zufolge um den Buick LaCrosse, Chevrolet Impala (beide technisch mit dem Opel Insignia verwandt), den E-Klasse-Konkurrenten Cadillac CT6, den größeren Cadillac XTS, den Chevrolet Sonic (hierzulande früher als Chevrolet Aveo verkauft) und den Chevrolet Volt handeln (technisch eng verwandt mit dem Opel Ampera). Wie Reuters schreibt, soll der Volt durch ein Plug-in-Hybrid ersetzt werden – und das nicht mehr in Form einer Limousine, sondern als Crossover.

Der Trend zum SUV beschleunigt sich weiter

Der amerikanische Automarkt gilt seit Längerem als SUV-Markt. Doch die Verkäufe von Limousinen sind stark rückläufig, nicht nur im Vergleich zu den SUV, Crossover und Light Trucks – ein Trend, der sich 2017 noch beschleunigt hat. In den ersten sechs Monaten des Jahres sanken laut den Analysten von IHS Markit in den USA die Verkäufe im D-Segment (große Limousinen) um 14 Prozent, im B-Segment (Kompaktwagen) um 10 Prozent und im C-Segment (Mittelklasse-Limousinen) um 7,1 Prozent.

Selbst wenn die Absatz-, Umsatz- und Renditezahlen im Konzern zum Halbjahr positiv ausgefallen sind, bedeutet das für die Zukunft der Mitarbeiter in den vier genannten Werken vorerst nichts Gutes. Die Verkäufe des im Werk Orion Township gebauten Sonic sind im ersten Halbjahr um 37 Prozent zurückgegangen, der ebenfalls in diesem Werk gebaute Elektrowagen Chevrolet Bolt verkauft sich Berichten zufolge auch schleppender als erwartet. Der in Kansas City gebaute Chevrolet Malibu, ebenfalls eine Limousine, ging um 30 Prozent zurück. Der in Kanada gefertigte Impala brach sogar um 44,5 Prozent ein.

Zwar gehen die Experten von IHS davon aus, dass GM die Limousinen-Modelle nicht ersatzlos streichen, sondern vielmehr durch gefragtere Crossover-Modelle ersetzen wird. Doch wo diese dann gebaut werden, steht noch nicht fest. Den Berichten nach soll sich sogar die nordamerikanische Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) mit GM in Verbindung gesetzt haben. Die Arbeitnehmervertretung rede mit dem amerikanischen Autohersteller über die potentiell gefährdeten Jobs.

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