Geteilte Mobilität Warum Uber auf Hilfe von Volkswagen hofft

Uber: Warum Dara Khosrowshahi auf Hilfe von Volkswagen setzt Quelle: dpa

Für Uber läuft es nicht gut in Deutschland. Mit Elektrofahrrädern will der US-Fahrdienst bei der Politik Sympathiepunkte gewinnen. Doch eigentlich blickt Uber gespannt nach Hamburg.

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Protest ist Dara Khosrowshahi gewöhnt. Und so dürfte es den Chef des Fahrdienstes Uber kaum gestört haben, dass sich ein kleines Grüppchen Menschen zur Anti-Uber-Demonstration in Berlin-Kreuzberg versammelt hatten. Während draußen vor dem Tempodrom bei praller Sonne rund 50 Taxifahrer das Geschäftsmodell von Uber anprangerten, saß Khosrowshahi auf einem grauen Sofa mitten auf der Bühne des Digitalmesse NOAH und erzählte dem jungen Publikum, warum nun alles besser werde.

Für Uber läuft es gar nicht gut in Deutschland. Der US-Fahrdienst wird seit Jahren von der Politik und deutschen Gesetzen ausgebremst. Eigentlich wollte das Unternehmen, das 2017 weltweit 7,5 Milliarden Euro umsetzte, auch hierzulande Taxis verdrängen. Doch private Fahrer dürfen weiterhin in Deutschland keine Personen in ihrem Privat-Pkw befördern. Zumindest nicht erwerbsmäßig. Und auch Sammeltaxis sind verboten.

Dennoch will das Unternehmen nicht aufgeben. „Deutschland ist extrem wichtig für uns“, sagte Khosrowshahi auf dem Podium. Das Unternehmen vermittelt in Städten wie München und Berlin derzeit ganz normale Taxis und bietet Chauffeurdienste an. Es hält sich an die Regeln des Personenbeförderungsgesetzes. Doch verglichen mit dem Business in anderen Teil der Welt, verdient Uber in Deutschland kaum Geld.

Dara Khosrowshahi (l), Vorstandsvorsitzender von Uber, spricht mit Moderator Christoph Keese auf dem Podium der Start-up-Konferenz NOAH Berlin 2018. Quelle: dpa

Uber setzt daher auf einen Imagewandel, um die Politik von sich zu überzeugen. Das Unternehmen, das einst einem „Arschloch namens Taxi“ den Kampf ansagte (Uber-Gründer und Ex-CEO Travis Kalanick), will künftig nett sein. Der Auftritt von Uber in Deutschland solle „ein Signal sein, wie Uber in Zukunft aussehen wird“. In Deutschland startet Uber nun zunächst mit dem Verleih von E-Bikes. Die Firma arbeite daran, mit dem im Mai erworbenen Fahrradverleih Jump bis Ende des Sommers in Berlin und anderen Städten Europas an den Start zu gehen, sagte Uber-Chef Khosrowshahi in der deutschen Hauptstadt. „Wir sind besonders begeistert von Fahrrädern, weil sie selbst in dichten Städten, in denen der Platz begrenzt ist und die Straßen verstopft sein können, eine bequeme und umweltfreundliche Fahrweise bieten.“

Doch das Radgeschäft ist im Prinzip nur ein Feigenblatt. Tatsächlich dreht Khosrowshahi in Berlin gerade seine Runden, um Politiker von den ökologischen und sozialen Vorteilen des klassischen Fahrdienstes zu überzeugen. Neben Japan gilt Deutschland als hartnäckigster Markt, in dem sich der Gesetzgeber der geteilten Mobilität verweigert. Uber wirbt daher für eine andere Verkehrspolitik. Da ist einerseits die Rückkehrpflicht für Mietwagen, die Uber ein Dorn im Auge ist. Tatsächlich schreibt das Personenbeförderungsgesetz vor, dass Chauffeurdienste ihren Wagen nach einem Auftrag wieder zur Betriebszentrale zurückbringen müssen. Das macht Geschäftsmodelle wenig lukrativ. „Die Rückkehrpflicht ist eine Verschwendung von Kraftstoff“ und führe zu Staus in Städten, sagte Khosrowshahi.

Die Politik sollte außerdem die Regelungen für einen Personenbeförderungsschein ändern, heißt es aus Unternehmenskreisen. Bislang müssen angehende Fahrer einen Test absolvieren, der unternehmerische Qualitäten abprüft. Uber will darauf hinwirken, dass diese Hürde wegkommt. Noch wichtiger ist Uber aber ein Ende des Verbots von Ridesharing. Bislang sind Sammeltaxis in Deutschland verboten, wenn sie darauf abzielen, Fahrgäste unterwegs aufzunehmen. Für Uber ist das Pooling aber Kerngeschäft. Mit Angeboten wie Uber Pool macht das Unternehmen einen Großteil des weltweiten Umsatzes. Uber hofft daher in Deutschland auf eine „breite Koalition“ mit andere Mobilitätsunternehmen in Deutschland. Dazu blickt das Unternehmen derzeit mit großem Interesse nach Hamburg. Volkswagen startet bald den Ridesharing-Dienst Moia. Die Stadt erlaubt das Poolen von Fahrten als Pilotprojekt. VW will 1000 Transporter im städtischen Nahverkehr einsetzen. Sollte Volkswagen die Stadtoberen überzeugen, könnte das eine Liberalisierungswelle auf Bundesebene nach sich ziehen, so die Hoffnung bei Uber.

Offiziell will sich Uber dazu nicht äußern. Doch das Unternehmen wittert die Chance, dass Städte Druck auf die Bundesregierung machen könnten, um bestehende Gesetze zu verändern. Auch Daimler startet in Karlsruhe bald einen Sammeltaxi-Dienst, der den öffentlichen Nahverkehr unterstützten soll. Wird die Bundesregierung also doch noch nachgeben? Khosrowshahi jedenfalls sagt, Uber stehe für „strategische Investitionen“ in Deutschland bereit.

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