
Es kam einer Zäsur in der jüngeren Firmengeschichte gleich: Im Februar kündigte Rolls-Royce-Chef Torsten Müller-Ötvös in einem offenen Brief an, dass die britische Nobelmarke einem Luxus-SUV auf den Markt bringen will. Zum ersten Mal unter der Ägide von BMW wagt sich Rolls-Royce damit aus den klassischen Segmenten von Limousinen, Coupés und Cabrios heraus.
Auf Wunsch vieler Kunden werde ein völlig neues Modell entwickelt, mit hohem Aufbau, Aluminium-Architektur und geeignet für jedes Terrain. Die Ansprüche an das noch namenslose Gelände-Modell sind hoch. Es muss den Luxus einer Rolls-Royce-Limousine bieten, jedes Gelände durchqueren können, aber auch auf der Straße ein komfortables Fahrverhalten liefern.
Doch mit der Ankündigung hinterließ Rolls-Royce auch viele offenen Fragen. Der Name des „high-bodied car“, wie Rolls-Royce das neue Modell bislang bezeichnet, ist ebenso unbekannt wie der Erscheinungstermin. Und natürlich die Frage, wie ein solches höhergelegtes Fahrzeug von Rolls-Royce aussehen kann – schließlich ist Rolls-Royce bislang ausschließlich für seine klassischen Karossen bekannt.
Aus diesem Grund sprach WirtschaftsWoche Online mit Design-Direktor Giles Taylor über die Ansprüche der Kunden, die richtigen Proportionen und die „Britishness“ des Rolls-Royce-Designs.
Herr Taylor, was macht für Sie ein gutes Auto-Design aus?
Der zutreffende Ansatz für Rolls-Royce ist das Gespür für Reinheit und Proportionen. Damit meine ich, dass das Auto aus der Ferne gesehen gediegen auf seinen Rädern ruht und eine Balance und Mühelosigkeit verkörpern muss. Die Basis sind immer die Proportionen des Autos. Ich glaube an eine pure Ästhetik, um diese klassischen Proportionen zu erreichen.

Ein Rolls-Royce muss seiner klassischen Form folgen, ähnlich wie ein 911er – zum Beispiel der Kühlergrill oder die Spirit of Ecstasy. Wie vielfältig ist Ihre Arbeit bei Rolls-Royce, wenn Sie all diesen Regeln folgen müssen?
Bei Rolls-Royce verstehen wir unser 111-jähriges Erbe. Die schönen und klassischen Linien können neu interpretiert zum Startpunkt eines Designs für die Zukunft werden. Wir sehen klassische Elemente wie unseren weltweit bekannten Kühlergrill nicht als Einschränkung. Wir wollen den Kühlergrill nie verleugnen, für das Design-Team ist er keine Einschränkung bei der Entwicklung neuer Modelle. Die Spirit of Ecstasy und auch der Kühlergrill gehören zu unserer DNA. Einige unserer Kunden wollen nicht, dass wir den Grill ändern. Mit dem Ghost haben wir bereits bewiesen, dass wir uns von dem klassischen Kühlergrill eines Phantoms entfernen und neue, jüngere Zielgruppen ansprechen können.
Im Februar hat Ihr CEO Herr Müller-Ötvös in einem offenen Brief ein vollkommen neues, höhergelegtes Modell angekündigt. Es soll eine „außergewöhnliche Präsenz, Eleganz und Nutzbarkeit“ vereinen. Wie herausfordernd ist das für einen Designer?
Es ist das erste Mal, dass wir die DNA des Rolls-Royce-Designs auf ein so großes Fahrzeug übertragen. Es wird das größte Fahrzeug unserer Modellpalette werden. Gleichzeitig muss es auch einen gewissen Nutzen bieten. Meine Herausforderung als Director of Design ist es, diesen Nutzen mit der Eleganz zu verbinden, denn ein Rolls-Royce muss immer elegant sein. Es wird ein eigenständiges Modell sein, in das auch die Wünsche unserer Kunden mit eingeflossen sind.





Was wollten Ihre Kunden von Ihnen?
Sie haben uns nach einem Rolls-Royce gefragt, der nichts von dem bereits in anderen Modellen vorhandenen Komfort vermissen lässt, viel Platz und eine hohe Bodenfreiheit für schlechte Straßenverhältnisse bietet. Sie werden ihn nicht ausschließlich für Fahrten durchs Gelände nutzen. Wir liefern ihnen ein Automobil, welches mühelos ist und mehr als jeder Konkurrent den Gipfel in Sachen Komfort liefern wird.
Wie kann es aussehen?
Das Auto muss die richtigen Proportionen und Präsenz haben. Es muss Autorität ausstrahlen. Egal ob der Wagen vor einem Luxushotel in Abu Dhabi oder vor einem Anwesen in Schottland vorfährt, es muss sofort als Rolls-Royce erkannt werden. Zudem muss es durch seine pure Anwesenheit die Umgebung beherrschen. Um das mit den Rolls-Royce-typischen, klaren Linien zu erreichen, werden die richtigen Proportionen umso wichtiger.