




Daimler hat dank zahlreicher neuer Pkw-Modelle und Einsparungen den Gewinn im zweiten Quartal kräftig gesteigert. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) aus dem laufenden Geschäft sei von April bis Juni zum Vorjahresquartal um zwölf Prozent auf 2,5 Milliarden Euro gestiegen, teilte der Konzern am Mittwoch in Stuttgart mit. Der Umsatz erhöhte sich um sechs Prozent auf 31,5 Milliarden Euro.
Damit fiel der operative Gewinn besser aus als von Analysten erwartet. Sie hatten im Mittel ein bereinigtes Ebit von 2,39 Milliarden Euro bei einem Umsatz von 31,75 Milliarden Euro vorhergesagt. Ein Vergleich mit den 4,6 Milliarden Euro Gewinn des Vorjahresquartals ist nur schwer möglich, da dieser durch den milliardenschweren Verkauf der EADS-Anteile positiv beeinflusst worden war.
Neue S-Klasse treibt Absatz in USA und China
"Wir wachsen profitabel, unsere Strategie trägt Früchte", sagte der Daimler-Vorstandsvorsitzende, Dieter Zetsche. "Wir kommen kontinuierlich auf unserem Weg voran. Mit dem zweiten Quartal sind wir zufrieden, wir arbeiten weiter konsequent an strukturellen Verbesserungen. Getragen von unserer Produktoffensive und der erfolgreichen Fortsetzung unserer Effizienzprogramme blicken wir optimistisch nach vorn."
Mit neuen Modellen wie der S-Klasse und der C-Klasse, dem meistverkauften Mercedes-Modell, und dem Kompakt-Geländewagen GLA hatte die Marke mit dem Stern im ersten Halbjahr einen Rekordabsatz eingefahren. Weltweit wurden von April bis Juni 628.900 Pkw und Nutzfahrzeuge abgesetzt, rund vier Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die in den vergangenen Jahren eingeführten Kompaktwagen wie die dritte Generation der A-Klasse oder deren Limousinen-Ableger CLA bringen zwar Stückzahlen, aber wenig Marge – genau dort hängt Daimler der Premium-Konkurrenz von Audi und BMW allerdings noch hinterher. Jetzt kommt aber auch der Gewinnbringer S-Klasse in Fahrt, von ihrem Oberklasse-Modell konnten die Schwaben im ersten Halbjahr rund 50.000 Exemplare verkaufen.
Sparprogramme der deutschen Autobauer
VW-Chef Martin Winterkorn will bis 2017 fünf Milliarden Euro pro Jahr sparen, da er sonst die Wettbewerbsfähigkeit und die Produktivität seines Konzern in Gefahr sieht. 2018 sollen sechs Prozent Umsatzrendite in den Büchern stehen, 2013 kamen nur 2,9 Prozent zusammen. Winterkorn hatte das Ziel ausgegeben bis 2018 Weltmarkführer werden zu wollen, die Rendite ist wichtiger Teil der Strategie. Sparen will Winterkorn beim Einkauf sowie geringeren Investitionen und Fixkosten. Er beklagte zudem zu hohe Kosten beim Bau neuer Fabriken sowie beim Anlauf neuer Modelle.
Daimler-Chef Dieter Zetsche fürchtet um das Rendite-Ziel von zehn Prozent. Deshalb hat er eine weitere Stufe des Programms „Fit for Leadership“ verordnet – was mittelfristig 3,5 Milliarden Euro pro Jahr einsparen soll. Das bis 2014 festgeschriebene Ziel einer Ausgabensenkung von zwei Milliarden Euro war nicht genug.
Der Münchener Premium-Autobauer will bis 2020 drei bis vier Milliarden Euro pro Jahr sparen. Da berichtete das "Manager Magazin" am 18. Juni unter Berufung auf Konzernkreise. BMW-Chef Norbert Reithofer habe die Unternehmensberatung McKinsey mit der Ausarbeitung des Projekts beauftragt. Das Sparprogramm solle gewährleisten, dass die operative Umsatzrendite des Konzerns auch langfristig im angepeilten Korridor von acht bis zehn Prozent liege.
Insgesamt entfielen auf die Auto-Sparte im zweiten Quartal 418.700 Einheiten, auf den beiden wichtigen Märkten in den USA (81.900 Fahrzeuge, plus sieben Prozent) und in China (68.100 Fahrzeuge, plus 13 Prozent) konnte Daimler jeweils kräftig zulegen. In diesen Länder profitierten die Stuttgarter von der inzwischen weltweiten Verfügbarkeit der neuen S-Klasse, die im Mai 2013 zunächst auf einzelnen Märkten eingeführt wurde. Die renditestarken Verkäufe der Luxus-Limousine trieben die Umsatzrendite von Mercedes-Benz Cars von 6,4 auf 7,9 Prozent.
Audi und BMW sind bei der Rendite vorne
BMW und Audi verdienten im ersten Quartal dagegen 9,5 und zehn Prozent vom Umsatz. In diesen Verkaufszahlen liegt allerdings auch ein großes Risiko: Die Autos, die Daimler in China und den USA in der Zukunft verkaufen wird, werden immer häufiger vor Ort produziert, etwa in dem US-Werk Tuscaloosa oder den chinesischen Joint-Ventures in Peking und Fuzhou. Von den deutschen Stadtorten aus wird dann der sehr volatile Markt in Europa bedient.
Bei Daimler Trucks fiel das Ergebnis regional sehr unterschiedlich aus. Während der Umsatz im Vorlauf auf die Euro-6-Abgasnorm etwas sank, legten die Verkäufe in der Nafta-Region deutlich zu. Die renditestärkste Daimler-Sparte ist Mercedes-Benz Vans, hier betrug die Umsatzrendite im zweiten Quartal 9,7 Prozent (Vorjahr: 8,4 Prozent). Auch bei Absatz und Umsatz konnten die Vans zulegen. Das gilt zwar auch für Mercedes-Benz Busses, wenn auch auf deutlich geringerem Niveau: Der Quartalsbericht beziffert die Rendite auf 4,8 Prozent.





"Unsere Geschäftslage ist zur Jahresmitte 2014 weiterhin erfreulich", sagte der Finanzvorstand Bodo Uebber. "Mit unseren neuen Produkten und den Resultaten von Mercedes-Benz Cars sowie Daimler Trucks haben wir im zweiten Quartal gezeigt, dass wir das hohe Wachstumstempo halten und die Profitabilität gleichzeitig verbessern. Mit unserer soliden Kapitalausstattung sind wir gegen Schwankungen gut gerüstet." Der Konzern bekräftigte seine Ziele für das Gesamtjahr: Der Umsatz sowie das Ebit in den Sparten Pkw und Lkw sollen 2014 deutlich steigen.
Milliarden-Investitionen gegen Zugeständnisse
Ein Teil der Gewinne ist auch auf die erste Stufe des Sparprogramms "Fit for Leadership" zurückzuführen. Vergangene Woche hatte Daimler-Chef Zetsche eine zweite Stufe angekündigt, die noch einmal 3,5 Milliarden Euro einsparen und sich deutlich im Ergebnis 2015 bemerkbar machen soll. Damit will Zetsche vor allem die Profitabilität in Europa verbessern, um für die mageren Jahre vorzusorgen – und die Arbeitsplätze abzusichern. Aus diesem Grund will Daimler offenbar auch seine deutschen Werke mit Milliardeninvestitionen aufrüsten.
In die Standorte Sindelfingen, Stuttgart-Untertürkheim und Gaggenau sollen in den kommenden Jahren über drei Milliarden Euro investiert werden, wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf Konzernkreise berichtet. Mit den geplanten Investitionen sollen Hallen erneuert und soll die Effizienz von Anlagen verbessert werden. "Werden die Pläne umgesetzt, haben wir moderne Werke", sagte ein Manager. Den Vergleich zu den neuen Fabriken im Ausland bräuchten die Standorte dann nicht mehr zu scheuen.
Im Gegenzug für die frischen Mittel verlangt das Management allerdings von den Mitarbeitern Zugeständnisse. Im Raum stünden etwa längere Arbeitszeiten, heißt es im Konzern. Mit Einsparungen bei den Lohnkosten möchten die Schwaben die Kosten über das bisher bekannte Maß hinaus senken – um rund zwei Milliarden Euro in den kommenden drei Jahren. Das Unternehmen lehnte einen Kommentar dazu ab.