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Hans-Georg Härter "Niemand weiß, ob E-Autos tatsächlich die Zukunft sind"

Der Chef des Autozulieferers ZF Friedrichshafen über Rettungsaktionen für angeschlagene Vorlieferanten, die geplante Übernahme des Gussherstellers Honsel, den Boom in der Autoindustrie und die Herausforderungen durch das Elektroauto und dessen Chancen.

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Hans-Georg Härter Quelle: ZF

WirtschaftsWoche: Herr Härter, Sie wollen zusammen mit dem mexikanischen Autozulieferer Nemak eine Allianz schmieden, um gemeinsam Ihren insolventen Lieferanten Honsel zu übernehmen. Was steckt dahinter?

Härter: Wir stehen bei unseren Kunden in der Pflicht, Verträge zu erfüllen. Wir haben den Fahrzeugherstellern versprochen, Antriebs- und Fahrwerktechnik pünktlich ans Band zu liefern. Im eigenen und vor allem im Interesse unserer Partner müssen wir die Lieferkette aufrechterhalten. Wir tun alles, um unsere Kunden termingerecht zu bedienen.

Die Lieferkette ist also gefährdet?

Die größte Herausforderung für uns besteht derzeit darin, die hohe Nachfrage der Kunden termingerecht zu bedienen. Das ist aber weniger unser Problem als das einiger unserer Zulieferer. Die sind durch die Krise immer noch so geschwächt, dass ihnen jetzt die Liquidität zur Finanzierung des Aufschwungs fehlt.

Also gibt es doch eine Kreditklemme?

Nein, eine allgemeine Kreditklemme wie zum Höhepunkt der Finanzkrise gibt es nicht mehr, auch die Zinsen sind auf einem akzeptablen Niveau. Wir sprechen hier von einem Problem der Zulieferer der zweiten oder dritten Ebene, was aber schnell zu unserem eigenen Problem werden kann, wenn einer von denen in Schwierigkeiten gerät. Dann droht ein Abriss der Lieferkette. Unser Primärziel bleibt darum, gegenüber unseren eigenen Kunden lieferfähig zu bleiben.

Und wie wollen Sie sicherstellen, dass Sie dieses Ziel erreichen?

Die weitestgehende Möglichkeit besteht darin, in Not geratene Zulieferer selbst zu übernehmen. Bei der französischen Honsel-Tochter Fonderie Lorraine, einem Alu-Gusshersteller, der ZF mit Getriebeteilen beliefert, haben wir uns schon im vergangenen Jahr zu diesem Schritt entschlossen. Eine weitere Möglichkeit ist der gebündelte Einkauf von Rohmaterialien. Das machen wir beispielsweise mit unseren Stahllieferanten: Gemeinsam kaufen wir größere Mengen ein und können bessere Preise aushandeln.

Das ist doch Kurieren am Symptom. Liegt der Kern des Problems nicht bei den Autokonzernen, die ihre Lieferanten ausquetschen?

Das sehe ich ganz emotionslos. 75 Prozent der Wertschöpfung bei der Herstellung eines Autos werden heute von den Zulieferern erbracht. Das heißt aber auch: Will der Hersteller selbst konkurrenzfähig bleiben, muss er regelmäßig einen Wertzuwachs erzielen, den er sich aber auch bei seinen Zulieferern holen muss – darauf kann er nicht verzichten.

Was können die Zulieferer tun, damit sie nicht an die Wand gedrückt werden?

Schutz bieten nur Produkte, die andere nicht haben. Alleinstellungsmerkmale beim Angebot schafft man auf Dauer nur, wenn man die Technologieführerschaft erringt und behält.

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