Kilian einzig und allein als verlängerten Arm Osterlohs im Konzernvorstand zu bezeichnen, greift aber zu kurz, wie ein Blick auf seinen Werdegang zeigt. Der 43-Jährige hat mit dem Aufstieg in den Vorstand eine der beeindruckendsten Karrieren der Autobranche hingelegt. Einst begann er als Lokaljournalist, berichtete in der Region Wolfsburg/Braunschweig über das Unternehmen. 2006 holte der Betriebsrat ihn ins VW-Stammwerk. Kilian übernahm die Pressearbeit der Belegschaftsvertretung – in einer damals äußerst schwierigen Lage. Die Affäre um illegale Lustreisen von Betriebsräten auf Firmenkosten war noch nicht ganz abgeklungen.
Später, als Kilian etwa die Mitarbeiter-Themen bei Porsche koordinierte und als Geschäftsführer in den Konzernbetriebsrat aufstieg, wurden die Bande mit Osterloh enger. „Gunnar Kilian hat einen tollen Job gemacht“, meinte dieser schon, als er seinen Intimus im Sommer 2012 nach Salzburg ziehen ließ. Dort leitete er das Büro des langjährigen VW-Patriarchen Ferdinand Piëch – eine Schlüsselposition im innersten Machtzirkel der Kontrolleure und Eigentümer-Familien Porsche/Piëch. Eine Funktion, die vor ihm schon Konzerngrößen wie Martin Winterkorn und Rupert Stadler innehatten.
Kilian ist also nicht nur der engste Vertraute Osterlohs, sondern auch bei den Familien kein unbeschriebenes Blatt. Die Stelle als Piëch-Büroleiter qualifizierte in der Vergangenheit für eine Führungsposition im Top-Management. Ob sich im Fall Kilian die Betriebsratsnähe als Hürde erweist, muss sich noch zeigen. Ob er in Verhandlungen mit dem Betriebsrat ähnlich hart auftritt wie sein Vorgesetzter Herbert Diess ebenfalls. Genauso unklar ist die Chemie zwischen dem Vorstandsvorsitzenden und seinem Personalchef. Mangelt es hier an Vertrauen, kann das der Transformation des Industriekonzerns in einen digitalen Global Player der Mobilitätswelt entscheidend verzögern.
Das könnte – zusammen mit dem möglichen Verlust weiterer Top-Manager, die über die Art und Weise des Machtwechsels erbost sind – ein hoher Preis sein für die Berufung von Herbert Diess.
Mit Material von dpa.