Ein Interview mit Christian Bauer, Vorsitzender der Geschäftsführung des Wohnmobil- und Caravan-Herstellers Hymer.
WirtschaftsWoche: Was ist aus Ihrer Sicht der Grund dafür, dass Wohnmobile und Caravans immer beliebter werden und die Verkaufszahlen stetig steigen?
Christian Bauer: Laut dem Caravaning Industrie-Verband wurden in den ersten sieben Monaten dieses Jahres über 61.000 Freizeitfahrzeuge neu zugelassen. Das sind 13 Prozent mehr als im selben Zeitraum 2018. Die Gründe sind vielfältig. Zum einen sind Menschen mit dem Reisemobil oder Caravan jederzeit unabhängig unterwegs und können ihren Urlaub flexibel gestalten. Zudem spielt die Verbundenheit mit der Natur und der damit einhergehende Kontrast zum täglichen Leben eine Rolle. Und zu guter Letzt punktet die Urlaubsform mit ihrer Einfachheit und dadurch entstehenden Gemütlichkeit. Es ist unkompliziert, mit dem Reisemobil ungebunden und spontan unterwegs zu sein.
Was sagt das über das Urlaubsverhalten der Deutschen aus?
Vor allem zeigt es uns, dass sich das Urlaubsverhalten über die letzten Jahre verändert hat. Davon profitiert auch Hymer.
Welche Designtrends zeichnen sich ab?
Bei uns in Deutschland als eines der führenden Camping-Länder geht der Trend vor allem in Richtung Camper Vans. Das liegt vor allem daran, dass junge Menschen, bei denen Caravaning enorm beliebt ist, den entsprechenden Führerschein haben. Ein entsprechendes, neues Concept Car haben wir auf dem Caravan Salon vorgestellt. Mit dem VisionVenture bewegen wir uns klar Richtung Zukunft. Beispielsweise mit 3D-Druckverfahren, einem Infrarotstrahlen reflektierenden Lack, Dach- und Heck-Terrasse mit BBQ-Station sowie einem pneumatisches Schlafdach und einem völlig neuen Look mit natürlichen Materialien wie Schiefer, Filz und Bambus.
Wieviel geben die Deutschen im Schnitt für ihr mobiles Ferienfahrzeug aus?
Der Durchschnittspreis unseres Portfolios liegt bei 70.000 Euro. In der gesamten Branche liegt er knapp darüber, bei rund 73.000 Euro.
Wie unterscheiden sich die Geschmäcker der Deutschen von denen ihrer europäischen Nachbarn? Welche markanten Unterschiede gibt es?
Dazu haben wir im vergangenen Jahr eine großangelegte Studie durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen beispielsweise, dass Briten, Niederländer und Schweden gerne mit einem Caravan, also dem klassischen Wohnwagen, unterwegs sind. Die Italiener hingegen bevorzugen den Urlaub im Camper Van oder Reisemobil. In Deutschland zeigen die Neuzulassungen, dass Reisemobile und Camper Vans inzwischen ebenfalls stärker nachgefragt werden als Caravans. Die Deutschen haben vor allem eine Vorliebe für die Nord- und Ostsee. Hinsichtlich der Ausstattung fragen sie vor allem Einzelbetten nach, während in Italien und Frankreich Queensbetten beliebt sind. Auch Grundrisse mit gegenüberliegenden Couch-Elementen sind im Süden Europas beliebter.
Ein Wohnmobil wird ja nur selten das ganze Jahr über genutzt. Gibt es hier, wie auf dem Wohnungs- oder Automobilmarkt, so etwas wie Wohnmobil-Sharing?
Unsere Branche profitiert seit einigen Jahren von steigenden Umsatzzahlen. Das zeigt sich sowohl in den Verkäufen und damit Neuzulassungen als auch im Mietgeschäft – beide Bereiche bedient auch Hymer. Und ja, natürlich gibt es mittlerweile auch Sharing-Angebote in unserer Branche.
Sind Sie ein Wohnmobil-Urlauber?
Ja, auch ich bin in meiner Urlaubszeit sehr gerne mit dem Wohnmobil unterwegs. Ich schätze vor allem die Flexibilität und Unabhängigkeit, die diese Reiseform mit sich bringt.