Hyundai Elektromarke Ioniq „Wir wollen in die Domäne von Toyota einbrechen“

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"Es ist erstaunlich, welche Infos Google alle liefert"

Bei den hohen Preisen solcher Fahrzeuge war das ja auch kein Wunder.
Der hohe Preis ist sicher ein Grund. Der andere ist die schlechte Informationslage: Die Menschen wissen zu wenig darüber, was ein Elektroauto kann. Hyundai verkaufte sich bislang vor allem in den preissensiblen Milieus. Mit dem Ioniq gehen wir jetzt in ein Segment, das über ein höheres Einkommen verfügt, einen höheren Bildungsgrad besitzt und urbaner lebt als der klassische Hyundai-Kunde. Wir nennen das die Generation Ioniq. Wir laden jeden Neuwagen-Käufer ein, dieser Generation beizutreten. Denn mit den drei Antriebskonzepten können wir jedes Mobilitätsbedürfnis erfüllen. Deshalb haben wir für den Ioniq eine neue Markteinführungsstrategie entworfen. Denn wenn ich Elektromobilität demokratisieren will, muss ich in andere Medien gehen, über andere Kanäle kommunizieren, die frei verfügbar sind.

Sie denken an Facebook?
Auch, aber nicht ausschließlich. Wir haben zum ersten Mal eine Partnerschaft mit Google geschlossen über "predictive modelling" und "web analytics".

1500 Kilometer ohne ein Gramm CO2

Sorry, das müssen Sie jetzt aber erläutern.
Untersucht und analysiert werden hier die Spuren, die ein jeder von uns im Internet hinterlässt, wenn er Content-Hubs wie etwa die Website der WirtschaftsWoche besucht. Und es ist schon erstaunlich, was uns Google Consumer Research so alles an Informationen über verschiedene Kundensegmente und potenzielle Zielkunden liefert.

Sie kriegen Kundendaten von Google?
Nein, wir kriegen keine kundenspezifischen Daten. Google hilft uns, unsere Zielkunden besser zu verstehen: ihre Wertevorstellungen, Interessen genauso wie Präferenzen und Vorlieben, wie verhalten sie sich, welches Mediennutzungsverhalten haben sie.

Und welche Erkenntnisse haben Sie so gewonnen?
Ioniq-Interessenten sind deutlich jünger als unsere traditionelle Kunden, es sind mehr Frauen darunter, sie haben einen hohen Bildungsstand, haben ein überdurchschnittliches Einkommen und sie haben ein anderes Werteprinzip, zum Beispiel sie sind internationaler und sind technologieaffin. Diese Menschen beschäftigen sich mit Umweltthemen und ernähren sich bewusster, haben also eine ganz bestimmte Haltung. Das bedeutet: Ich muss diese Menschen anders ansprechen.

Und wie machen Sie das?
Der Kampagnen-Claim lautet „Driven by E-Motion“ und wir haben zum ersten Mal eine Drei-Phasen-Strategie. Wir werden natürlich TV-Werbung schalten, aber auch in einer engen Partnerschaft mit Google und über die Sozialen Medien Aufmerksamkeit schaffen, vor allem mit Video-Inhalten. Ein solch stringentes digitales Content-Marketing mit Predictive Modelling und WebAnalytics ist, so glaube ich, in der Hyundai-Welt einzigartig. Da wir unsere potenziellen Kunden bereits sehr gut analysiert haben, können wir unsere Botschaften über die Marketingkanäle gezielter adressieren und auf den Webseiten der Generation Ioniq schneller die Informationen liefern, die sie benötigen.

Information sind sicher hilfreich. Aber letztlich überzeugt der Nutzen. In einigen Märkten, so ist zu hören, wird der Ioniq zusammen einer Ladestation für die heimische Garage – einer so genannten Wallbox – angeboten.
In einigen Märkten, ja. Wir denken auch darüber nach, im nächsten Jahr in einigen europäischen Großstädten ein eigenes Car-Sharing-Programm mit Elektroautos aufzulegen. Ich bin der Meinung: Wenn wir ein großer Player werden wollen in Europa – warum bietet man nicht ein Carsharing-Modell mit Elektroautos for free an?

Sie wollen Fahrten mit dem Ioniq auch noch kostenlos anbieten?
Ich würde den Ioniq sowohl in der Elektroversion wie auch als Plug-In in mehreren Metropolen zunächst als ein großes Testfahrtprogramm anbieten – und dann als dauerhaftes Carsharing-System. Für ein koreanisches Unternehmen im Volumensegment wäre das interessant.

Das alles klingt nach einem großen Marketing-Budget.
Ich werde keine Zahlen nennen, aber mein Budget ist nicht groß gewachsen. Wir sehen eine große Chance in der digitalen Transformation, die uns hilft, unsere Vertriebs- und Marketingaktivitäten weiter zu optimieren. Wir werden es in den sieben wichtigsten Märkten Europas ausgeben – in Deutschland und England, sowie in Frankreich, Italien, Spanien, Norwegen und den Niederlanden. Im September legen wir los.

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