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IAA 2015 Hyundais Weg nach oben

Einst als Importeur von Billig-Autos verschrien, macht Hyundai in Europa den einheimischen Herstellern zunehmend das Leben schwer. Statt auf den Preis setzen die Koreaner inzwischen auf Premium – und künftig auch Sport.

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Der neue Hyundai Tucson auf der IAA 2015. Quelle: imago images

Auf jeder Automesse erblicken zahlreiche neue Modelle das Licht der Welt. So ist auch bei der diesjährigen IAA in Frankfurt, die am Wochenende ihre Pforten für die Besucher öffnet: Opel zeigt den neuen Astra, BMW sein Flaggschiff der 7er-Baureihe und VW den neuen Tiguan, um nur einige Beispiele zu nennen.

So war es auch vor vier Jahren. Damals wurden auf der Branchenmesse in Frankfurt etwa die aktuellen Versionen des Porsche 911, der Mercedes B-Klasse oder des VW Up erstmals gezeigt. Doch eines war anders: Von der IAA 2011 sind nicht nur einige Modelle, sondern vor allem ein Satz in Erinnerung geblieben: „Do scheppert nix!“

Dieses Zitat stammt von niemand Geringerem als VW-Chef Martin Winterkorn. Er sprach über den kleinen Hebel in einem Auto, mit dem das Lenkrad verstellt werden kann. Ein winziges Detail, doch den Techniker Winterkorn beschäftigte das sehr. Denn er lobte keinesfalls eines seiner eigenen Modelle, sondern eines der Konkurrenz: den Hyundai i30, die Antwort auf den VW-Bestseller Golf.

Auch das neue Modell hat Winterkorn bereits untersucht

Festgehalten wurde diese Szene, als die VW-Spitze auf ihrem Messerundgang die Konkurrenz erforschte, per Handyvideo – auf YouTube hat der Clip heute fast zwei Millionen Abrufe. Was für die anwesenden VW-Manager in einer öffentlichen Standpauke endete („Der BMW kann es nicht, wir können es nicht, der schon“), war für Thomas Schmid, Chief Operation Officer bei Hyundai Motor Europe, „eine der besten Promotions für unsere Marke“. Von heute auf morgen war Hyundai in aller Munde – und in den Medien zum VW-Herausforderer Nummer eins gekürt.

In diesem Jahr hat Winterkorn bereits auf dem Genfer Autosalon den Tucson, das neueste Modell der Koreaner und direkter Konkurrent zu dem neuen VW-SUV Tiguan, mit einer Entourage von 20 Mann bis ins Detail inspiziert. „Uns bestätigt das in unserer Arbeit, wenn der oberste Chef des europäischen Marktführers Hyundai als Benchmark sieht und unsere Autos genau unter die Lupe nimmt“, sagt Hyundai-Manager Schmid.


Die wichtigsten IAA-Neuheiten der deutschen Hersteller


Dass die Koreaner derart in den Fokus von Volkswagen gerückt sind, zeigt, wie sich die Verhältnisse in der Autobranche verschieben können. Seit den Neunzigerjahren verkauft Hyundai Autos in Europa – zunächst alles Importware aus Korea, deren größtes Argument das Preis-Leistungsverhältnis war. Heute werden zahlreiche Modelle für den europäischen Markt in Rüsselsheim entwickelt, in Frankfurt designt und in Tschechien oder der Türkei gebaut.

Spätestens Hyundais i30 ist von dem ursprünglichen Ansatz „Value for money“ wenig übrig geblieben. Stattdessen hat er Autobauer das Motto „Modern Premium“ – also Premium-Qualität zum bezahlbaren Preis – ausgerufen. Selbst der kleinste Hebel scheppert inzwischen nicht mehr.


Die wichtigsten Neuheiten der IAA 2015
IAA 2015 - Die Neuheiten von A bis Z Quelle: Alfa Romeo
Audi A4 Quelle: Audi
Audi S8 plus Quelle: Audi
A wie AudiEinen Ausblick auf die Zukunft gewährt Audi auch: In Frankfurt wird erstmals das Audi e-tron quattro concept gezeigt. Die Studie des Elektro-SUV soll einen Eindruck davon gewähren, wie sich die Ingolstädter das erste Großserien-Elektroauto der Marke, das 2018 auf den Markt kommen soll, vorstellt. Das Modell, für das der Name Q6 im Raum steht, soll dank neuerster Batterietechnik, die Audi zusammen mit LG und Samsung entwickelt, auf eine Reichweite von mehr als 500 Kilometern pro Ladung kommen. Über die Leistung des SUV-Coupés, das von einem Elektromotor an der Vorderachse und zweien an der Hinterachse angetrieben werden soll, schweigen die Ingolstädter bislang. Auch über den Preis. Das Fachmagazin "Auto, Motor und Sport" schätzt, dass der Q6 für rund 110.000 Euro verkauft werden dürfte. Damit läge der erste vollelektrische Audi auf den Niveau des 700 PS starken Top-Modells von Tesla. Quelle: Audi
B wie BentleyEiner der für den Bürger unerreichbaren Stars der Messe ist der neue Bentley Bentayga. Im Interieur soll das Luxus-SUV das Niveau eines Mulsanne erreichen, mit höchster Material- und Verarbeitungsqualität. Mit dem bekannten W12-Motor (608 PS) dürfte der Brite zum stärksten Serien-SUV werden. Im Bentayga wird zudem später der erste Dieselmotor der Marke zum Einsatz kommen – der 4,2 Liter große V8-Selbstzünder von Audi. Geplant ist laut Bentley-Chef Wolfgang Dürheimer auch ein V6-Benziner als Plug-in-Hybrid. Über einen reinen V6-Benziner für Märkte mit strengen Hubraum- und CO2-Regulierungen wird dem Vernehmen nach noch diskutiert – Entscheidung offen. Quelle: Bentley Motors Limited
Unangefochtener Mittelpunkt am BMW-Stand ist die neue 7er-Generation Quelle: BMW
B wie BMWEbenfalls ab Herbst auf der Straße und vorher auf der IAA stehen zwei weitere Modelle: Zum einen die zweite Generation X1 (ab 29.950 Euro): Das neu entwickelte Kompakt-SUV basiert nun auf der Frontantriebs-Plattform (Allradantrieb ist weiter möglich) und bietet mehr Platz im Innern. Quelle: BMW


„Hyundai hat zusammen mit seiner Konzernschwester Kia vieles richtig gemacht, was zum Beispiel Toyota nicht hinbekommen hat“, sagt Branchenexperte Stefan Bratzel von der Hochschule Bergisch Gladbach. „Designs und Entwicklungen für wichtige Märkte abzustimmen und den Anforderungen anzupassen war die richtige Strategie.“

Hat Hyundai noch Luft nach oben?

Ein Blick auf den deutschen Markt bestätigt das. Als reine Importmarke verkaufte Hyundai im Jahr 2003 hierzulande 34.000 Autos und kam damit auf einen Marktanteil von 1,1 Prozent. In den vergangenen drei Jahren waren es jeweils rund 100.000 Einheiten und ein Marktanteil von 3,3 Prozent. Die in Deutschland beliebtesten Modelle i10, i20 und i30 sind allesamt kontinentale Eigenentwicklungen. Einzig das SUV ix35, der Vorgänger des Tucson, wird weltweit verkauft.


Die Technik-Trends der IAA 2015


„Hyundai hat in den vergangenen Jahren stark Marktanteile hinzugewonnen“, sagt Auto-Professor Bratzel. „Jetzt sind sie in eine Konsolidierungsphase gekommen und müssen es schaffen, diese Marktanteile zu halten. Erst dann können sie sehen, ob künftig noch mehr drin ist.“


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