IG Metall „Wir benötigen weitere Investitionszusagen für Opel“

IG Metall: „Wir benötigen weitere Investitionszusagen für Opel“ Quelle: imago images

Der Bezirksleiter der für Opel und die Tarifverträge zuständigen IG Metall Mitte fordert nach dem Produktionsstart des Grandland in Eisenach weitere Zusagen für die Opel-Standorte: Bezüglich der im Zukunftstarifvertrag vereinbarten Investitionen sei derzeit „noch vieles im Graubereich und unklar“, sagt Jörg Köhlinger. Auch die mögliche Batteriefertigung in Kaiserslautern sei noch nicht sicher vereinbart.

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WirtschaftsWoche: Herr Köhlinger, wie zufrieden sind Sie mit der Umsetzung des Opel-Zukunftstarifvertrages?
Jörg Köhlinger: Zunächst bin ich sehr zufrieden, dass wir den Tarifvertrag abgeschlossen haben. Er schließt betriebsbedingte Kündigungen aus und sichert die Standorte bei Opel. Das gibt den Beschäftigten die dringend benötigte Sicherheit. In der Umsetzung des Tarifvertrages gibt es noch deutlichen Verbesserungsbedarf, das ist ganz klar und dazu haben wir einigen Gesprächsbedarf mit Opel.

Der Personalabbau etwa war im Tarifvertrag auf 3700 begrenzt, inzwischen wurde aber mehr als 6000 Beschäftigten erfolgreich ein freiwilliger Abgang angeboten. Wie bewerten Sie das – Opel hat damit doch den Tarifvertrag gebrochen?
Der Andrang in die verschiedenen Leave-Programme war deutlich höher als 3700. Das ist zum einen Ausdruck dessen, dass viele Kolleginnen und Kollegen nach jahrzehntelanger Schichtarbeit aus dem Arbeitsleben ausscheiden wollen, deutlich früher als erst mit 67 Jahren. Zum anderen aber zeigt es auch, dass vielen Opel-Beschäftigten das Vertrauen in die Zukunft des Unternehmens fehlte. Das ist ein massives Problem, das von der Opel- und PSA-Führung schnellstens angegangen werden muss: Sie müssen den Beschäftigten Perspektiven zeigen. Der Tarifvertrag wurde insofern nicht gebrochen, als keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen wurden. Der Abbau von über 6000 Beschäftigten ist von den Betriebsparteien vereinbart worden.

Okay, mit den Betriebsparteien meinen Sie Opel und den Betriebsrat. Was aber fordern Sie nun als IG Metaller und was kann die IG Metall tun, wenn mehr Arbeitsplätze abgebaut wurden, als vereinbart?
Wir fordern von Opel, endlich für Klarheit über die Perspektiven und die künftige Entwicklung der Standorte zu sorgen, um das Vertrauen der Beschäftigten in die Zukunft der Marke wieder zu gewinnen. Und natürlich fordern wir Sicherheit für die bestehenden Arbeitsplätze. Und wir fordern die Ausweitung der Berufsausbildung sowie die unbefristete Übernahme der Auszubildenden, wie sie der Betriebsrat in diesem Jahr hat durchsetzen können.

Im Zukunftstarifvertrag hatten Sie auch Investitionen vereinbart. Ist dieser Punkt vollständig erfüllt?
Hier ist noch vieles im Graubereich und unklar. Vereinbart sind regelmäßige Gespräche zu den Investitionen, diese Gespräche werden auch geführt. Allerdings gestaltet sich der Prozess sehr zäh, aus meiner Sicht: viel zu zäh.

Wo fehlt es an Investitionen?
Die Zusage der Astra-Fertigung für Rüsselsheim ist aus meiner Sicht noch nicht konkret genug. Für eine zukunftsfähige Sicherung des Standortes Rüsselsheim benötigen wir weitere Investitionszusagen und die Erweiterung des Produktportfolios. Uns fehlen Konzepte und Zusagen für die Bereiche Getriebewerk, Werkzeugbau, Presswerk und Schmiede. Auch die mögliche Batteriefertigung in Kaiserslautern ist noch nicht sicher vereinbart. Für Eisenach ist der Produktionsstart des Grandland sehr erfreulich, kann aber nur ein erster Schritt sein. Und es muss sichergestellt werden, dass Opel ausreichende eigene Entwicklungskapazitäten vorhält und nutzt, um die Eigenständigkeit der Marke Opel zu wahren und sich den Anforderungen einer nachhaltigen Mobilität stellen zu können.

Welchen Zeitplan hatte Opel vertraglich für die Investitionen zugesagt und wurde er eingehalten?
Die konkreten Details möchte ich lieber mit Herrn Lohscheller in den nächsten Gesprächen face to face besprechen und nicht über die Medien, dafür bitte ich um Ihr Verständnis.

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