Index Wie Evi die Bedeutung der Elektromobilität misst

Mit dem von der Unternehmensberatung McKinsey exklusiv für die WirtschaftsWoche erstellten Electric Vehicle Index werden Verbreitung und Bedeutung von Elektrofahrzeugen in einem Land messbar.

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Elektromobilitätsindex

Bisher war Elektromobilität nur ein Wort. Mit dem Electric Vehicle Index, kurz: Evi, den die Unternehmensberatung McKinsey vierteljährlich exklusiv für die WirtschaftsWoche erstellt, wird das anders. Von nun an werden Verbreitung und Bedeutung von Elektrofahrzeugen in einem Land messbar. Damit können Manager und Politiker feststellen, wie weit ihre Anstrengungen auf dem Gebiet der Elektromobilität im internationalen Vergleich gediehen sind.

Evi gibt an, zu wie viel Prozent ein Land die Elektromobilität erreicht, die Experten für das Jahr 2020 vorhersagen. Der Index misst einerseits die Nachfrage nach Elektroautos und ihre Nutzung, anderseits aber auch deren Produktion im jeweiligen Land. Erfasst werden reine Elektroautos und Hybridautos mit zusätzlichem Verbrennungsmotor (Plug-in-Hybride). Nachfrage und Produktion ergeben zusammen und zu gleichen Teilen das Maß für die Elektromobilität eines Landes. Details zur Methodik finden Sie auf der nächsten Seite.

Diese Methode kann dazu führen, dass völlig unterschiedliche Länder bei der Elektromobilität gleichauf liegen. So ist ein Land, das kaum Elektrofahrzeuge baut, aber relativ viele nachfragt, bei der Elektromobilität gleich weit wie eines, das viele E-Autos im Angebot hat, aber eine geringe Nachfrage aufweist. Ausschlaggebend ist für Evi immer, wie weit sich sowohl die Nachfrage als auch die Herstellung in einem Land entwickelt haben.

Um die Nachfrage nach Elektroautos – also den Markt – zu messen, erfasst Evi insgesamt neun Größen. Sie gehen mit unterschiedlichen Gewichten in diesen Nachfrageteil des Index ein. Die Größen sind (Gewichtung in Klammern)

 aktueller Marktanteil von Elektroautos, sein erwarteter Wert in fünf Jahren sowie die Zahl der aktuell im Land verfügbaren Modelle (insgesamt 50 Prozent); ökonomischer Vorteil eines Elektroautos für Konsumenten durch Fahrkostenersparnis auf 100 Kilometer sowie finanzieller staatlicher Kaufanreize (30 Prozent); ökologische und sonstige Vorteile wie freier Zugang für Elektroautos in die City (20 Prozent).

Die wirtschaftliche Bedeutung der Elektroautos für ein Land, also die Wertschöpfung durch die Produktion von Fahrzeugen und Komponenten, wird in drei Größen erfasst. Sie gehen ebenfalls mit unterschiedlichen Gewichten in diesen Angebotsteil des Index ein. Die Größen sind (Gewichtung in Klammern)

 der Anteil der Elektroautos an der gesamten nationalen Fahrzeugproduktion in fünf Jahren auf Basis ständig fortgeschriebener aktueller Prognosen (40 Prozent); die Anzahl der vorgestellten Elektro-auto-Prototypen der nationalen Hersteller (40 Prozent); die staatliche Förderung für Forschung und Entwicklung sowie für weitere Grundlagen der Elektromobilität (20 Prozent).

Um die verschiedenartigen Daten zum Evi-Wert zusammenzuführen, misst McKinsey: Zu wie viel Prozent hat ein Land bei jedem einzelnen Kriterium einen Wert erreicht, der für das Jahr 2020 als realistisch angenommen werden kann oder schon heute als Messlatte (Benchmark) in einem Land existiert? So wird zum Beispiel der staatliche Zuschuss zum Kauf eines Elektroautos an Dänemark gemessen, wo es durchschnittlich 33 Prozent des Neuwagenwerts aus dem Steuersäckel gibt. Hieraus ergibt sich dann die Messlatte für staatliche Kaufanreize in einem bestimmten Land: So geht McKinsey davon aus, dass es nirgendwo auf der Welt deutlich mehr als 40 Prozent des Kaufpreises als Marktstimulanz vom Staat geben wird.

Noch liegt der endgültige Evi-Wert bei allen Ländern im unteren zweistelligen Prozentbereich. Das ist kein Wunder, da ja auch erst zarte Anfänge der Elektromobilität zu erkennen sind. Doch das kann sich schnell ändern. Denkbar ist, dass ein Land die für 2020 erwartete Elektromobilität schon viel früher erreicht – und Evi dann über die 100-Prozent-Marke springt.

Weitere Details zu Zusammensetzung des Evi finden Sie auf der nächsten Seite. 

Die neun Messgrößen von Evi

Der Evi setzt sich aus neun Meßgrößen zusammen, die unterschiedlich gewichtet einen Gesamtprozentsatz ergeben. Dieser Prozentsatz beschreibt, in welchem Maß ein Land die von Experten als realistisch betrachteten Werte oder Messlatten (Benchmarks)  m Jahr 2020 aktuell erreicht hat.      

1) Aktuelle Präsenz (Marktanteil) von ElektrofahrzeugenMaximalwert: ≥ 2%Begründung: Experten und Hersteller gehen bis 2020 von einem zu erwartenden Marktanteil von etwa 2-3% aus 2) Prognostizierte Präsenz (Marktanteil) von Elektrofahrzeugen (jeweils in 5 Jahren)Maximalwert: ≥ 5%Begründung: Wie 1), jedoch 5 Jahre später entsprechend erhöhter Marktanteil zu erwarten (basierend auf Expertenvorhersagen)3)Verfügbarkeit (Angebot) von ElektroautosMaximalwert: ≥ 75Begründung: Heute bereits 25 vorgestellte Elektroauto V-Modelle in einzelnen Ländern mit möglichem Markteintritt in den nächsten 3-5 Jahren. Zur Realisierung des angepeilten Marktanteils bis 2020 (siehe 1) weiter steigende Anzahl bis 2020 zu erwarten; bei ca. 75 ist ein Ausmaß erreicht, welches in etwa den angestrebten Marktanteil adressieren kann.

4) Fahrkostenersparnis (auf 100 km)Maximalwert: ≥ 95%Begründung: Fahrkostenersparnis liegt heute schon in allen betrachteten Ländern bei >50% (in Korea bereits bei 89%). Da der Durchschnittsverbrauch der E lektroautos vermutlich stärker abnehmen wird als der Durchschnittsverbrauch von Verbrennungsmotoren und der Ölpreis langfristig steigen wird, wird die Fahrkostenersparnis über die nächsten Jahre eher zunehmen

5 Anteilige staatliche Förderung (auf Anschaffungspreis  des Elektroautos)Maximalwert: ≥ 40%Begründung: Förderung in den Anfangsjahren eher höher; staatliche Förderungen deutlich über 40% nicht zu erwarten (Kalibrierung erfolgt am heutigen Benchmark Dänemark mit 33 %)6) Qualitative Kunden-/Nutzen-Attribute beim ElektroautobetriebMaximalwert: 12 PunkteBegründung: Bei Betrachtung der fünf größten Städte des jeweiligen Landes werden jeweils eine vordefinierte Anzahl Punkte für Busspuren, Umweltzonen, Elektroauto-Parkbereiche, spezielle Versicherungsprämien und weitere Vorteile vergeben. Die maximal mögliche Punktzahl beträgt 12, sofern alle aus heutiger Sicht sinnvollen / zu erwartenden Kunden-/Nutzen-Attribute beim Elektroauto-Betrieb in dem jeweiligen Land vorhanden sind.7) Prognostizierter  Elektroautoanteil an nationaler Gesamtfahrzeugproduktion der Autoindustrie in fünf Jahren (rollierend)Maximalwert: ≥ 8%Begründung: Analog zu 2),jedoch gegenüber Marktanteil (im Bestand) erhöht, da die Produktion ausschließlich Neufahrzeuge betrachtet8) Anzahl vorgestellter Elektroauto-Modelle der nationalen  Hersteller – dargestellt als Gesamtzahl aller aktuell angebotenen Modelle im Verhältnis zu Gesamtzahl vorgestellter Elektroauto-ModelleMaximalwert: ≤ 4 ("auf jedes 4. angebotene Modell in dem jeweiligen Land kommt mindestens 1 vorgestelltes E lektroauto-Modell")Begründung: Heute liegt dieser Wert bei ~10; Anzahl vorgestellter Elektroauto-Modelle wird vsl. gegenüber Gesamtzahl angebotener Modelle bis 2020 weiter deutlich zunehmen (auch um Markt- und Produktionsanteile wie bei 1, 2 und F genannt, realisieren zu können)9) Staatliche Förderung (kumuliert für die nächsten 5 Jahre) für Forschung und Schaffung weiterer Grundlagen für ElektromobilitätMaximalwert: ≥ 50 Milliarden EuroBegründung: Förderung liegt heute bereits in Ländern wie USA bei ~22 Milliarden Euro(heutiger Benchmark). In den nächsten Jahren weitere Zunahme zu erwarten.

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