Bosch ist offenbar tiefer in den VW-Abgasskandal verstrickt, als bisher bekannt. Nach Recherchen der WirtschaftsWoche haben Angestellte des Konzerns die Manipulationssoftware, die 2015 den Skandal auslöste, Jahre zuvor mit großer Selbstverständlichkeit programmiert und geholfen, sie vor den Behörden zu verstecken. Dies geht aus E-Mail-Schriftverkehr zwischen Bosch und Volkswagen hervor.
So schrieb etwa ein VW-Manager 2006 an Kollegen, dass die Akustikfunktion (ein Tarnname für die Manipulationssoftware, Anm. d. Red.) „so aussehen sollte, dass wir nicht erwischt werden“. Wettbewerber sollten die Software nicht entdecken können, sie solle aber „irgendwie physikalisch argumentierbar“ sein. Er habe einen Arbeitsauftrag zur Akustikfunktion bei Bosch „eingereicht“. Im einem internen Arbeitsauftrag der Bosch-Entwicklungsabteilung („FB-Blatt“) vom November 2006 wird die Akustikfunktion wörtlich erwähnt.
In der offiziellen Beschreibung der Software („Dokumentation“) sollten nach Vorstellung der Entwickler die Abgastricks nicht erwähnt werden. Einer Bosch-Mitarbeiterin bereitete diese Heimlichtuerei offensichtlich Probleme. In einer E-Mail vom März 2007 fragte sie Kollegen, ob es sich um einen „Cycle-Beater“ (Technik zur Abgasmanipulation) handele. Weiter schreibt sie: „Wie schlimm muss der sein, dass wir hier sogar die Doku faken?“. Ein Bosch-Angestellter bezeichnete ein Jahr später in einer E-Mail die Akustikfunktion ganz offen als „Zykluserkennung“ – also als Programm, das Abgastests heimlich erkennen und Messungen manipulieren kann.
Im Jahr 2009 bekamen Bosch-Mitarbeiter Bedenken. In einer E-Mail an Kollegen bei VW wiesen sie darauf hin, dass der Einsatz bestimmter Software „nicht gesetzeskonform“ sei. VW solle dafür allein die rechtliche Verantwortung übernehmen. Das lehnte der Autobauer ab. Bosch-Manager diskutierten die Folgen der Weigerung und beschlossen, die Bedenken zurückzustellen. Es gebe derzeit mehrere Vorgänge dieser Art, schrieb ein Bosch-Manager im November 2009 an Kollegen: „Ich bitte Sie, die SW (Software) auszuliefern.“
Bosch und VW wollen sich wegen laufender Ermittlungen nicht zu dem Thema äußern.
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