Interview mit Pirelli-Chef "Wir sind kein Billiganbieter"

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Deutschland bleibt als Produktionsstandort erhalten

Ein Formel 1-Wagen mit Pirelli-Reifen Quelle: dpa

Sie wollen das Produktionsnetzwerk von Pirelli unter globalen Gesichtspunkten optimieren. Müssen sich Ihre Beschäftigten in Europa Sorge um ihre Job machen?

In den vergangenen Jahren haben wir bereits Fabriken in Spanien und Italien geschlossen, dafür in Italien eine Fabrik für Highend-Produkte neu eröffnet. Unser größter Produktionsstandort in Europa ist heute Deutschland – den wir, um Ihrer Frage zuvorzukommen, halten werden.

Breuberg ist sicher?

Ja. Der Standort ist schon wegen der Nähe zur deutschen Autoindustrie, der höchstentwickelten in der Welt, sehr wichtig für uns. Deshalb haben wir in Hessen ein großes Forschungs- und Entwicklungszentrum. Wir werden auch in Zukunft in diesen Standort investieren, der eine Schlüsselrolle für uns spielt. Investieren werden wir aber in erster Linie in Märkte mit Wachstumsperspektiven. Etwa in Rumänien, etwa in der Türkei, in Russland und China und wahrscheinlich auch bald schon in Indien. Die Produktion wird in Zukunft dort sein, wo der Markt ist. Je mehr wir lokal produzieren, desto stärker können wir auf die Anforderungen der Märkte eingehen.

Die Autoindustrie erhofft sich von den Reifen einen Beitrag zur Senkung des Kraftstoffverbrauchs.

Grüne Reifen, leicht und mit wenig Rollwiderstand, können den Kraftstoffverbrauch eines Autos bis zu zehn Prozent senken. Zudem unternehmen wir große Anstrengungen, die Geräuschemissionen zu reduzieren. Und gleichzeitig müssen die Reifen Halt bieten. Die Reifenindustrie ist deshalb so stark technologiegetrieben wie nie zuvor.

Ist Pirelli deshalb in der Formel 1?

In der Formel 1 sind die Anforderungen an die Reifen um ein Vielfaches höher als im normalen Straßenverkehr, es geht hier um Haftung, Benzinverbrauch.

Nur leider halten die Reifen dort nur wenige Runden – dann bilden sich Blasen.

Das ist nicht unsere Schuld, wir liefern nur, was bestellt wurde. Die Organisatoren der Formel 1 haben uns beauftragt, Hochleistungsreifen zu bauen, die sicher sind und eine Lebensdauer von 20 bis 24 Runden haben. Sie sollen dazu beitragen, die Show zu verbessern und die Spannung zu erhöhen. Und ich denke, das ist uns gut gelungen – im vergangenen Jahr zählten wir klar zu den Gewinnern.

Weil alle Rennwagen Pirelli fuhren.

Das macht die Sache ja so knifflig: Jedes Team, jedes Auto und jeder Fahrer sollte mit unseren Reifen gut zurechtkommen. Ich denke, die Mission haben wir im ersten Jahr, nach nur zehn Monaten Vorbereitungszeit, sehr gut erfüllt. Es gab jedenfalls keine Beschwerden.

Was hat das Engagement Pirelli gebracht?

Jede Menge Speed – bei der Entwicklung neuer Gummimischungen, Reifenstrukturen – von denen auch die Reifen für Serienautos profitieren werden. Die Entwicklung neuer Produkte wird durch die Formel 1 stark beschleunigt. Die Berichterstattung in den Medien über unsere Reifen hilft unserem Marketing. Und auch intern haben wir dadurch neuen Schwung bekommen. Alles in allem ist das eine lohnende Sache für uns.

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