Herr Winkelmann, Lamborghini ist für seine extremen und kompromisslosen Sportwagen bekannt. 2018 kommt als dritte Baureihe ein SUV, der Urus. Wie viele Kompromisse wird ein SUV von Lamborghini eingehen müssen?
Der Urus wird ein Supersportwagen innerhalb des SUV-Segments sein. Natürlich hat ein SUV eine andere Ausrichtung und Ziel als ein herkömmlicher Supersportwagen. Es geht aber immer noch um das Handling des Fahrzeugs, ganz klar. Ergänzt wird das bei einem SUV natürlich um die Alltagstauglichkeit, den Komfort und den Platz, wenn man nicht nur zu zweit unterwegs ist oder längere Strecken fahren will. Das werden wir alles berücksichtigen. Es wird aber ein sehr emotionales Fahrzeug werden und passt deshalb wunderbar zur Marke Lamborghini – auch weil wir der erste Hersteller waren, der mit dem LM002 Mitte der 80er Jahre einen Luxus-SUV gebaut hat.
Vorstöße in andere Segmente neben den Supersportwagen wurden aber allesamt schnell wieder beendet. Was wird der Urus anders machen?
Über die Vergangenheit zu reden ist müßig. Ich bin seit zehn Jahren bei Lamborghini. In dieser Zeit haben wir bewiesen, dass wir aus einem Hersteller, der über einen längeren Zeitraum nur über ein Modell verfügte, eine erfolgreiche Mehr-Modell-Marke machen konnten. Der Aventador stellt bereits die sechste Generation unserer Zwölfzylinder Supersportwagen dar, während wir beim Zehnzylinder-Modell mit dem Hurácan bereits in der zweiten Generation sind. Das unterstreicht die Seriosität unseres Ausbaus. Wir wollen jetzt ein drittes Modell bringen, und ich glaube, dass wir die richtige Ausrichtung dazu haben. Die Nachfrage nach SUV ist weltweit ungebrochen, und ein relativ kleiner Hersteller wie wir muss international denken, um erfolgreich zu sein.
Zur Person
Stephan Winkelmann wurde 1964 als Sohn eines Diplomaten geboren. Er wuchs in Rom auf und legte auch dort sein Abitur ab. Nach dem Studium begann er seine Karriere beim Finanzdienstleister MLP, wechselte aber schnell in die Autobranche. Über Stationen bei Mercedes-Benz und Fiat kam er 2005 als Vorstand zu Lamborghini.
Werden auch die Sportwagen-Baureihen noch ausgebaut?
In diesem Frühjahr haben wir den Aventador Superveloce vorgestellt, der auf 600 Exemplare limitiert ist. Schon heute ist das Modell bereits fast komplett ausverkauft. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden, den 750 PS starken Superveloce auch als Roadster auf den Markt zu bringen. Vom Roadster wird es im Gegensatz zum Coupé aber nur 500 Exemplare geben.
Die technische Basis des SUV kommt von Audi. Wie viel Lamborghini steckt noch im Urus?
Ohne die Plattformstrategie des Volkswagen Konzerns wäre für uns kein drittes Modell denkbar. Dennoch zeichnen sich die einzelnen Konzernmarken dadurch aus, dass sie ihre Identität bewahren. So werden wir das auch machen. Unsere DNA zu bewahren ist die Grundlage, ansonsten würden wir uns an einem solchen Projekt nicht beteiligen.
Ist die SUV-Baureihe ihr bislang schwierigstes Projekt?
Bis jetzt haben wir bestehende Modelle ausgetauscht, d.h. erfolgreiche Fahrzeuge haben einen Nachfolger erhalten. Ganz abgesehen von dem Eintritt in ein für uns neues Segment ist natürlich die Tatsache, eine dritte Baureihe zu etablieren, eine Herausforderung für das Unternehmen. Die Mannschaft ist aber hochmotiviert. Für mich persönlich ist es, schon wegen der Größe des Projekts, sicher die bislang größte Herausforderung.