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Japans Autobauer Toyota greift wieder an

Toyota will das schier Unmögliche schaffen - nach der Tsunami- und Atomkatastrophe in Japan im März 2011 kämpft sich der Autohersteller ein gutes Jahr später zurück an die Weltspitze.

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Akio Toyoda - Chef des japanischen Autobauers Toyota - will bis Jahresende weltweit 9,76 Millionen Autos verkaufen. Quelle: REUTERS

Nach dem ersten Halbjahr hat Toyota nicht nur ein Drittel mehr Autos verkauft als im Vorjahreszeitraum - sondern auch mehr Fahrzeuge verkauft als die Rivalen General Motors und Volkswagen und nimmt Kurs auf den Titel "weltgrößter Autobauer 2012". Dafür hat Konzernchef Akio Toyoda auch ein neues Jahresziel ausgegeben - nicht mehr 8,8 Millionen Fahrzeuge will er bis Jahresende verkaufen, sondern mehr als 9,7 Millionen.

Die größten Autobauer der Welt
Volkswagen-Chef Martin Winterkorn hat gut Lachen: "Wir werden in diesem Jahr wahrscheinlich erstmals mehr als zehn Millionen Fahrzeuge verkaufen, dieses große Ziel hatten wir eigentlich erst für 2018 angestrebt", sagte Winterkorn der „Bild am Sonntag“. "Unser großer Wachstumsmarkt ist natürlich China. Dort werden wir in diesem Jahr voraussichtlich 3,6 Millionen Autos verkaufen, von denen übrigens weit über 90 Prozent vor Ort in China gebaut werden." Erreicht VW dieses Ziel, stiegen die Wolfsburger dadurch zum größten Automobilhersteller der Welt auf. Doch noch sieht das Ranking der größten Autobauer wie folgt aus... Quelle: dpa
BentleyDer britische Luxuswagen-Hersteller Bentley hat im abgelaufenen Jahr so viele Autos verkauft wie noch nie. Die Volkswagen-Tochter mit Sitz in Crew lieferte 2013 genau 10.120 Wagen aus. 2012 waren es 8510. Im bisherigen Rekordjahr 2007 waren 10.014 Bentleys verkauft worden, wie Vorstandschef Wolfgang Schreiber sagte. „2013 ist das vierte Jahr in Folge, in dem der Absatz zweistellig steigt“, so Schreiber. Der weltweite Marktanteil im Preissegment über 150.000 Euro liege bei 25 Prozent. 86 Prozent der Produktion geht in den Export, vor allem in die USA, China und Nahost. Der europäische Markt läuft schleppender. Allerdings stieg auch der Absatz in Deutschland deutlich. 544 Bentleys wurden den Angaben zufolge 2013 nach Deutschland geliefert, ein Plus von 22 Prozent zum Vorjahr. Kunden warten derzeit im Schnitt 45 Monate auf ihren bestellten Bentley. Schreiber will den Absatz bis 2018 auf 15.000 Autos hochschrauben und dafür in den nächsten Jahren mehrere hundert Millionen Euro in den Standort Crew investieren. Die Mannschaft von derzeit 3700 Mitarbeitern soll allein um 400 zusätzliche Leute aufgestockt werden, um bis 2016 einen luxuriösen Geländewagen auf den Markt zu bringen. Von den Absatzzahlen der Autohersteller wie Audi, BMW oder Daimler kann Bentley allerdings nur träumen... Quelle: REUTERS
AudiAudi hat auch im Dezember deutlich mehr Autos verkauft und damit erneut ein Bestjahr perfekt gemacht. Im vergangenen Jahr verkaufte der Konzern weltweit rund 1,57 Millionen Autos, ein Plus von 8,3 Prozent. Bereits im November hatte Audi die Rekordwerte von 2012 erreicht. „Unser strategisches Etappenziel von 1,5 Millionen Auslieferungen haben wir zwei Jahre früher als geplant erreicht und sogar komfortabel übertroffen“, sagte Vorstandschef Rupert Stadler. Quelle: REUTERS
DaimlerDie Schwaben haben und im vergangenen Jahr 1,32 Millionen Autos ihrer Top-Marke Mercedes verkauft. Das entspricht einem Plus von 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Quelle: dapd
BMWVon ihrer Kernmarke setzten die Bayern im vergangenen Jahr 1,54 Millionen Fahrzeuge ab. Das entspricht einem Plus von 12 Prozent gegenüber 2011. Quelle: dpa
Fiat-ChryslerDer Fiat-Konzern lieferte im vergangenen Jahr 4,2 Millionen Fahrzeuge weltweit aus - sechs Prozent mehr als 2011. Fiat profitiert dabei vom guten Geschäft der US-Tochter Chrysler. Denn ähnlich wie die Kollegen von PSA Peugeot Citroen litten die Italiener massiv unter der Absatzkrise in Europa, sie verkauften dort 16 Prozent weniger als im Vorjahr. Quelle: dpa
Nissan RenaultCarlos Ghosn - Chef der französisch-japanischen Allianz - kann zufrieden mit sich sein. Bei Nissan lief es hervorragend, Partner Renault litt unter der Schwäche des europäischen Markts. Die Renault-Gruppe setzte weltweit 2,55 Millionen Fahrzeuge und damit 6,3 Prozent weniger als im Vorjahr. In Europa sank der Absatz um volle 18 Prozent. Die Marke Renault verkaufte weltweit 2,1 Millionen Fahrzeuge, Dacia knapp 360.000 Autos. In Deutschland setzte Renault inklusive der Marke Dacia im Jahr 2012 mit 170.000 Einheiten rund 11.000 Fahrzeuge weniger ab als 2011. Die Marke Renault allein verkaufte 2012 in Deutschland 123.779 Pkw und leichte Nutzfahrzeuge. Der Marktanteil sank um knapp 0,4 Prozentpunkte. Quelle: REUTERS

Im zweiten Quartal fuhren die Japaner einen Überschuss von rund drei Milliarden Euro ein. Vor einem Jahr hatte Toyota wegen der japanischen Erdbeben- und Tsunamikatastrophe gerade noch schwarze Zahlen geschrieben. Damals war die japanische Autoproduktion zeitweise komplett zum Erliegen gekommen. Im abgelaufenen Jahresviertel verkaufte Toyota mit 2,27 Millionen Autos nahezu doppelt so viele Fahrzeuge wie vor einem Jahr. Toyota setzte mit 4,97 Millionen Fahrzeugen 34 Prozent mehr ab als in der ersten Jahreshälfte 2011. Die Kunden lassen sich dabei offensichtlich auch nicht von regelmäßigen Rückrufaktionen schrecken. Eben erst musste Toyota 1,5 Millionen Autos des Typs RAV 4, Avensis und Auris zurück in den Werkstätten rufen, weil Teile der Hinterachse zu viel Spiel aufweisen, was im Extremfall zu einem Bruch der Aufhängung führen kann.

US-Behörde untersucht Dodge wegen Wegrollgefahr
Behörde untersucht weitere Fiat-Chrysler-Wagen Quelle: AP
BMW ruft Autos zurück Quelle: dpa
Toyota - Millionen fehlerhafter AirbagsToyota ruft weltweit weitere 5,8 Millionen Fahrzeuge wegen möglicher Probleme mit Airbags des Zulieferers Takata zurück. In Europa müssten 1,47 Millionen Autos zurück in die Werkstätten, teilte der japanische Konzern am Mittwoch mit. Allein in Deutschland seien knapp 118.000 Fahrzeuge betroffen. Dabei geht es unter anderem um die Modelle Corolla und Yaris, vorwiegend älterer Baujahre, sagte ein Sprecher. In Japan sollen die Besitzer von rund 1,15 Millionen Fahrzeugen in Werkstätten vorstellig werden. Weltweit haben Autohersteller bereits mehr als 100 Millionen Autos zurückgerufen, um die fehlerhaften Airbags auszutauschen. Quelle: dpa
VW und Audi rufen wegen Feuergefahr 281.000 Autos in USA zurück Volkswagen ruft 281.500 Fahrzeuge in den USA wegen möglicher Brandgefahr zurück. Es geht Fahrzeuge der Marken VW und Audi, wie aus einer Mitteilung des Unternehmens an die Börsenaufsicht vom 7. Oktober hervorgeht. Bei den Fahrzeugen könne in Folge von Lecks Benzin austreten und Feuer ausbrechen. Allerdings seien entsprechende Vorfälle noch nicht berichtet worden. Auch habe es keine Verletzten gegeben. Quelle: dpa
Fiat Chrysler ruft fast zwei Millionen Fahrzeuge zurück Quelle: dpa
General Motors ruft über 4 Millionen Fahrzeuge zurückGeneral Motors ruft wegen eines Defekts an der Airbag-Software weltweit mehr als vier Millionen Fahrzeuge zurück. In seltenen Fällen könne der Bordcomputer in den Testmodus umschalten, erklärte der US-Autobauer am Freitag in Detroit. Die vorderen Airbags würden dann im Fall eines Unfalls nicht auslösen. Auch die Sitzgurte funktionierten möglicherweise nicht. Der Fehler werde mit mindestens einem Todesfall und drei Verletzten in Verbindung gebracht. GM werde die betroffenen Kunden informieren und die Software kostenfrei aktualisieren, teilte das Unternehmen mit. Der Rückruf der 4,28 Millionen betrifft unter anderem bestimmte Modelle von Buick, Chevrolet und Cadillac der Modelljahre 2014-2017, allein 3,6 Millionen davon in den USA. Quelle: dpa
Mazda ruft 2,2 Millionen Fahrzeuge zurück Mazda ruft wegen Problemen mit der Heckklappe weltweit 2,2 Millionen Fahrzeuge zurück. Die Rostschutzlackierung der Heckklappenaufhängung sei nicht ausreichend, erklärte der japanische Autohersteller am Donnerstag. Im Laufe der Zeit könne daher mit Streusalz vermischtes Wasser dazu führen, dass die Aufhängung bricht und die Heckklappe abfällt. Berichte über Unfälle oder Verletzte lägen jedoch nicht vor. Der Rückruf betrifft bestimmte Modelle des Kompaktwagens Mazda 3 der Jahrgänge 2010 bis 2013 sowie Vans des Typs Mazda 5 von 2012 bis 2015. Ebenfalls betroffen sind bestimmte Modelle des CX-5 von 2013 bis 2016 und des SUVs CX-3 von 2016. Händler tauschten beide Aufhängungen aus, erklärte Mazda. Kunden erhielten noch im September oder im Oktober nähere Informationen. Quelle: dapd

Mit seinem Signal zum Angriff steht Toyota in seiner Heimat nicht allein. Nach dem Horrorjahr 2011 mit riesigen Produktionsausfällen durch das Erdbeben in Japan und die Überflutungen in Thailand wollen Nippons Autobauer 2012 zum Jahr des Comebacks machen. Die Japaner seien eben nicht zu unterschätzen, meint Autospezialist Martin Tonko von der Japan-Niederlassung der Unternehmensberatung Roland Berger: „Sie sehen nicht einfach zu, wie ihre Marktposition schwindet.“ Auch die Gewinne sollen, trotz des starken Yen, wieder kräftig steigen. Dafür sollen Kostensenkungsprogramme, Produktionsverlagerungen sowie neue Management- und Fertigungsmethoden sorgen.

Gute Aussichten auf Erfolg der Strategie

Die Aussichten, dass die Strategie Erfolg hat, stehen nicht schlecht. Bei ihrer Wiederauferstehung spielen den Herstellern aus Japan veränderte Trends auf ihren wichtigsten Märkten in die Hände. Und die schwache Position in bestimmten Regionen erweist sich als Segen, weil in diesem Jahr ausgerechnet dort die Autonachfrage zurückgeht - Europa leidet bereits unter einer bisher nicht gekannten Absatzkrise. Zwischen Algarve und Ägäis haben die Japaner nur geringe Marktanteile. In China, dem größten Automarkt der Welt, wird ein geringeres Wachstum vorhergesagt. Dort fahren Japans Autobauer mit Ausnahme von Nissan in großem Abstand den Platzhirschen General Motors und Volkswagen hinterher.

Im eigenen Land haben Toyota und Co. einen Helfer, auf den sie sich verlassen können: den Staat. Der haucht der Nachfrage nach neuen Karossen 2012 neues Leben ein. Nach dem Auslaufen der Kaufanreize für Ökofahrzeuge mit Hybrid- und Elektromotor im September 2010, brach der Absatz kräftig ein. Aus Angst vor einer Abwanderung der Autobauer ins Ausland wurdne die Subventionen wieder eingeführt sowie steuerliche Nachlässe für sparsame Fahrzeuge verlängert.

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