Jones Day Razzia auch bei VW-Kanzlei wegen Dieselskandal

Die Ausdehnung der Ermittlungen gegen Audi auf die US-Kanzlei Jones Day empört Volkswagen. Das Vorgehen der Staatsanwaltschaft verstoße gegen rechtsstaatliche Grundsätze, lässt das Unternehmen verlauten.

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Das VW-Logo Quelle: dpa

Die Ausdehnung der Ermittlungen gegen Audi auf die US-Kanzlei Jones Day schlägt bei der Konzernmutter Volkswagen hohe Wellen. "Wir halten das Vorgehen der Staatsanwaltschaft München in jeder Hinsicht für inakzeptabel", teilte VW mit. "Die Durchsuchung einer vom Unternehmen beauftragten Rechtsanwaltskanzlei verstößt nach unserer Auffassung klar gegen die in der Strafprozessordnung festgeschriebenen rechtsstaatlichen Grundsätze. Wir werden mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln hiergegen vorgehen." Die Staatsanwaltschaft München war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Jones Day wollte sich nicht äußern. Über die Durchsuchung bei der US-Kanzlei hatte zuerst das "Handelsblatt" berichtet.

Am Mittwoch waren rund 100 Ermittler bei Audi in Ingolstadt und Neckarsulm, bei der Konzernmutter Volkswagen in Wolfsburg und an weiteren Orten zur Razzia angerückt. Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt gegen Unbekannt wegen des Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung beim Verkauf von rund 80.000 Dieselfahrzeugen in den USA. Audi hatte Ende 2015, kurz nach Bekanntwerden der Abgasaffäre bei VW, den Einsatz von Schummel-Software in großen Dieselmotoren eingeräumt. Den Ermittlern sicherte Audi volle Kooperation zu. Welche weiteren Orte außer den Firmenstandorten durchsucht wurden, wollte die Staatsanwaltschaft nicht sagen.

Jones Day war im Herbst 2015 vom VW-Konzern beauftragt worden, den Abgasskandal, seine Hintergründe und Verantwortlichen aufzuarbeiten. Auch bei der Tochter Audi durchforsteten die Anwälte riesige Datenmengen und befragten Manager, darunter auch Vorstandschef Rupert Stadler.

Insgesamt sollen es nach Insiderangaben mehr als eine Million Seiten sein: Dokumente, E-Mails, Gesprächsprotokolle und andere Daten. Die gesammelten Ergebnisse von Jones Day befinden sich Insidern zufolge bei der Anwaltskanzlei, im Unternehmen habe niemand einen schriftlichen Bericht bekommen. Von seiner ursprünglichen Ankündigung, den Abschlussbericht von Jones Day zu veröffentlichen, nahm VW wieder Abstand. Die Erkenntnisse der Juristen seien in das von den US-Behörden veröffentlichte "Statement of Facts" eingeflossen, deshalb sei ein separater Bericht nicht mehr notwendig, argumentierte der Autobauer.

Wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft München II, Ken Heidenreich, am Morgen sagte, sicherten die Ermittler am Donnerstag bei Audi weiter Daten. Die Durchsuchungen seien noch nicht zu Ende. Details nannte er nicht. Bereits am Mittwoch seien umfangreiche Daten und Unterlagen sichergestellt und abtransportiert worden, die jetzt nach und nach ausgewertet würden. Erste Befragungen hätten bereits stattgefunden, weitere folgten, sagte Heidenreich. Auch dazu nannte er keine Einzelheiten. Wann mit ersten Ergebnissen aus der Auswertung der Daten oder Befragungen zu rechnen ist, könne man nicht sagen. "Das ist ein dynamischer Prozess."

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