Der mit Schwierigkeiten kämpfende Autozulieferer Leoni hat im zweiten Quartal neuerliche rote Zahlen geschrieben. Das Nürnberger Unternehmen bezifferte den Nettoverlust am Mittwoch auf 47 Millionen Euro, ein Jahr zuvor war es ein Minus von knapp neun Millionen gewesen.
Der Umsatz sank ebenfalls kräftig um ein Viertel auf 933 Millionen Euro, maßgeblich bedingt durch den Verkauf der Kabelsparte. Doch auch unter Herausrechnung dieses Effekts belief sich der Umsatzrückgang der fortgeführten Geschäftsbereiche auf über acht Prozent.
Leoni war ursprünglich Draht- und Kabelhersteller, übrig sind nunmehr als Hauptgeschäft noch die Bordnetzsysteme für Autos. Der Umsatz in diesem Bereich legte laut Vorstand im ersten Halbjahr zu. Das verschuldete Unternehmen hat sich laut Mitteilung mit den Banken mittlerweile „grundsätzlich“ auf eine Finanzierung über das Jahr 2022 hinaus geeinigt.
Leoni kämpft seit Jahren und hatte erst 2021 die zwischenzeitliche Rückkehr in die schwarzen Zahlen gemeldet. Die anhaltenden Lieferengpässe, der Anstieg der Energiekosten und der Ukraine-Krieg machen dem Unternehmen nun erneut zu schaffen. Der Krieg traf das bisherige Kabelgeschäft mit zwei Werken in der Ukraine hart.
Ende Mai hatte Leoni dann den Verkauf des Autokabelgeschäfts an ein thailändisches Unternehmen bekannt gegeben, das soll 400 Millionen Euro bringen. 2021 war bereits der Bereich Industriekabel verkauft worden.
Eine konkrete Prognose für das Gesamtjahr traut sich der Vorstand weiterhin nicht zu. Die Perspektiven für das zweite Halbjahr seien fragil, sagte Finanzchef Harald Nippel.
Im Juli hatte der Vorstand eine Grundsatzeinigung mit den Gläubigerbanken verkündet, die die Finanzierung bis 2025 sichern soll. Die Erlöse aus dem vereinbarten Verkauf des Kabelgeschäfts mit der Autoindustrie an die thailändische Stark Corporation - bis zu 442 Millionen Euro - sollen an die Banken gehen. Weitere 132 Millionen Euro sollen mit einer Kapitalerhöhung und einer Pflichtwandelanleihe hereinkommen, die Leoni Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres begeben will. Der Erlös daraus geht an vier Banken, die aus ihrem Leoni-Engagement aussteigen wollen. Die Kapitalerhöhung sei aber keine Voraussetzung für die Finanzierung, sagte Nippel. Für den Rest des Kabelgeschäfts sei der Verkaufsprozess gestartet worden.
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