
Zum Prozessauftakt lässt Anton Weinmann es gleich richtig krachen. „Zutiefst ehrverletzend“, ja „absurd“ seien die Anschuldigungen, die die Staatsanwaltschaft gegen ihn erhebe. Von „Verleumdung“ und „unzulässiger Vorverurteilung“ spricht der frühere MAN-Vorstand und Chef der Nutzfahrzeugsparte. Rund eine Stunde dauerte Weinmanns Vortrag vor dem Landgericht München I heute.
Mit seinen Ausführungen, vorgetragen mit fester und lauter Stimme, wehrt sich der frühere Manager gegen Vorwürfe, er habe von einem System von Schmiergeldzahlungen an Kunden in Slowenien und Belgien gewusst und dieses geduldet. Beihilfe zur Bestechung wäre das. Höchststrafe: drei Jahre Gefängnis.
Es ist kurz nach zehn Uhr, als der Staatsanwalt heute, am ersten Prozesstag, mit der Verlesung der Anklage beginnt. Weinmann, dunkler Anzug, weißes Hemd und bordeauxrote Krawatte, sitzt entspannt in seinem Stuhl im Sitzungssaal B166. Braune Textiltapete und grüne Wandverkleidungen verbreiten ein Flair der Achtzigerjahre. Die Hände hat Weinmann vor sich auf dem Tisch ineinandergelegt als meditiere er. Ihm gegenüber sitzt der Staatsanwalt.
Bis 2004 wurde bar geschmiert
Und was der vorzutragen hat, hat es in sich. Insgesamt 1,4 Millionen Euro hätten MAN-Vertriebsmanager bis 2007 an Kunden in Slowenien gezahlt, um Aufträge zu ergattern. Der Staatsanwalt legt detaillierte Listen vor, die zeigen sollen wie viel Schmiergeld für den Verkauf von wie vielen Lkw an welche Kunden geflossen ist. Bis 2004 sei in bar geschmiert worden.
Das Geld sei jeweils an der MAN-Hauptkasse in München abgeholt worden. Später dann seien die Zahlungen über eine Scheinfirma in Vaduz in Liechtenstein und ein Konto in Zürich geflossen. Getarnt haben sollen die Manager die Zahlungen als Provisionen oder Beratungshonorare. Ähnlich sei MAN in Belgien verfahren. Dort sei etwa eine halbe Million Euro Schmiergeld an MAN-Kunden geflossen.