Kraftstoffverbrauch noch höher als gedacht Beendet die Förderung für Plug-in-Hybride – sofort!

Ein BMW X5 xDrive40e als Plug-in-Hybrid Quelle: dpa

Die Politik hat Plug-in-Hybride lange gefördert. Eine neue Studie zeigt nun: Vor allem Dienstwagenfahrer fahren kaum elektrisch, die Kraftstoffverbräuche sind noch höher als gedacht. Die Subventionen müssen aufhören. Ein Kommentar.

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Betriebsräte lieben sie: Schließlich haben Autos als Plug-in-Hybrid neben einer Batterie auch einen Verbrennungsmotor an Bord. So können die Besitzer wegen einer schlecht ausgebauten Ladeinfrastruktur nicht liegenbleiben – und sonst elektrisch fahren. Und so konnten Betriebsräte eigentlich todgeweihte Arbeitsplätze ein paar Jahre lang retten – weil Autos, die zwei Motoren an Bord haben, eben auch mehr Teile benötigen und sie so mehr statt weniger Beschäftigung bringen.

Auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) mag die Teilzeitstromer: Mit Blick auf eine noch immer vollkommen unzureichend ausgebaute Ladeinfrastruktur, schrieb VDA-Präsidentin Hildegard Müller im April, dienten Plug-in-Hybride als Wegbereiter und bildeten „einen zentralen Baustein zur Vertrauensbildung beim Umstieg auf die Elektromobilität“. Reichweitenängste bei Langstreckenfahrten gebe es mit Plug-ins nicht.

Die Politik förderte die Gelegenheitsstromer genauso wie reine Elektroautos: Weil Plug-ins an der Steckdose geladen werden und elektrisch fahren können, galten sie auf dem Papier lange Zeit als sauber. In den Testzyklen zur Zulassung der Teilzeitstromer schnitten Plug-ins vorbildlich ab. Angeblich verbrauchen sie weniger Sprit als reine Verbrennerautos. Und so kamen zum Beispiel die Fahrer von Dienstwagen in den Genuss einer reduzierten Dienstwagensteuer. Und auch eine üppige Umweltprämie zahlt der Staat den Käufern.

Plug-in-Hybride verbrauchen wegen ihres hohen Gewichts viel Treibstoff

Doch es gibt einen Denkfehler: Alle gingen lange Zeit davon aus, dass der Endkunde, der das Auto fährt, seinen Plug-in auch brav lädt. Das ist aber ein Trugschluss! Eine neue Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) und des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) zeigt die bittere Wahrheit: Die Kraftstoffverbräuche von Plug-ins liegen im Schnitt deutlich über den offiziellen Testzyklen – und sind zuletzt sogar angestiegen. Teilzeitstromer verbrauchen wegen ihres hohen Gewichts im Verbrennungsmodus deutlich mehr Treibstoff. Werden sie also vorwiegend nicht elektrisch gefahren, ist ihre Bilanz fürs Klima niederschmetternd.

Für ihre Studie werteten die Forscher den realen Kraftstoffverbrauch sowie den elektrischen Fahranteil von etwa 9000 als Privat- oder Dienstwagen genutzten Plug-ins in der Europäischen Union, Norwegen, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich aus. Für ihre Analysen nutzten die Forscherinnen unter anderem anonymisierte Daten, die Fahrzeughalter freiwillig an Online-Portale wie Spritmonitor.de oder im Rahmen von Befragungen übermittelt hatten. Einbezogen wurden auch Auswertungen zu Firmenfahrzeugen, die Flottenkunden zur Verfügung stellten.

Dienstwagen werden nur zu 11 bis 15 Prozent elektrisch gefahren

Das Ergebnis: Vor allem Fahrer von Dienstwagen laden ihre Autos eher selten bis nie. Im Mittel liegen die realen Kraftstoffverbräuche von Plug-in-Hybridfahrzeugen bei privaten Haltern in Deutschland und anderen europäischen Ländern etwa dreimal so hoch wie im offiziellen Testzyklus, während die Werte bei Dienstwagen sogar fünfmal so hoch sind. Der reale Kraftstoffverbrauch liegt für privat genutzte Plug-in-Hybride im Durchschnitt bei etwa 4,0 bis 4,4 Litern je 100 Kilometern.

Bei Dienstwagen sind es sogar 7,6 bis 8,4 Liter. Im Durchschnitt erbringen rein privat genutzte Plug-in-Hybride lediglich etwa 45 bis 49 Prozent ihrer Fahrleistung weitgehend elektrisch, bei Dienstwagen seien es sogar nur 11 bis 15 Prozent, so die Forscher. Nicht umsonst kursiert in der Autobranche der Witz über Dienstwagen, die zurück aus dem Leasing kommen – und der Ladestecker liegt noch original verpackt im Kofferraum.

Plug-ins sind wegen fehlgeleiteter Anreize der Politik gescheitert

11 bis 15 Prozent! Das zeigt, dass die deutsche Politik jahrelang die völlig falschen Anreize gesetzt hat. Fahrer von Dienstwagen wählten den Plug-in aus – nicht, weil sie ihn elektrisch fahren wollten und konnten, sondern allein deswegen, weil die darauf weniger Steuer aus dem privaten Portemonnaie zahlen mussten. Oft genug kann es ihnen sogar egal sein: Haben sie doch eine Tankkarte von der Firma. 

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Plug-ins sind damit gescheitert. Die fehlgeleiteten Anreize der Politik zum Kauf eines Plug-ins müssen dringend korrigiert werden. Der Grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck hat Recht, wenn er fordert, dass der Staat künftig keine Zuschüsse mehr zahlt. Die Förderung soll seiner Meinung nach Ende des Jahres auslaufen – anders als im Koalitionsvertrag vorgesehen. Das ist richtig so!

Je schneller die Förderprämie gestrichen wird und je schneller der steuerliche Vorteil fällt – desto besser für die Umwelt.  

Lesen Sie auch: Lange hielten deutsche Autobauer Plug-in-Hybride für den perfekten Einstieg ins Elektrozeitalter. BMW setzt weiter auf die Technik, Volkswagen will bald aussteigen. Nur einer der beiden hat die Zukunft auf seiner Seite.

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