Ladenetzwerk Tesla macht Schluss mit Gratis-Tanken

Tesla: Das Model 3 wird mit CCS-Buchse ausgeliefert Quelle: Tesla

Tesla baut seine Lade-Landschaft in Europa um: Dadurch ist bald Schluss mit kostenlosem Strom und dem eigenen Stecker-Standard.

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Tesla schraubt an seinem europäischen Lade-Netzwerk. Künftig sollen die Kunden der Kalifornier auch abseits der eigenen Supercharger-Säulen schnell Strom laden können. Allerdings gibt es die Energie hier wie dort nicht mehr umsonst. Wie der kalifornische E-Autobauer mitteilt, erhalten Käufer eines neuen Model S und Model X ab sofort keinen Gratis-Strom mehr.

Die zeitlich unbegrenzte Flatrate war zum Marktstart angeboten worden, um die Fahrzeuge attraktiver zu machen. Vor einigen Jahren wurde sie aber bereits durch ein jährliches Guthaben von 400 kWh ersetzt, das für rund 1600 Kilometer Fahrt reicht. Nun wird auch dieses gestrichen. Alle Neukunden müssen ab sofort ab der ersten Kilowattstunde zahlen.

In Deutschland wird nach Minuten und der Ladeleistung des Superchargers abgerechnet: Laden viele Autos parallel und der Supercharger kann nur weniger als 60 kW abgeben, zahlt man nur 17 Cent pro Minute - dafür dauert der Ladevorgang länger. Gibt es viel Leistung, also mehr als 60 kW, geht es schneller, kostet aber auch 34 Cent pro Minute.

In anderen Ländern gelten andere Tarifmodelle, in den Niederlanden beispielsweise wird nach Kilowattstunden abgerechnet, eine Einheit gibt es für 20 Cent. Zum Vergleich: Die Kilowattstunde Haushaltsstrom kostet in Deutschland rund 29 Cent. Tesla betont, dass der Stromverkauf nicht zur Gewinnmaximierung genutzt werden soll, es ginge bei dem neuen Modell in erster Linie um Kostendeckung.

Tesla-Jünger feiern die ersten Model-3-Fahrzeuge
Elon Musk weiß, wie man einen Rockstar-Auftritt hinlegt. Zu lauter Musik rast der Tesla-Chef mit einem roten Exemplar seines ersten günstigeren Wagens Model 3, springt raus und lässt sich im Scheinwerferlicht von seinen Mitarbeitern feiern. Der Anlass ist ein Meilenstein für Tesla: Die ersten 30 Model 3 werden nach einem Monat Serienproduktion an ihre Besitzer übergeben - allesamt Tesla-Beschäftigte. Die ersten 30 von mehr als einer halben Million Vorbestellungen, die Tesla erst einmal lange abarbeiten muss... Quelle: dpa
Die Zeremonie am Tesla-Werk im kalifornischen Fremont läutet ein neues Kapitel in einem der spannendsten Duelle ein, die heute die Wirtschaft zu bieten hat: Tesla gegen den Rest der Autoindustrie. Eine Firma aus dem Silicon Valley, die früh komplett auf Elektromobilität setzte und von Autobossen zunächst als Exot mit mickrigen Produktionszahlen im für die weitaus meisten Menschen unerschwinglichen Luxussegment abgetan wurde. Doch inzwischen weht in der Branche ein anderer Wind... Quelle: dpa
Inzwischen sagen viele Experten, dass dem Elektroantrieb die Zukunft gehöre, auch wenn es eine lange Übergangszeit geben werde. Für Tesla wird es also künftig nicht mehr darum gehen, mit einigen zehntausend Wagen im Jahr zahlungskräftige Enthusiasten zu begeistern, sondern gegen die geballten Kraft der Autoindustrie mit einer Vielzahl von Modellen, Designvarianten und der traditionellen Markenbindung von Kunden anzutreten... Quelle: dpa
Und angesichts der Vorreiterrolle der Kalifornier dürfte auch der Fortschritt der Elektromobilität am Erfolg dieses Fahrzeugs gemessen werden. Milliarden steckte Musk in den Ausbau der Produktionsanlagen und der Batteriefertigung. Eine riesige Wette. Wenn sie aufgeht, wird Tesla in Fremont jährlich eine halbe Million Model-3-Wagen und rund 100.000 der größeren und teureren bisherigen Fahrzeuge Model S und Model X bauen. In Arbeit ist auch ein Lastwagen, der noch dieses Jahr präsentiert werden soll. Anleger glauben an Musk: Tesla ist trotz überschaubarer Stückzahlen der wertvollste US-Autohersteller an der Börse... Quelle: dpa
„Es war nie unser Ziel, teure Wagen zu bauen“, betont Musk. Das habe sich nur so ergeben, weil die Elektrowagen zunächst nicht günstiger zu produzieren gewesen seien. Und jetzt finanzierten die Käufer von Model S und Model X das günstigere neue Modell mit. Die 35.000 Dollar als Grundpreis des Model 3 sind aber wie so oft in der Branche erst der Anfang. Bucht man alle Extras wie Fahrassistenz-Funktionen, eine bessere Innenausstattung und eine andere Farbe als Schwarz, kommen fast 60.000 Dollar zusammen... Quelle: dpa
Das ist kein Schnäppchen mehr, entscheidend ist im Moment aber dennoch vor allem die Frage, ob Tesla den massiven Produktionssprung von rund 84 000 Fahrzeugen 2016 auf 500 000 im kommenden Jahr sauber hinbekommt. „Die Nachfrage ist hier nicht das Problem“, merkt Musk trocken mit Blick auf die halbe Million Vorbestellungen für das Model 3 an. Im ersten Produktionsmonat Juli wurden 50 Fahrzeuge gebaut, 20 von ihnen behält Tesla für Tests ein. Im September sollen 1500 Wagen produziert werden, auch mit 20 000 Fahrzeugen im Monat zum Dezember wird es lange dauern, die Warteliste abzuarbeiten... Quelle: REUTERS
Um den Produktionsschub zu meistern, ließ Musk die Konstruktion des Model 3 drastisch vereinfachen - auch nachdem es bei vorherigen Wagen Probleme mit ausgeklügelten Design-Ideen wie den Flügeltüren des Model X gab. Selbst die Entwicklung der Rücksitze hatte damals die Produktion des SUV um Monate aufgehalten. Quelle: REUTERS

Künftig können Tesla-Kunden allerdings auch an den Ladesäulen der Konkurrenz tanken. Das für 2019 erwartete Model 3 wird in Europa mit dem hierzulande gängigen CCS-Anschluss ausgeliefert, der die Nutzung der üblichen Schnellladesäulen erlaubt, wie sie etwa das von Daimler, Ford, BMW und VW betriebene Joint Venture Ionity installiert. Die europaweit rund 3600 Supercharger-Ladesäulen sollen ebenfalls mit CCS-Steckern aufgerüstet werden. Möglicherweise könnten dort dann künftig auch Autos deutscher Hersteller tanken. Für Fahrer der Tesla-Modelle S und X, die noch mit dem normalen Typ-2-Supercharger-Port ausgestattet sind, soll es künftig Adapter geben.

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