
Porsche hat 45 Jahre nach dem ersten Triumph wieder das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewonnen. Der Porsche 919 Hybrid mit der Startnummer 19 überquerte nach 396 Runden um die 13,629 Kilometer lange Rennstrecke als Erster die Ziellinie. Gefahren wurde der Wagen von Earl Bamber (Neuseeland), Nick Tandy (England) und dem deutschen Formel-1-Piloten Nico Hülkenberg.
Das Porsche-Glück machte der Wagen #19 perfekt: Das Auto von Mark Webber, Brendon Hartley und Timo Bernhard kam mit einer Runde weniger als Zweiter ins Ziel. Für Porsche ist es der 17. Gesamtsieg und der erste Sieg seit der Rückkehr nach Le Mans im vergangenen Jahr.





Mit 39X Runden hat das Porsche-Trio den seit 2010 gültigen Distanzrekord nur knapp verpasst. Der Audi R15 TDI war damals 5.410 Kilometer gefahren. Der Porsche 919 Hybrid kam dieses Jahr auf 5.383 Kilometer.
Der beste Audi mit der Startnummer 7 von André Lotterer, Benoit Tréluyer und Marcel Fässler wurde mit drei Runden Rückstand Dritter. Damit ist die Siegesserie der Ingolstädter beendet, Audi hatte die letzten fünf Ausgaben des französischen Langstrecken-Klassikers gewonnen – seit 1999 sogar dreizehn von 16 Rennen. 2015 hatte Audi mit mehreren Problemen zu kämpfen, während das Rennen bei dem siegreichen Porsche reibungslos verlief.
Vom Start weg konnten sich die jeweils drei Rennwagen der deutschen Hersteller schnell vom Rest des Feldes absetzen und lieferten sich ein enges Duell mit ständigen Führungswechseln. Das hohe Tempo an der Spitze forderte allerdings auch seinen Tribut: Nach rund drei Rennstunden kollidierte der Audi mit der Startnummer 8 (Lucas di Grassi, Loic Duval, Oliver Jarvis) beim Überrunden mit einem langsameren Fahrzeug und schlug in die Leitplanke ein. Während der anschließenden Reparatur verlor der Wagen eine Runde auf die Führenden – und konnte diesen Rückstand im Rennverlauf nicht mehr aufholen.
Fakten zum Rennen
Gerade mal 870 Kilo dürfen Fahrzeuge der obersten Klasse LMP1 noch wiegen, bei bis ca. 1.000 PS Leistung.
1985 fuhr der deutsche Rennfahrer Hans Joachim Stuck die schnellste Qualifikationsrunde. Über den 13,6 Kilometer langen Parcours raste der Bayer mit durchschnittlich 251,815 km/h.
2008 säumten 263.300 Autorennfans die Strecke in Le Mans. Viele zelteten auf einem der insgesamt 14 Campingplätze an der Rennstrecke, wo allerdings an Schlaf kaum zu denken ist.
Die Fahrzeuge beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans sind in 4 Klassen unterteilt. Die Prototypen werden in die beiden Klassen LMP1 und LMP2 unterteilt, wobei in der LMP1-Klasse noch mal zwischen LM P1-H (die Hybrid-Prototypen der Werksteams) und LM P1-L (Privatteams ohne Hybird) unterschieden wird. In den Klassen der GT Fahrzeuge wird zwischen GTE Pro und GTE Am unterschieden.
Auf Eurosport ist das Rennen fast in kompletter Länge live zu sehen. Unterbrochen wird die Direktübertragung lediglich durch zwei Ausgaben des Magazins „24 Minuten von Le Mans“ am Samstagabend und Sonntagmorgen. Audi überträgt komplett mit einem eigenen Livestream. Die Website www.lemanslive.com informiert, wie einige spezielle Motorsportseiten ebenfalls, rund um das Rennereignis ausführlich mit News, Videos, Livestream und Hintergründen.
Am Samstagabend verlor auch der bestplatzierte und lange Zeit führende Porsche #17 die Chancen auf den Sieg. Der frühere Formel-1-Fahrer Mark Webber, der bei Red Bull Racing lange Teamkollege von Sebastian Vettel war, hatte trotz eines Verbots wegen einer Unfallstelle ein anderes Auto überholt – die einminütige Zeitstrafe warf den Porsche zwischenzeitlich auf den vierten Platz zurück. Am Ende wurde er nach einer Aufholjagd dennoch Zweiter.
Nach acht Stunden lagen die vier führenden Fahrzeuge innerhalb von zehn Sekunden. Dass es ein enges Rennen werden würde, hatte sich bereits nach den ersten beiden Saisonläufen der Langstrecken-Weltmeisterschaft abgezeichnet. Bei den Sechs-Stunden-Rennen in Silverstone und Spa hatte der Audi #7 jeweils knapp vor Porsche gewonnen.
Die Entscheidung fiel drei Stunden vor Rennende. Der bis dahin bestplatzierte Audi #9 von Marco Bonanomi, Filipe Albuquerque und René Rast musste wegen Probleme mit der Elektronik und dem Hybridsystem zur Reparatur in die Garage und fiel von einem Podestplatz bis auf den siebten Rang zurück. Auch an den anderen beiden Audis gab es außerplanmäßige Boxenstopps, weil sich jeweils ein Teil der Motorhaube gelöst hatte.
Enttäuschend verlief das Rennen für die beiden japanischen Autobauer. Die beiden Autos des Langstrecken-Weltmeisters Toyota liefen zwar ohne größere Probleme, konnten aber das Tempo von Audi und Porsche zu keiner Zeit mitgehen. Wegen des Problems des Audi #9 konnte der Toyota mit der Startnummer 2 den sechsten Rang einfahren. Hinter besagtem Audi kam der Toyota #1 als Achter ins Ziel – zehn Runden hinter dem Sieger.
Noch schlechter lief es für Nissan, erstmals seit den 90er Jahren wieder in der Königsklasse von Le Mans am Start: Bereits im Training kamen die drei Nissan GT-R LM Nismo bei weitem nicht an die Zeiten der Konkurrenz heran. Einer der drei Nissan GT-R LM Nismo fiel in der Nacht wegen eines technischen Defekts aus, die anderen beiden mussten lange an der Box repariert werden. Immerhin konnte. sie das härteste Langstreckenrennen der Welt beenden – als 40. und 45. mit jeweils mehr als 100 Runden Rückstand auf den Porsche #19.
Der nächste Lauf der Langstrecken-WM findet am 30. August auf dem Nürburgring statt.