Lithium, Kobalt und Co. fürs E-Auto Hohe Rohstoffpreise könnten die Verkehrswende ausbremsen

Kupfer könnte bis 2030 70 Prozent teurer werden. Quelle: dpa

Die ersten deutschen Autobauer wollen bis 2035 aus dem Verbrenner aussteigen. Knappe Rohstoffe gefährden aber die Elektroauto-Offensive, Preise könnten sich versechsfachen. Einige Hersteller entwickeln nun einen Plan B.

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Das Ende des Verbrennermotors in Deutschland kommt – spätestens 2035 will Autobauer VW nur noch Elektroautos herstellen, BMW will in zwei Jahren in seinem Stammwerk in München ausschließlich E-Autos produzieren. Die deutschen Autobauer sehen die Zukunft im Elektroantrieb. Doch um die Verkehrswende möglich zu machen, braucht es Rohstoffe: Ohne Kupfer, Lithium, Nickel und Kobalt können die Hersteller keine E-Autos bauen, sie stecken in jeder E-Auto-Batterie.

In Deutschland sind diese wichtigen Rohstoffe kaum vorhanden. Zwar gibt es beispielsweise im Oberrheingraben eine Lithiumquelle, doch die Kritik an dem Abbauvorhaben ist bisher groß, Genehmigungen zur Förderung gibt es nicht. Deutsche Autoproduzenten müssen deshalb alle wichtigen Metalle importieren – und das wird immer teurer. Allein der Preis für Kupfer ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Eine Tonne Kupfer kostet nun 9800 US-Dollar und ist damit mehr als 23 Prozent teurer als vor einem Jahr.

Das Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW) hat nun auf Basis von Zahlen der Internationalen Energieagentur berechnet, wie teuer die wichtigen Metalle künftig sein werden. Als Szenario wurde angenommen, dass die globalen CO2-Emissionen im Jahr 2050 auf null fallen würden. Im Modell zeigen sich düstere Aussichten: Laut Prognosen der Internationalen Energieagentur (IEA) könnte sich der Kupferverbrauch in den kommenden 20 Jahren verdoppeln, der von Nickel mehr als verdreifachen und der von Kobalt versechsfachen. Bei Lithium würde die Nachfrage bis 2040 zwanzigmal so hoch sein wie jetzt.

Die hohe Nachfrage zeigt sich dann auch in der Preisentwicklung: „Historische Höchststände“ seien zu erwarten, prognostiziert das DIW. So könnte schon 2030 eine Tonne Kobalt 217.000 US-Dollar kosten. Auch Kupfer, das ohnehin schon auf einem hohen Preisniveau ist, könnte sich im Vergleich zu 2020 um knapp 70 Prozent verteuern. Und der Lithiumpreis könnte laut dem Szenario um knapp 180 Prozent steigen.

Und die Preise würden auch erst einmal in diesen Höhen verharren: „Auch wenn wir diese Niveaus in der Vergangenheit bereits erreicht haben, sind die Preise dann jedoch innerhalb von ein, zwei Jahren wieder gefallen. Das wäre hier in dem betrachteten Szenario nicht der Fall. Die Preise würden erst nach einigen Jahren wieder auf niedrigere Niveaus sinken“, sagt Lukas Boer, Ökonom am DIW.

Nickel, Kobalt, Lithium und Kupfer bald Mangelware

Da die Berechnungen des DIW so weit in die Zukunft reichen, beinhalten sie eine gewisse Unsicherheit. Doch ein Mangel an Nickel, Kobalt, Kupfer und Lithium – und damit höhere Preise – sind zu erwarten. Denn die Metalle sind nicht nur in Elektroautos wichtige Bestandteile, sondern werden auch in Windrädern, Photovoltaik- oder Geothermieanlagen verbaut. Für die Energiewende sind sie damit essenziell. Dass die Nachfrage nach ihnen steigen wird, ist damit so gut wie sicher.

Die Frage ist nur, ob das Angebot im gleichen Tempo ausgebaut werden kann. Kupfer, Nickel und Kobalt werden in Minen abgebaut, die Erschließung neuer Bergwerke dauert bis zu 20 Jahre. Lithium wird hingegen in Solen abgebaut. Beim Lithium-Abbau könnten die Kapazitäten deshalb etwas schneller angepasst werden, sagt das DIW. Aber auch dort gehe es nicht ohne Vorlaufzeit.

Und es könnten neue Abhängigkeiten entstehen. Chile besitzt die weltweit größten Lithium- und Kupferreserven und baut die größten Kupfermengen ab, die Demokratische Republik Kongo hat das größte Kobaltvorkommen, Indonesien produziert weltweit die größte Nickelmenge und Australien hat das höchste Lithiumvorkommen. Um die Abhängigkeit von einzelnen Ländern zu verhindern und damit hohe Rohstoffpreise die Verkehrswende nicht ausbremsen, setzen erste Autobauer nun auf das Recycling von Batterien.

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Volkswagen hat seit Januar 2021 eine Recyclinganlage in Salzgitter im Betrieb, vereinzelt spezialisieren sich erste Recyclingunternehmen und Start-ups auf das Geschäft mit den aussortierten E-Autobatterien. Doch noch erschwert die geringe Menge ein wirtschaftliches Arbeiten. Auch müssen Technologien noch weiter entwickelt werden. Denn besonders die sogenannte Schwarzmasse, das was übrigbleibt, wenn eine Batterie für das Recycling behandelt wurde, ist noch nicht vollständig recycelbar. Lithium kann so oft nicht wiedergewonnen werden.

Der Ausbau des Recyclings lohnt sich aber: In einer üblichen Lithium-Ionen-Batterie für ein mittelgroßes E-Auto stecken 35 Kilogramm Nickel und jeweils bis zu zwölf Kilo Kobalt und Lithium – bares Geld also.

Mehr zum Thema: Eine Studie von McKinsey zeigt, dass die Hersteller ihre E-Autos jetzt schon kostendeckend verkaufen. Und in Zukunft dürften sie Gewinne in ungeahnter Höhe einfahren.

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