




Bernhard habe betont, dass mehrere ernstzunehmende Quellen ihm über die VW-Pläne berichtet hätten, sagten Analysten. Volkswagen wies dies entschieden zurück: "Klares Dementi", sagte ein Sprecher. An der Börse ist Paccar umgerechnet 16,5 Milliarden Euro wert.
Hinter den Kulissen bei VW brodelte es. Konzerninsider äußerten sich befremdet über Bernhards Aussagen. Denn bislang galten Spekulationen über Pläne eines Konkurrenten als Tabu. Es wurde daher erwartet, dass VW bei Daimler in Stuttgart vorstellig wird, um sich über Bernhard zu beschweren.

Der Vorgang ist pikant, da Bernhard selbst vor einigen Jahren Vorstand von VW war und aus dieser Zeit noch über Kontakte nach Wolfsburg verfügen dürfte. Europas größter Autobauer hatte unlängst den früheren Lkw-Chef von Daimler, Andreas Renschler, abgeworben. Zuvor hatte Bernhard, bis dahin Chef von Mercedes-Benz Pkw, mit Renschler den Vorstandsposten tauschen müssen. Renschler hatte daraufhin keine Perspektive mehr für sich bei Daimler gesehen. Er soll im Februar an die Spitze des Lkw-Geschäfts von Volkswagen rücken.
Analysten selbst stellten die Frage nach Bernhards Motiven. Einige Leute könnten den Zeitpunkt und den Grund für dessen Äußerungen in Frage stellen, schrieb Analyst Max Warburton von Bernstein Research. Sein Kollege Arndt Ellinghorst sagte, die einzige rationale Antwort sei, dass Daimler jedem das Leben schwer machen wolle, der die Konsolidierung der Branche vorantreibe. "Es gibt wohl nur wenig effizientere Wege, als dies vor einer Gruppe von Analysten zu tun", fügte der Autoexperte des Londoner Analysehauses International Strategy & Investment hinzu.
Ein Daimler-Sprecher sagte, Bernhard habe lediglich auf Fragen zur möglichen Konsolidierung der Lkw-Branche geantwortet. Er verwies darauf, dass Medien bereits vor mehreren Wochen über mögliche Übernahmepläne von VW in den USA berichtet hatten. Navistar und Paccar gelten schon länger als mögliche Übernahmekandidaten für VW.
Die Finanzaufsicht Bafin sah keinen Grund, aktiv zu werden. "Wir sehen derzeit keine Anhaltspunkte für aufsichtsrechtliche Verstöße", sagte eine Sprecherin der Behörde. Bernhard habe den Analysten schließlich nur erzählt, welche Gerüchte es am Markt gebe.
VW will aus seinen Lkw-Töchtern Scania und MAN eine schlagkräftige Allianz schmieden, die es mit den führenden Lastwagenbauern Daimler und Volvo aufnehmen kann. Mit einer Übernahme von Paccar würde VW den Abstand zum Weltmarktführer aus Stuttgart verringern und bekäme zugleich auf dem wichtigen US-Markt einen Fuß in die Tür. Dort sind die Wolfsburger bisher im Lkw-Geschäft nicht präsent.
Paccar ist mit einem Umsatz von umgerechnet rund 12,5 Milliarden Euro einer der größten Lkw-Bauer in Nordamerika. Der Konzern aus der Nähe von Seattle hat vom Transporter bis zum Schwerlaster alles im Angebot, was Logistikunternehmen benötigen. Die Marken Kenworth und Peterbilt sind vor allem in den USA und Kanada bekannt, in Europa kennt man vor allem DAF aus den Niederlanden.