
BMW-Chef Harald Krüger und sein Elektro-Flitzer i3 haben eines gemeinsam - sie arbeiten nahezu geräuschlos. Das sorgt für Ruhe, innerhalb und außerhalb des Unternehmens, birgt aber auch Gefahr – nämlich, überhört zu werden.
Die ist für den neuen Lenker an der Spitze des größten Premium-Autoherstellers der Welt derzeit groß. Denn ein Gegenspieler aus dem Silicon Valley sucht die Bühne wie die Motte das Licht und droht BMW den Ruhm nebst Marktanteilen abzugraben: Elon Musk, Gründer des US-Elektroauto-Bauers Tesla. Der Milliardär aus der US-Internet-Hochburg will nicht weniger als auf den Thron im globalen Elektromobilitätsreich.
Das ist keine leere Drohung. Im vierten Quartal 2014 war das Tesla Model S weltweit das zweitbeliebteste Elektro-Auto hinter dem Nissan Leaf. Die coolen kohlefasernen E-Mobile von BMW, der kleine Stadtflitzer i3 und der Supersportwagen i8 schafften es nicht einmal in die Top fünf.
Die wichtigsten Kennzahlen des BMW-Geschäftsjahres 2014
2014: 80,401 Milliarden Euro
2013: 76,059 Milliarden Euro
Quelle: BMW
2014: 5,817 Milliarden Euro
2013: 5,329 Milliarden Euro
2014: 8,707 Milliarden Euro
2013: 7,893 Milliarden Euro
2014: keine Angabe
2013: 9,4 Prozent
2014: 2,118 Millionen Fahrzeuge
2013: 1,964 Millionen Fahrzeuge
2014: 116.324 Angestellte
2013: 110.351 Angestellte
2014: 41.252 Euro
2012: 40.039 Euro
Quelle: CAR-Institut
Musk macht jede Neuheit zum Hype
Und Musk setzt noch einen drauf. Mit seinem Energiespeicher Powerwall, der Hausbesitzern mit Solaranlage erlauben soll, nahezu autark zu leben und den Tesla mit sauberem Strom zu laden, präsentiert sich Musk sogar als Alleskönner der E-Zukunft. „Wir wollen grundlegend ändern, wie die Welt Energie verwendet“, sagt er. Die Fans johlen und jubeln ihm zu wie einem Popstar. Dass die Akkus weder neu noch besonders innovativ sind, scheint sie nicht zu stören.
Während Musk es gelingt, jede Neuheit zum Hype zu stilisieren, muss BMW-Chef Krüger aufpassen, dass er dagegen mit seinen E-Innovationen nicht verblasst. So stellten die Bayern auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas im Januar einen Stromspeicher vor, der nichts anders leisten soll als Teslas Powerwall, nämlich Strom aus Solarzellen eines Carports zwischenzuspeichern. Doch Huldigungen wie bei Musk blieben aus.
Warum das Modell noch nicht auf dem Markt ist? „Wir sehen es vor einer Markteinführung als unsere Pflicht als seriöser Hersteller, den für ein Serienangebot erforderlichen Reifegrad sicherzustellen“, sagt Julian Weber, Leiter Innovationsprojekte Elektromobilität bei BMW.





Das ist ein Seitenhieb auf den kalifornischen Wettbewerber, der Langzeitstudien bisher schuldig geblieben ist – aber auch das riskante Kalkül deutsche Gründlichkeit gegen schnelle Markteinführung und Mitnahme der Pionierprofite.
Selbst zum Recycling der Batterien aus den i-Modellen haben BMW-Ingenieure schon Ideen entwickelt. Schaffen es die Akkus, sich nur noch zu 80 Prozent aufzuladen, sollen sie ein zweites Leben antreten. Vorbild ist die Hamburg Hafen City, wo sie zu Dutzenden zusammengeschaltet als Leistungspuffer für Schnellladestationen oder als Speicher von Solarstrom dienen.
Zurzeit untersucht BMW-E-Mobilitätsexperte Weber in Kalifornien, Shanghai und Berlin, welches Geschäftsmodell am vielversprechendsten ist. Vom vollständigen, sauberen Energiekreislauf bei ihren Elektroautos hat BMW bisher in der Öffentlichkeit noch nicht groß geschwärmt, wohl aber Musk mit seinen Akkus und dem Tesla Model S.