„Konditionen nicht vorhanden“ Wegen der Politik: Fiat-Renault-Deal geplatzt

Die Fusion zwischen Fiat Chrysler und Renault ist geplatzt. Grund dafür sollen politische Bedingungen sein. Quelle: REUTERS

Überraschend hat Fiat sein Angebot an Renault zurückgezogen. So wird es vorerst keine Fusion zwischen den beiden Autokonzernen geben. Grund seien die politischen Bedingungen in Frankreich.

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Die Fusion der Autobauer Fiat Chrysler und Renault ist geplatzt. Fiat zog sein milliardenschweres Angebot für eine Fusion mit dem französischen Konkurrenten Renault zurück, hieß es in einer Mitteilung am späten Mittwochabend. Das politische Klima in Frankreich würde einen Erfolg der Fusion verhindern, so die Begründung.

Mit der überraschenden Wende zerbrach die vorläufige Vereinbarung über Teams für die Zusammenführung. Der Renault-Vorstand hatte am Mittwochabend sechs Stunden lang außerhalb von Paris über die Fusion beraten und eine Entscheidung anschließend auf Bitte der französischen Regierung verschoben. Sie hält 15 Prozent der Anteile an dem Autobauer.

Der Fusion stand die Regierung aufgeschlossen gegenüber, wollte aber die Konditionen noch eingehender prüfen, insbesondere im Hinblick auf die „industrielle Entwicklung“ Renaults und die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter, wie es vergangene Woche hieß, nachdem die Pläne für die Fusion bekannt wurden. Am Mittwoch hatte die Regierung mitgeteilt, die Fusion solle nicht überstürzt werden. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert einen Insider, laut dem Frankreich den Zusammenschluss habe hinauszögern wollen, um mit Nissan und der Regierung in Tokio zu beraten. Ein Fusion hätte die angespannte Allianz mit Nissan und Mitsubishi gefährden können. Nissan äußerte sich zunächst nicht.

Hersteller, die weniger E-Autos im Angebot haben, können ihre Klimabilanz aufbessern, indem sie Emissionszertifikate kaufen. Seit 2010 hat Tesla so zwei Milliarden Dollar Umsatz gemacht.

Fiat dankte Renault und seinen Partnern Nissan und Mitsubishi für die konstruktive Arbeit an dem Vorschlag. „Es ist klar geworden, dass derzeit die politischen Konditionen in Frankreich nicht vorhanden sind, damit solch eine Kombination erfolgreich vonstattengehen kann“, lautet die Mitteilung von Fiat. „FCA (Fiat Chrysler Automobiles) wird seine Verpflichtungen durch die Umsetzung seiner unabhängigen Strategie weiterhin erfüllen.“ Man sei aber weiter davon überzeugt, dass der Zusammenschluss für alle Parteien Vorteile gebracht hätte, hieß es in der Mitteilung.

Ende Mai hatte Fiat Renault die Fusion vorgeschlagen, bei der beide Seiten je 50 Prozent erhalten sollten. Durch die Fusion hätten Milliarden beim Einkauf eingespart werden können. Die Unternehmen hätten sich die Kosten bei der Entwicklung von autonomen Wagen und Elektro-Fahrzeugen teilen können.

Eine Verbindung zwischen den beiden Unternehmen hätte auch die Autoindustrie neu organisiert, insbesondere wenn das neue Unternehmen weiterhin mit dem japanischen Nissan zusammengearbeitet hätte. Es wäre nach Volkswagen und Toyota der drittgrößte Autohersteller der Welt und etwa 40 Milliarden US-Dollar (35,6 Milliarden Euro) wert gewesen. Gemeinsam hätten die Unternehmensgruppen jährlich etwa 8,7 Millionen Autos produziert.

Die französische Regierung wollte Job- und Investitionsgarantien, einen Sitz im zusammengeschlossenen Vorstand, und die Hauptniederlassung in Frankreich. „Lasst euch Zeit, das richtig zu machen“, hatte Finanzminister Bruno Le Maire noch am Mittwoch im Fernsehsender BFM gesagt. „Wir wollen die Fusion, aber wir wollen sie nicht zu allen Bedingungen.“

Paris versucht nach wegfallenden Jobs bei General Electric in Frankreich derzeit weitere Jobverluste zu verhindern. Der mächtige Gewerkschaftsbund CGT war gegen die Fusion. Er befürchtete ebenfalls Jobverlust und argumentierte, der Vorschlag unterbewerte Renault und komme vor allem Fiat zugute. Auch Italien hatte den Schutz von einheimischen Arbeitsplätzen gefordert.

Die geplatzten Fusionspläne sind nicht die einzige schlechte Nachricht für Renault: Am Mittwoch wurde bekannt, dass sich die Affäre um den ehemaligen Topmanager Carlos Ghosn weiter zuspitzt. Frankreich will Anzeige erstatten. Wenn der Staat Aktionär eines Unternehmens sei, müsse er sicherstellen, dass dessen Führung gut funktioniere, sagte Le Maire. Details zur Anzeige und dem Zeitpunkt, bis wann sie eingereicht werden soll, nannte der Wirtschaftsminister bisher nicht.

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