Milliarden-Investition Daimler stärkt Allianz mit chinesischem Partner BAIC

HANDOUT - Der Vorstandsvorsitzende der Daimler AG, Dieter Zetsche, und der Chairman von BAIC, Heyi Xu. Quelle: dpa

Kurz nach der Bekanntmachung, dass der chinesische Autobauer Geely bei Daimler einsteigt, gibt der Stuttgarter Konzern Milliardeninvestition mit Parnter BAIC in China bekannt.

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Mitten in der Aufregung um den Einstieg des chinesischen Autobauers Geely bei Daimler haben der Stuttgarter Autobauer und sein chinesischer Partner BAIC Motor eine Milliarden-Investition in China angekündigt. Zusammen wollen sie mehr als 1,9 Milliarden Dollar in den Ausbau der Produktionskapazitäten in China investieren, um der Nachfrage im größten Automarkt der Welt nachzukommen, wie es in einem Dokument von BAIC an die Hongkonger Börse heißt. Die Pläne sind ein Bekenntnis Daimlers für seinen langjährigen Partner BAIC. Geely hatte am Freitag seinen Einstieg bei den Stuttgartern mit knapp zehn Prozent bekanntgegeben. Haupteigner Li Shufu will eine Allianz für das autonome Fahren und die Elektromobilität schmieden und ist hauptsächlich an der Batterietechnologie von Daimler interessiert.

Li trifft sich einem Insider zufolge am Montag in Stuttgart mit Daimler-Vertretern. Ein Daimler-Sprecher wollte sich dazu nicht äußern. Außerdem macht der neue Großaktionär bei Deutschlands größtem Premium-Autobauer auch in Berlin seine Aufwartung. Li werde mit dem Wirtschaftsberater von Kanzlerin Angela Merkel, Lars-Henrik Röller, zusammenkommen, hieß es in Regierungskreisen. Die "Bild am Sonntag" berichtete, das Treffen im Kanzleramt am Dienstag sei Teil einer Charmeoffensive des chinesischen Milliardärs.

Die Bundesregierung sieht jedenfalls keine Notwendigkeit einzugreifen. Es handele sich um eine unternehmerische Entscheidung, sagte der Regierungssprecher. "Aufgrund des Charakters des Investments als Minderheitsbeteiligung besteht weder außenwirtschaftsrechtlicher noch wettbewerbsrechtlicher Handlungsbedarf." In der Vergangenheit waren die Engagements chinesischer Firmen bei deutschen Technologieunternehmen - etwa dem Roboterbauer Kuka oder dem Chipunternehmen Aixtron - in Berlin durchaus kritisch gesehen worden.

Konkurrierende Partnerschaft

Geely will den Anteil an Daimler zunächst nicht ausbauen, wie Li Shufu am Wochenende mitteilte. Vielmehr gehe es ihm um eine Allianz, um es bei selbstfahrenden und elektrischen Autos mit neuen Wettbewerbern wie Tesla, Google oder Uber aufnehmen zu können. Kein großer Autokonzern könne den Kampf ohne Partnerschaften gewinnen, sagte Li. Um die Technologieführerschaft übernehmen zu können, müsse man umdenken und Stärken bündeln und teilen. "Diese Vision spiegelt sich in meiner Investition bei Daimler wider."

Daimler arbeitet allerdings schon mit Renault bei der Entwicklung von Autos und Nutzfahrzeugen zusammen, der französische Konzern ist mit gut drei Prozent an den Stuttgartern beteiligt. Auch mit BAIC verbindet Daimler eine langjährige Partnerschaft. Mit der gemeinsamen Milliarden-Investition in China solle ein existierender Standort von BAIC umgebaut und in das Gemeinschaftsunternehmen Beijing Benz Automotive eingebracht werden, erläuterte ein Daimler-Sprecher. In dem Werk sollen verschiedene Mercedes-Modelle produziert werden, inklusive Elektro-Autos. Die Pläne hätten nichts mit dem Einstieg von Geely zu tun, betonte der Sprecher. In einer Mitteilung des Konzerns hieß es: "Daimler kennt und schätzt Li Shufu als chinesischen Unternehmer mit besonderer Kompetenz und Zukunftsorientierung, mit dem man den industriellen Wandel konstruktiv diskutieren kann."

Li bemüht sich schon länger um einen Einstieg bei Daimler. Doch im Herbst hatten die Stuttgarter milliardenschwere Avancen von Geely zurückgewiesen, wie die Nachrichtenagentur Reuters damals von Insidern erfuhr. Die Asiaten hätten über eine Kapitalerhöhung mit einem Anteil von bis zu fünf Prozent einsteigen wollen. Li änderte seine Taktik und erwarb im Stillen den Anteil von knapp unter zehn Prozent, der nach aktuellen Kursen gut sieben Milliarden Euro wert ist. Geely war zuletzt auf Expansionskurs. Die schwedische Automarke Volvo gehört seit Jahren zum Konzern. Vor wenigen Wochen waren die Chinesen zudem beim schwedischen Lkw-Bauer Volvo eingestiegen. Im vergangenen Jahr kaufte die Zhejiang Geely Holding die Mehrheit beim Sportwagenbauer Lotus.

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