Mobius Motors in Afrika Der Deutsche, der den Kenianern Autos verkaufen soll

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Kenias Regierung unterstützt einheimische Autohersteller

Kenias Regierung hat die Notwendigkeit offenbar erkannt. Sie plant, bis 2021 die bereits bestehende Einfuhrbeschränkung auf Importautos zu verschärfen: Importierte Autos dürfen demnach nur noch maximal drei statt wie bislang acht Jahre alt sein. Ziel sei es, den hohen Marktanteil von Gebrauchtfahrzeugen und Gebrauchtteilen schrittweise zu reduzieren und durch neue Produkte zu ersetzen, die in Kenia hergestellt oder montiert werden, begründet die Regierung den Richtlinienentwurf laut der Nachrichtenagentur Reuters. Unterstützend sind auch finanzielle Anreize geplant für Unternehmen, die Autos vor Ort montieren: Diese sollen nach der Gesetzesrichtline in Zukunft von Import- und Verbrauchssteuern befreit werden und nur noch die Hälfte der Körperschaftsteuer zahlen. Passend dazu hat die Regierung bereits im Sommer 2017 die Initiative „Buy Kenya, Build Kenya“ ausgerufen. Die Strategie ziele darauf ab, schrieb der Kabinettssekretär für Industrie und Wirtschaft Adan Mohammed, „ allen kenianischen Bürgern den Patriotismus und die Präferenz für kenianische Waren und Dienstleistungen als Mittel zur Unterstützung der Binnenwirtschaft näherzubringen.“

„Das hilft uns natürlich“, sagt Markus Schröder. Denn das geplante Gesetz dürfte die importierten Autos verteuern. Derzeit liegt der Durchschnittspreis für ein Auto in Kenia zwischen umgerechnet 4500 und 9000 Euro. Der Mobius II liegt mit einem Einstiegspreis von umgerechnet 11.200 Euro darüber. Aber, sagt Schröder: Seine Firma biete im Gegensatz zu Importautos drei Jahre Garantie.

Schröder will die Kenianer beim Nationalstolz packen

Schröder weiß, dass er Überzeugungsarbeit leisten muss. Die Vorbestellungen sind ein guter Anfang, mehr nicht. Große Kampagnen hat der Marketingfachmann Schröder noch nicht gestartet: „Instagram, Facebook, Flyer“, zählt er auf, „und wir legen Wert darauf, dass die Autos auf den Straßen unterwegs sind.“ Natürlich fährt er auch selbst einen der 50 Prototypen des Mobius I, rollende Werbung. Wenn er mit dem Fahrzeug an einer Ampel stehe, erzählt er, kämen die Menschen angelaufen und fragten ihn: „Oh, made in Kenya? I like your car.“ Er wolle die Kenianer beim Nationalstolz packen und habe bisher auch „gutes Feedback erhalten: endlich ein Auto, dass für unsere Bedürfnisse entwickelt worden ist.“ Die Regierung soll ein wichtiger Abnehmer werden. Präsident Uhuru Kenyatta besitzt einen der ersten Mobius. Und vor wenigen Tagen erst wurde Generalsekretär Karanja Kibicho während einer Testfahrt in einem Mobius gesichtet. Und auch wenn die große Produktion noch nicht angelaufen ist, plant die Firma in der Hafenstadt Mombasa, der zweitgrößten Stadt des Landes, einen Mobius-Showroom. „Über kurz oder lang wird der Wettbewerb hier härter werden“, weiß Schröder.

Volkswagen und Peugeot greifen in Kenia an

Denn auch andere Autohersteller haben Kenia wiederentdeckt: Der französische Autobauer Peugeot lässt seit 2017 in Thika nahe Nairobi das SUV 3008 und die Limousine 508 zusammenbauen. Volkswagen unterhält seit Ende 2016 ebenfalls in Thika einen Montagebetrieb für den VW Polo, der auf dem afrikanischen Markt den Beinamen Vivo trägt. „Wir planen, in naher Zukunft weitere Modelle hinzuzufügen“, sagt ein Sprecher von Volkswagen Südafrika. Hinzu kommen weitere lokale Hersteller afrikanischer Länder: Kantanka aus Ghana und der staatliche Autobauer Kiira Motors aus Uganda sprechen ähnliche Zielgruppen an wie Mobius. Die Bedeutung solcher Vor-Ort-Produktionen ist nicht zu unterschätzen, sagt Deloitte-Experte Martyn Davies: „Der wahre Game-Changer ist der Eintritt eines Originalausrüstungsherstellers im Land. Nur so kann ein Industrie-Ökosystem geschaffen werden.“

Zulieferer in Kenia: Continental und Hella

Zwar liege der Anteil kenianischer Komponenten am Mobius bei über 50 Prozent, sagt Schröder, aber natürlich ist er auf eine internationale Zuliefererstruktur angewiesen. Zu den Mobius-Partnern zählen unter anderem der Hannoveraner Großkonzern Continental, der Lichttechnikspezialist Hella aus Lippstadt und der indische Autozulieferer Rane TRW. Der Mobius-Motor ist eine Gemeinschaftsentwicklung von Toyota und General Motors, das Getriebe stammt aus Japan, die Sitze kommen aus China. 50 Mitarbeiter beschäftigt Mobius mittlerweile. Was Schröder freut: „Die allermeisten unserer Produktionsmitarbeiter kommen direkt aus Kenia. Es gibt hier vor Ort sehr talentierte und engagierte Kandidaten sowie Mitarbeiter mit einer ausreichenden soliden Ingenieursgrundausbildung.“ Leider mangele es vielen „aufgrund der fehlenden Möglichkeiten in der Industrie an intensiver Praxiserfahrung“. Er möchte das ändern.

Seine Mission beginnt gerade erst, und er fühle sich wohl im Land. Seit Mitte Juni ist die Regenzeit vorbei in Kenia. Es habe nun angenehme 20 Grad in Nairobi. Morgens kann es aber kühl sein, erzählt Schröder: sein Arbeitstag beginnt um 7 Uhr, und sein Mobius I sei nicht sonderlich gut gedämmt. 20 Minuten brauche er von seiner Wohnung im Stadtteil Kileleshwa. Nairobi sei zwar keine ausnehmend schöne Stadt, aber sehr charmant. „Überall entsteht etwas Neues, man merkt den Spirit der Gesellschaft, den Aufbruch der Leute hier.“ Es sei „nicht schwer, sich hier zu Hause zu fühlen.“ Abgesehen von seiner Familie – vermisst er gar nichts? Markus Schröder antwortet schnell: „Lakritz. Und eingelegter Hering. Die gibt’s hier nicht.“

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