
Los Angeles, Donnerstagabend, gegen 22 Uhr. Zwei Prototypen seines Models 3 hat Tesla für Probefahrten bereitgestellt. Genauer gesagt: für „Mitfahrten“.
Denn gesteuert werden die Prototypen von Tesla-Technikchef JB Straubel und Chefingenieur Doug Field höchstpersönlich. Als Journalist komme ich als einer der ersten in den Genuss, in den Tesla 3 einzusteigen. Hinter mir erstreckt sich eine Schlange von Tesla Fans, von denen viele ihre Vorbestellung bereits vor Stunden aufgegeben haben. Und zwar blind. Aber das Risiko ist – abgesehen mal von einer Pleite – gering. Tesla erstattet die Anzahlung auf Wunsch zurück. Unter den 140.000 Bestellern weltweit sind so gewiss auch eine Menge Spekulanten.





Die Karosserie des Tesla 3 besteht aus Stahl und Aluminium, eine Kombination aus Kosten und Sicherheitsaspekten. „Für die Aufprall-Sicherheit haben wir Stahl gewählt, für den Hinterraum des Wagens Aluminium als leichteres Material“, erklärt Field.
Am Model 3 fällt zunächst mal der fehlende Kühlergrill auf. Nur konsequent, denn den brauchen Elektrofahrzeuge auch nicht. Das große nach hinten gezogene Panoramadach lässt den Wagen innen geräumiger erscheinen. Wie von Elon Musk versprochen, passen tatsächlich fünf Erwachsene rein. Aber eher von schmaler Statur, denn auf der Hinterbank wird es schon ziemlich eng.
Ich habe auf dem Beifahrersitz mit meinen 1,86 Metern ausreichend Platz. Auch die Beinfreiheit ist angenehm. Und zumindest murrt mein Hinterbänkler, der mindestens 1,90 Meter groß ist, nicht. „Das ist ein echter Prototyp, nicht nur ein Show-Auto“, bekräftigt Field nochmal, bevor er die Bremse löst. Man könnte allerdings leicht auf den Gedanken kommen – vor allem wegen des fehlenden Instrumentenpanels vor dem Fahrer. Dazu dient der rechteckig angebrachte Tablet-Computer, der vorn in der Mitte befestigt ist und neben einer riesigen Karte von Los Angeles Geschwindigkeit und gewählten Gang anzeigt. „Im Zeitalter des Autopiloten braucht man nicht ständig so viele Informationen“, sagt der Ingenieur. Der Wagen gleitet geräuschlos die abgesteckte Piste zwischen Tesla Designstudio und der Fertigungshalle von Musks Weltraumtransportunternehmen Space X entlang. Auf einer gesperrten Seitenstraße jagt Field kurz das Tempo auf 80 Meilen pro Stunde hoch, man wird angenehm in den Sitz gedrückt. Wie unterscheidet sich das Fahrgefühl vom Tesla S? „Er hat das, was wir die Tesla DNA nennen, richtig gute Performance wie der Model S und viel Drehmoment“, wirbt Field. „Er ist kleiner und enger, aber auch wendig.“ Zum Akku will er keine Angaben machen. Außer dass es verschiedene Versionen geben wird, wobei die Einstiegsvariante mindestens 344 Kilometer Reichweite leisten soll.





Vier Minuten hat die Mitfahrt gedauert, die nur den Hauch eines Eindrucks geben konnte. Was der Wagen tatsächlich leistet und wie gut er verarbeitet ist, wird sich erst Ende nächsten Jahres herausstellen. Dann sollen die ersten Fahrzeuge ausgeliefert werden, wenn Musk den Zeitplan hält.
Eins ist jetzt schon klar: Seine Abnehmer werden Tesla viel nachsehen. Wie viel, davon konnte ich mich bei der Tesla Präsentation persönlich überzeugen. Michael, einer der ersten Käufer des Geländewagen Model X – mit der Seriennummer 319 – beklagte sich bitterlich bei mir über die vielen Macken seines Fahrzeugs, für das er 140.000 Dollar hingeblättert hat.
46 Mängel habe er gezählt und an Tesla berichtet. Vor allem die Backup-Kamera würde regelmäßig ausfallen, mit den Sensoren der Flügeltüren gäbe es ständig Probleme. Sie sind also unzufrieden? „Nein, ich bin nur superkritisch“. Und der Tesla 3? „Den habe ich natürlich sofort bestellt.“