Nachfolge-Debatte bei Daimler Wer kann auf Dieter Zetsche folgen?

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Neben Källenius lauert ein Dauer-Kronprinz

Kandidat Nummer zwei: Wolfgang Bernhard, Chef der Truck-und Bus-Sparte. Der 55-jährige Manager ist eine Art Dauer-Kronprinz im Hause Daimler. Nachdem er sich zusammen mit Zetsche bei der Chrysler-Sanierung einen Namen gemacht hatte, wurde Bernhard als Nachfolger für den Mercedes-Marken-Chef Jürgen Hubbert aufgebaut. Doch 2004 überwarf sich der studierte Wirtschaftsingenieur mit DaimlerChrysler-Konzernboss Jürgen Schrempp nach einem Streit über die Mitsubishi-Beteiligung und verließ Stuttgart – bis heute gilt Bernhard intern als undiplomatisch und schwierig im Umgang.

Business-Limousine ab 45.303 Euro
Mercedes E-Klasse Quelle: Daimler
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Mercedes E-Klasse Quelle: Daimler
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Aber: Er gilt auch als Arbeitstier und knallharter Sanierer. Letzteres hat er nicht nur bei Chrysler, sondern auch bei Volkswagen demonstriert. Von 2005 an leitete er die Marke Volkswagen und bereitete mit seinen Reformen die Grundlagen für das Wachstum, die Volkswagen später zum zwischenzeitlichen Weltmarktführer machen sollten. Statt des befürchteten Kahlschlags brachte er es mit seiner geradlinigen Art zum Retter in der Krise. Dass er es in Wolfsburg nicht noch zu höheren Ehren brachte, lag vor allem an dem Konzernpatriarchen Ferdinand Piëch, der den bei der Belegschaft beliebten Manager 2007 absägte.

Das Rennen ist offen

Zwei Jahre später kehrte Bernhard zur dann von Chrysler getrennten Daimler AG zurück – zu seinem Vertrauten Zetsche. Über Umwege brachte er es wieder zum Vorstand der Lkw-Sparte – ohne aber an die früheren Sanierungserfolge anknüpfen zu können. Das hatte zuvor Andreas Renschler gemacht, der sich – ebenfalls als Kronprinz gehandelt – nach Zetsches Vertragsverlängerung zu VW absetzte.

Während Källenius mit seinen rhetorischen Stärken zumindest versucht, dem Typ Zetsche auf der großen Bühne nachzueifern, pflegt Bernhard eine andere Art des Auftritts – und lässt sich davon auch nicht abbringen. Statt sich nach der großen Showpremiere auf einer Automesse unters Volk zu mischen und wie Entwicklungsvorstand Weber auch mal öffentlich ein Bier zu trinken, hält er sich lieber reserviert im Hintergrund. Der eine bezeichnet das als unnahbar, der andere als hochprofessionell. Immerhin: Bei der Jahrespressekonferenz durfte Bernhard neben Zetsche und Finanzvorstand Bodo Uebber auf der Bühne sitzen – Källenius nicht.

Wer das Rennen macht – der Marketing- und Verkaufsfachmann Källenius, der Sanierer Bernhard oder gar ein externer Dritter – wird nicht zuletzt daran entschieden, welchen Typ Manager Daimler bis dahin braucht. Ob es bis 2019 etwas zu sanieren gibt oder dann die größte Herausforderung eines Autobauers darin besteht, den Kunden neue Zukunftstechnologien schmackhaft zu machen, wird vor allem von einem geprägt: Dieter Zetsche.

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