Nachrüstungen Wo die Grenzen des sauberen Diesels liegen

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„Autos der Zukunft werden dramatisch teurer“

Klar ist aber auch: Mit den von Daimler eingeplanten 73 Euro pro Auto ist es nicht getan. Der Conti-Chef rechnet mit Zusatzkosten „von mehreren Hundert bis 1000 Euro“ je nach Fahrzeug. „Für kleinere Fahrzeuge unter 1,6 Liter wird sich dies nicht rechnen“, so Degenhart.

Das System funktioniere „vielleicht nicht optimal“ bei 20 Grad unter null. „Aber mit ihm lassen sich die Stickoxid-Grenzwerte bei realen Fahrbedingungen und gleichzeitig sehr kalten Temperaturen von bis zu minus sieben Grad Celsius einhalten.“

Motoren-Professor Eifler will zwar keine Zahl nennen, rechnet aber mit höheren Kosten. „Wir müssen uns keinen Illusionen hingeben: Die Autos der Zukunft werden dramatisch teurer werden“, so Eifler. „Wenn nur noch Autos mit kaum messbaren Emissionen zugelassen werden können, brauchen diese eine aufwendige Filter- und Abgastechnik. Und die ist teuer.“

Wie dreckig sind moderne Verbrenner?
Mercedes-Benz S-Klasse Quelle: Daimler
Audi A4 Avant Quelle: Audi
Audi A4 Avant Quelle: Audi
BMW X1 Quelle: BMW
BMW X1 Quelle: BMW
Mazda6 Quelle: Mazda
Mazda6 Quelle: Mazda

Autobauer fürchten um ihre CO2-Ziele

Doch genau das wollen die Autobauer vermeiden. Wird der Diesel zu teuer und damit unattraktiv (zumindest bei Klein- und Kompaktwagen), wird es immer schwieriger, die CO2-Ziele zu erreichen. Im Jahr 2021 darf die Flotte eines Autobauers nur noch 95 Gramm CO2 ausstoßen. Deshalb gibt sich Daimler-Chef Zetsche immer noch zuversichtlich: „Wir sind davon überzeugt, dass der Diesel nicht zuletzt wegen seiner niedrigen CO2-Emissionen auch künftig ein fester Bestandteil im Antriebsmix sein wird.“

Daimler ist mit dem Grundsatzproblem nicht alleine. Nachdem in München eine Debatte über mögliche Fahrverbote entbrannt war, sagten BMW und Audi bei Beratungen mit der bayerischen Landesregierung prinzipiell zu, die Hälfte ihrer in Deutschland zugelassenen Euro-5-Dieselwagen technisch nachzurüsten. Die Hälfte sind aber nicht alle – bei den älteren Euro-5-Modellen reicht offenbar ein Software-Update nicht aus.

Jede Maßnahme wird dabei helfen, die Luft in den Städten besser zu machen – welche mehr bringt, lässt sich aber erst im Nachhinein messen. Die Autobauer versuchen jedoch, ihr angestammtes Geschäftsmodell über die Runden zu retten. Aus der Politik war bislang keine klare Linie zu sehen, wie selbst das Zurückrudern des grünen Ministerpräsidenten in Baden-Württemberg beim Thema Fahrverbote zeigt.

Nur eines kann am Ende helfen: Konsequent zu überwachen, ob die vorgeschriebenen Werte in der Praxis eingehalten werden oder nicht. Mit welcher Technologie die Unternehmen das erreichen, sollte der Politik egal sein. Das kann der saubere Diesel sein. Muss es aber nicht.

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